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264 Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog FerdinandsÂ
II. von Tirol (1595)
Gelegenheits-
gedichte
hodoeporica :
Sabinus gelernt haben : Dieser hatte 1530 in Verona sein berĂĽhmtes Lehrgedicht ĂĽber die
Syphilis publiziert, dessen erstes Buch ebenfalls mit einer Klage ĂĽber die Kriegs-
verwüstungen in Italien schließt und zu dessen Beginn er ausdrücklich erklärt, er
werde anhand eines geringen Themas Zusammenhänge von großer Bedeutung auf-
zeigen (Syph. 1,22–23).
Die sieben Gelegenheitsgedichte, die den Band abschließen (Bl. 16v–24v), sind
chronologisch breit gestreut : Die ersten beiden, Geburtstagsgedichte fĂĽr Maximi-
lian II. und seinen Sohn Erzherzog Ernst, sind wohl am Wiener Hof entstanden.
Die Gedichte fĂĽnf bis sieben, in denen u.a. der norditalienische Humanist Be-
nedetto Lampridio und der Jurist Massimo Grando aus Arco angesprochen werden
(und in denen von einer mysteriösen Verbannung des Autors aus Trient die Rede
ist), gehören in die Zeit davor. Das dritte, das sich an einen Trientner Kanonikus
wendet, stammt aus den letzten Lebensjahren des Dichters. Unklar sind Entste-
hungsort und -zeit des vierten Gedichts, in dem ein nicht näher bekannter Spanier
namens Ramiro Gusmano apostrophiert wird. Vermutlich wollte der greise Ales-
sandrini aus den zahlreichen Gelegenheitsgedichten, die er im Laufe seines langen
Lebens verfasst haben dürfte, hier so etwas wie eine knappe, aber dennoch reprä-
sentative Anthologie zusammenstellen. Zu dieser Annahme passt auch die wohl-
geordnete metrische Vielfalt der kleinen Sammlung, die vom prestigeträchtigsten
zum leichtesten, spielerischsten MaĂź absteigt : Auf drei Hexametergedichte folgen
eine Elegie, zwei StĂĽcke in horazischen MaĂźen und eines in Hendekasyllabi. Das
inhaltlich reizvollste Gedicht ist die Elegie an Gusmano, ein Begleitgedicht zu einer
Art Sichel, mit welcher der Empfänger, wie das der Autor selbst häufig getan hat,
sich kĂĽnftig auf der Vogeljagd Ă„ste abschneiden kann, um sich damit zu tarnen :
Möge er bei dieser Beschäftigung Erholung von seinen Studien finden und stets mit
reicher Beute nach Hause zurĂĽckkehren !
Schließlich darf in diesem Überblick ein Genre nicht unerwähnt bleiben, in dem
sich zwar keine Tiroler versucht haben, das sich aber bisweilen dennoch ausfĂĽhrlich
mit Tirol beschäftigt, das Land im Gebirge in anderen Regionen bekannt gemacht
und sein Bild in Europa mitgeprägt hat : Das 16. Jh. war im deutschen Sprachraum
die Hochzeit des sogenannten hodoeporicon, des nlat. Reisegedichtes – und da viele
der beschriebenen Reisen nach Italien fĂĽhrten, fĂĽhrten auch nicht wenige durch
Tirol : Hermann Wiegands klassische Monographie listet immerhin neun Beispiele
auf.22 Neben anderen literarischen Größen wie Riccardo Bartolini, Nathan Chyt-
raeus oder Georg Fabricius schildert auch Georg Sabinus (1508–1560 ; Kühlmann
u.a. 1997, 1240–1243) in seinem Itineris Italici hodoeporicon („Gedicht über eine
Reise nach Italien“ ; o.O. 1535), wie er das Land durchzogen hat (Wiegand 1984,
22 Wiegand 1984, 441, 446–448, 464–468, 472–476, 483–486, 502–504, 508, 521–522, 523–524.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 602
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Ăśberblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593