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Brief 131
Korrespondenz
Görz – Gonzaga
emplarisch einer dieser Korrespondenzstränge herausgegriffen werden, nämlich die
Briefkommunikation der Grafen von Görz mit den Markgrafen Gonzaga von Man-
tua aus dem letzten Viertel des 15. Jhs.
Der Briefwechsel zwischen dem Haus Görz und den Markgrafen von Mantua
umfasst den Zeitraum von etwa 1475 bis 1500. Die Schreiben sind in den Archiven
von Innsbruck und Mantua ĂĽberliefert. Thema und Anlass des Briefwechsels war
die Verheiratung der Markgräfin Paula de Gonzaga4 mit dem letzten Görzer Grafen
Leonhard 1478 (vgl. Farbtafel 4). Da sowohl die Geschichte der Heiratsanbahnung
und Verlobung als auch die Ehe selbst von zahlreichen Problemen gekennzeichnet
waren, hatte sich ein intensiver Briefwechsel zwischen den Görzern und den Gon-
zaga entsponnen.5 Die konfliktreiche Beziehung begann damit, dass der Graf nach
erfolgtem Hochzeitsversprechen im Juli 1476 die Reise der Braut nach Lienz und
damit die Hochzeitsfeier über ein Jahr hinauszögerte. Im Hochzeitsversprechen
hatte man den Hochzeitstermin auf Oktober 1477 festgelegt. Leonhards Haupt-
ausreden bezüglich der Verzögerungen beziehen sich auf drohende Pestgefahr oder
mögliche Türkeneinfälle. Nach der Hochzeitsfeier in Bozen am 15. November 1478
nahmen die Probleme jedoch kein Ende : Die stets kränkliche Paula erlitt einen
Schwächeanfall, von dem sie sich nur schwer erholte, hinzu kamen heftiges Heim-
weh der Braut und Dissonanzen mit ihrem Ehemann, die sich durch die Unstim-
migkeiten zwischen dem Grafen und dem italienischen Hofpersonal seiner Gattin
vertieften. Erschwerend kam hinzu, dass Paulas Vater Ludovico kurz vor der Hoch-
zeit verstorben war und ihr Bruder Federico in der Folge kein Interesse daran zeigte,
die Mitgift seiner Schwester vollständig auszuzahlen. Da die Ehe zudem kinderlos
genhändig verfasste Schreiben illustrer Persönlichkeiten vereint, die früher z. T. auch in Schaukästen
dem Publikum zugänglich waren. Aus der Zeit des ausgehenden Mittelalters findet sich ein beacht-
liches Corpus von Briefen im Bestand der Sigmundiana, so auch jene, die in der Folge betrachtet
werden.
4 BezĂĽglich der Namenformen werden jene verwendet, die in den Originalbriefen aufscheinen. Paula
wird hier stets in der Form „Paula de Gonzaga“ angeführt, nach ihrer Hochzeit dann auch als „Grä-
fin zu Görz“ oder schlicht „Paula von Görz“. Was ihren Vater und ihren Bruder Ludovico angeht,
so wechseln die Namen zwischen den Formen „Ludovico“ und „Lodovico“. Hier wird die Form
„Ludovico“ gewählt, da diese auch in der einschlägigen Literatur dominiert.
5 Genaue Zahlen lassen sich schwer anfĂĽhren, da viele Briefe verloren gegangen, z.T. aber auch mehr-
fach überliefert sind (in Form von Originalbriefen, Konzepten und Registereinträgen). Insgesamt
sind an die 500 Schreiben ĂĽberliefert, die direkt mit der EheschlieĂźung bzw. in der Folge mit den
Beziehungen Gonzaga – Görz in Verbindung stehen. Die betrachteten Briefe sind überliefert im Ti-
roler Landesarchiv (TLA) in den Beständen Sigmundiana, Pestarchiv, Urkundenreihe und Autogra-
phen sowie im Archivio di Stato di Mantova (ASM), Archivio Gonzaga (AG) : Buste 218, 219, 332,
393, 426–429, 439, 510, 514, 522, 536, 544, 845, 846, 2100–2109, 2186–2188, 2415–2420,
2424, 2427, 2429, 2434, 2441, 2450, 2891–2907, 2961, 2962.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 602
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Ăśberblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593