Page - 380 - in TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 1
Image of the Page - 380 -
Text of the Page - 380 -
380 Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands
II. von Tirol (1595)
fünfter Fall
Stil Quisquilie anmutet, hatte am Konsil von Trient zu ernsthaften Schwierigkeiten ge-
führt. Aus diesem Grund erlangte Quettas Gutachten, das zur Lösung des Problems
beitrug, eine gewisse Berühmtheit (Ranieri 1987, 284, 309).
Im fünften Fall wird ein lehensrechtliches Problem analysiert : Die Barone von
Walsperg stritten sich mit dem vicarius minerarum („Bergwerksverweser“) des Bi-
schofs von Trient um das Eigentum an Bodenschätzen, die sich auf ihrem Grund
befanden. Quetta nennt zunächst die Argumente, die für die Nutzung durch den
vicarius minerarum als Stellvertreter des Lehensherrn sprechen : Zum Beispiel schei-
nen auch die Wälder, in denen besagte Bodenschätze gefördert wurden, in der Le-
hensurkunde nicht eigens auf, und Bodenschätze zählen zu denjenigen Regalien,
die, wenn sie nicht ausdrücklich genannt werden, nicht mit dem Lehen zusammen
vergeben werden. Schlussendlich befürwortet er aber dennoch die Fruchtziehung
durch die Barone von Walsperg, da diese die Förderung schon seit längerem aus-
übten und bereits ein Urteil aus dem Jahr 1454 die Nutzung von Bodenschätzen
durch den Vasallen gestatte (24–25) :
Est ergo pro mea opinione honestissimum, quod iuxta qualitatem minerarum nunc exsisten-
tium fiat aliqua designatio nemorum, quae pro praesenti indigentia minerarum necessaria sit,
cum reservatione augendi, si auctae fuerint minerae, et auferendi omnem designationem, quae
fieret, si minerae cessaverint, caeteris nemoribus remanentibus in libera regulatione et disposi-
tione praefatorum magnificorum dominorum nobilium de Walsperg, ut illis pro suo arbitrio
et voluntate uti et frui possent, tamquam ex investitura praedicta sint sua4 et ad eos iure utilis
dominii spectent ratione feudi.
Es ist daher meiner Meinung nach das Anständigste, dass gemäß der Beschaffenheit der
jetzt vorhandenen Erzvorkommen eine Zuweisung der Wälder geschieht, wie sie bei dem
gegenwärtigen geringen Umfang der Erzvorkommen notwendig ist, unter dem Vorbehalt
der Vergrößerung, wenn die Erzvorkommen sich als größer herausstellen, und der Aufhe-
bung jeglicher Zuweisung, die geschehen würde, wenn die Erzvorkommen erschöpft sein
sollten, während die übrigen Wälder in der freien Regelungsgewalt und Verfügung der
obgenannten hochmächtigen edlen Herren von Walsperg verbleiben, sodass diese an jenen
nach ihrem Ermessen und Willen den Fruchtgenuss haben können, als ob sie ihnen im
Gefolge der obgenannten Investitur zukämen und ihnen aufgrund der Belehnung gemäß
dem Recht auf nützliche Herrschaftsausübung gehörten.
Wie dieses Beispiel in aller Deutlichkeit zeigt, schreibt Quetta für den juristischen
Fachkollegen, dem er den jeweiligen Sachverhalt möglichst vollständig darstellen,
4 Der Druck hat sui.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 602
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593