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Brief 337
Briefe zwischen
Hoch und
Niedrig
fen (Nr. 127). Lat. Empfehlungsschreiben und Bittschriften kommen von ande-
ren Geistlichen, z.B. Bischofskollegen (Nr. 564) und Äbten (Nr. 1731). Besonders
gerne verwenden gekrönte Häupter Europas, etwa die Kaiser Ferdinand I. (Nr.
1626) und Maximilian II. (Nr. 1738) sowie König Sigismund II. von Polen (Nr.
654), das Lat. für Beglaubigungs-, Empfehlungs- und Dankesschreiben. Schließlich
sind auch verhältnismäßig viele von Cristoforos eigenen Briefen (Nr. 91), Dekreten
(Nr. 71) und Vorladungen (Nr. 1358) lat. abgefasst. Tendenziell kommt das Lat. als
Briefsprache also noch am ehesten unter gebildeten und hochrangigen Briefpart-
nern, unter Klerikern sowie in Auslandsbriefen zum Einsatz.
Sprachlich und stilistisch weist dieses Corpus, wie nicht anders zu erwarten, eine
große Spannweite auf. Zwischen einer ganz technisch gehaltenen Schlachtbeschrei-
bung wie Nr. 152 und der Glätte eines königlichen Dankesschreibens wie Nr. 154
liegen in dieser Hinsicht Welten. Wenn es einen Aspekt gibt, der in den meisten
Briefen ins Auge fällt, so ist es der gekonnte, situationsgemäße Umgang der Schrei-
ber mit dem Standesunterschied und Machtgefälle zwischen ihnen selbst und ihren
Adressaten. Der einschlägige Formelschatz, der sich über die Jahrhunderte hinweg
entwickelt hat, engt den Geübten diesbezüglich nicht ein, sondern ermöglicht es
ihm im Gegenteil, nahezu beliebig fein zu differenzieren. Das folgende, bei Galante
nicht aufgeführte Schreiben an Cristoforo illustriert neben den meisten übrigen der
eingangs genannten Merkmale des Kanzleibriefs (unantiker Anfang und Schluss,
Periodenstil, mittelalterliches Lat., pluralis maiestatis usw.) auch diesen Aspekt. Es
stammt anscheinend von einem höherrangigen Trientner Beamten, der während
des Konzils für das Wohl eines Mitglieds der Familie Farnese, vielleicht Alessandro
Farnese d.J., zu sorgen hatte. In wenigen Zeilen gelingt es dem Mann, den Fürstbi-
schof seiner Dienstfertigkeit und Ergebenheit zu versichern, seine Abwesenheit zu
entschuldigen, sich als tatkräftigen, selbständigen Untergebenen darzustellen, der
gleichwohl nie den Beschlüssen seines Herren vorgreifen würde, und sein Engage-
ment mit seinem Wohlwollen für die Farnese, seinem pflichtbewussten Bürgersinn
und last not least seiner Sorge um Cristoforos Ruhm zu begründen.
Beatissime praesul, Domine mi colendissime,
Post beatorum pedum oscula humillimam et devotam commendationem. Quicquid praesentis
temporis status exigat, pro mea in rempublicam et Farnesiorum Illustrissimam familiam per-
petua voluntate et observantia, quum per meipsum non licet, per secretarium meum, qui has
reddet, Beatitudini Vestrae significatum volui. Quare et eum audire et ex eius relatu statuere
dignabitur, quod cum reipublicae utilitate gloriosaque Beatitudinis Vestrae commendatione
sit coniunctum. Cuius ego interea pedibus me humillime submittens devotissime commendo.
Tridenti Nonis Augusti MDXXXXVI.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 602
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593