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Geschichtsschreibung 321
Christoph
Wilhelm Putsch
Collectanea
Konzeption
Männer, die bereits in seinen Diensten standen, wie Schrenck von Notzing oder
Gerhard de Roo, die lat. Werke verfassten, andererseits versuchten sich auch Neu-
einsteiger der Gunst ihres Landesherren zu versichern.
Einer von Letzteren war Christoph Wilhelm Putsch, der 1542 in Innsbruck als
Sohn des Schatzarchivars Wilhelm Putsch und jĂĽngerer Bruder des Dichters Jo-
hannes Putsch (vgl. hier S. 250–252) geboren wurde.19 Seine Mutter Dorothea
MĂĽllerin starb frĂĽh. Vom Besuch der Lateinschule in Innsbruck zeugt das Lob,
das er seinem Lehrer Peter Collatinus Posthumus zuteilwerden lässt. 1557 scheint
Putsch in den Matrikeln der Universität Ingolstadt auf. Beruflich stand er später in
den Diensten Erzherzog FerdinandsÂ
II. Seit den 60er-Jahren des 16. Jhs. war er mit
umfangreichen Sammlungen fĂĽr eine Topographie Deutschlands und speziell Tirols
beschäftigt. Zu diesem Zweck hielt er sich 1564 in den Klöstern Marienberg20 und
St. Michael an der Etsch auf. Später besuchte er das Kloster Steinach an der Etsch,
wo er nur mehr eine einzige Nonne antraf. Freundlich wurde er in der Stamser Zis-
terze aufgenommen, war doch der damalige Abt, Georg II. Berghofer (vgl. Album
Stamsense 27–28), sein Verwandter. Intensiv waren seine Studien auch bei den
Prämonstratensern in Wilten.21 Neben seinen Reisen konnte sich Putsch bei seiner
Arbeit auf eine fĂĽr seine Zeit beachtliche Privatbibliothek von 325 Werken stĂĽtzen
(vgl. Neuhauser 2002). Putsch starb 1572 im jungen Alter von 30 Jahren.
Während Putsch auch als Dichter hervorgetreten ist (vgl. hier S.Â
231), dĂĽrfen die
Collectanea rerum memorabilium Tirolensium („Sammlung denkwürdiger Ereignisse
aus Tirol“) als sein unvollendetes historisches Hauptwerk gelten.22 Der Inhalt der
Collectanea ist bei Egger 1867, 14–15 dargestellt, jedoch sollte dessen Kritik an dem
Werk (14 ; „Vor allem fehlt ihm Ordnung und Plan“) zurechtgerückt werden :
Im Proömium (Cod. 825, 3–6) der Collectanea erweist sich Putsch als an den
Klassikern geschulter Humanist : Sein operaeque pretium me facturum existimavi
(„und ich war der Meinung, ich könnte etwas Sinnvolles machen“) erinnert an den
Beginn des Geschichtswerkes des Livius, den Putsch als „Fürsten der Geschichts-
schreibung“ (3) preist ; die Bezeichnung der Geschichte als lux veritatis, magistra
19 Vgl. Hirn 1885–1888, Bd. 1, 353–358 ; Waldner 1893 ; Neuhauser 2002 ; zur Familie Putsch vgl.
Egger 1867, 13 ; Huter 1937.
20 Putsch beklagt sich (ULBT, Cod. 825, S. 131, 148, 157) ĂĽber die unfreundliche Aufnahme in Ma-
rienberg durch Abt Philipp God (reg. 1561–1571).
21 Hirn 1885–1888, Bd. 1, 355 Anm. 2 erwähnt ein inzwischen verlorenes Chronicon Wiltinense
(„Wiltener Chronik“), das Putsch geschrieben haben soll. Waldner 1893, 382 Anm. 1 identifi-
ziert dieses Chronicon mit dem Werk De Haymone gigante („Über den Riesen Haymon“ ; vgl. hier
S. 234–235).
22 Das Manuskript liegt heute in der ULBT (Cod. 825 und 826). Einen Auszug davon besitzt die
Bibliothek des TLMF (Dip. 617), vgl. Nägele 1938, 285 Anm. 12.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 602
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Ăśberblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593