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386 Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669)
kirchliche Reform kämpften. Kaiser Rudolf
II. hatte 1596 die Huldigung der Tiroler Stände entgegen-
genommen und lenkte zwischenzeitlich die Verwaltung. 1602 kam es dann zu ei-
nem Vertrag, dem sogenannten „Prager Rezess“, durch den Tirol für sieben Jahre ei-
nem Bruder Rudolfs, Maximilian III. (1558–1618), zur Administration überlassen
wurde. Maximilian trat schon in jungen Jahren in den Deutschen Orden ein, dem
er seit 1585 als „Hoch- und Deutschmeister“ vorstand. Sein Name wurde und wird
deshalb oft mit dem Attribut „der Deutschmeister“ versehen. Da von einem Geist-
lichen keine neue Nebenlinie drohte, verzichtete die habsburgische Konkurrenz
nach Ablauf der siebenjährigen Frist 1609 auf ihre Ansprüche. 1612 wurde Maxi-
milian schließlich zum Statthalter mit allen Regierungsbefugnissen erhoben. Mit
dem Titel eines Landesfürsten durfte er sich allerdings nie schmücken. Maximilians
Persönlichkeit war unter den meist lebenslustigen und verschwenderischen Tiroler
Erzherzögen eine Ausnahmeerscheinung. Er war tief religiös, bescheiden und spar-
sam, pflegte eine spartanische Lebensweise und fand sein größtes Vergnügen darin,
sich häufig in eine Eremitage zurückzuziehen. Während seiner Regierungszeit fand
kein einziges größeres Hoffest statt. Maximilian hatte auch wenig Sinn für teure
Kunst. Den Wissenschaften dagegen, besonders der Geschichtsschreibung und der
Astronomie, war er sehr zugetan. Als loyaler Vertreter des habsburgischen Gesamt-
hauses unterstützte er das ehrgeizige, von Franciscus Guillimannus am Innsbrucker
Hof angebahnte Projekt, die globale Ausbreitung der österreichischen Weltmacht
historisch und geographisch darzustellen (Habspurgica sive de antiqua et vera origine
domus Austriacae, „Habsburgische Geschichte, oder über den alten und wahren
Ursprung des Hauses Österreich“). Der heute noch für seine Aquila Tyrolensis (vgl.
Abb. 51) bekannte Matthias Burgk lechner widmete Maximilian den zweiten Teil
seiner Universalgeschichte Thesaurus historiarum („Schatz historischer Ereignisse“ ;
Innsbruck 1602 bzw. 1604). Ab 1614 holte der Erzherzog mehrmals Christoph
Scheiner zu astronomischen Unterweisungen nach Innsbruck, wo dieser auch unter
Maximilians Nachfolger, Leopold
V., noch in großer Gunst stand. Zwei astronomi-
sche Werke Scheiners, der Sol ellipticus („Elliptische Sonne“ ; Augsburg 1615) und
die Refractiones caelestes („Himmlische Brechungserscheinungen“ ; Augsburg 1617),
sind dem Deutschmeister gewidmet.
Nachdem unter Ferdinand II. die Gegenreformation in Tirol mit aller Härte
erfolgreich durchgeführt worden war, ging es unter Maximilian um eine Konsoli-
dierung des Katholizismus. Der Landesherr förderte aufstrebende Orden wie die
Kapuziner oder die Serviten, die nach der Aufhebung ihrer deutschen Klöster wäh-
rend der Reformationszeit in Innsbruck erstmals wieder im deutschen Sprachraum
Fuß fassten. Die Jesuiten, deren Verhältnis zu Ferdinand nicht unbelastet gewesen
war, fanden in Maximilian einen großen Freund und konnten ihre Stellung als
führender Orden der katholischen Reform ausbauen. Sie waren u.a. auch als Volks-
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 602
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593