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490 Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669)
weitere Werke
geistliche
Geschichts-
schreibung Mulier, cuius membrorum pulchritudinem sol et luna per totam fere Europam admirantes
[sic], ab omnibus magnis principibus in coniugem optabatur. Mulier ab ipsis pene incunabi-
lis matre sibi regula et exemplum [sic] spiritu Dei, virtutibus christianis, exercitiis piis apud
clarissas Mantuae imbuta. Mulier sancte educata, sancte patruo suo, qui per eam in rebus
spiritualibus multum profecit, iuncta, sancte in gubernio reperta, sanctissime tandem obiit in
domino mater et instauratrix in Germania tertii ordinis Servorum Beatae Mariae, cuius etiam
habitum induit filia secundogenita Maria (primogenita Eleonora inter fasces obierat) et sub eo
sancte quoque vixit et excessit.
Die Frau, deren Glieder Schönheit Sonne und Mond über beinahe ganz Europa hinweg
bewunderten, wurde von allen großen Fürsten als Gattin begehrt. Die Frau wurde so-
zusagen von der Wiege an, mit ihrer Mutter als Maßstab und Vorbild, bei den Klarissen
in Mantua mit göttlichem Geist, christlichen Tugenden und frommen Übungen erfüllt.
Die Frau, fromm gebildet, fromm ihrem Onkel verbunden, der durch sie in geistlichen
Angelegenheiten große Fortschritte machte, fromm bei der Verwaltung des Landes, starb
schließlich auf frömmste Weise im Herrn als Mutter und Begründerin des Dritten Ordens
der Diener der Seligen Maria in Deutschland. Ihre Zweitgeborene, Maria, legte auch noch
deren Tracht an (die Erstgeborene, Anna Eleonore, war noch in den Windeln verstorben),
in der auch sie fromm lebte und starb.
Lequile war sich bewusst, dass er mit Grammatikregeln mitunter großzügig um-
ging ; er widmete diesem Problem sogar ein eigenes, nur mehr aus dem Schrif-
tenverzeichnis (vgl. hier 484, Anm. 2) bekanntes Werk : Apologeticum in criticos,
qui scriptores linguae Latinae adhuc novitios minime compatiuntur, cum ipsi magistri
grammatices solecismos, barbarismos, idiotismos et alios errores commiserint („Vertei-
digung gegen die Kritiker, welche mit den lat. Schriftstellerneulingen kein Mitleid
haben, obwohl sie selbst als Grammatiklehrer Solözismen, Barbarismen, Idiotismen
und andere Fehler begangen haben“).
Lequile hat zumindest noch den vierten, sechsten und siebten Teil seines Haupt-
werkes geschrieben, ohne sie jedoch in Druck geben zu können. Diese Hs. sind
verschollen, genauso wie seine vierteilige Iconologia Austriaca, in der Bildnisse der
Habsburger durch historische, politische und poetische Kommentare begleitet wur-
den.
Die bisher besprochenen Werke sind als Einzelerscheinungen in Tirol zu sehen.
Die Hauptmasse der lat. Historiographie wurde auf dem Gebiet der geistlichen
Geschichtsschreibung produziert. In den meisten Klöstern des Landes fanden mit-
unter intensive Bemühungen statt, die eigene Vergangenheit zu ordnen und für
die Nachwelt zu sichern, Rechte und Ansprüche der Gemeinschaft historisch zu
belegen und nach außen zu präsentieren.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 1
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 602
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 9
- Epochenbild (Josef Riedmann) 21
- Überblick (Gabriela Kompatscher) 31
- Epochenbild (Lav Šubarić) 55
- Dichtung (Martin Korenjak) 66
- Rhetorik und Beredsamkeit (Martin Korenjak) 95
- Geschichtsschreibung (Josef Riedmann/Florian Schaffenrath) 105
- Biographie (Wolfgang Kofler) 123
- Brief (Christina Antenhofer/Lukas Oberrauch) 130
- Musik (Lukas Oberrauch) 143
- Kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 147
- Philosophie (Stefan Tilg) 167
- Medizin und Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 189
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 198
- Das 16. Jh. bis zum Tod Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1595) Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 215
- Dichtung (Wolfgang Kofler/Martin Korenjak) 225
- Theater (Stefan Tilg) 266
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 282
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath) 307
- Brief (Martin Korenjak) 335
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 342
- Philosophie (Stefan Tilg) 349
- Naturwissenschaft (Lav Šubarić) 355
- Medizin (Lukas Oberrauch) 362
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 378
- Das 17. Jh. bis zum Aussterben der Tiroler Linie der Habsburger (1665) und zur Gründung der Universität (1669) Epochenbild (Stefan Tilg) 385
- Dichtung (Martin Korenjak) 397
- Theater (Stefan Tilg) 436
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 465
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić) 480
- Biographie (Florian Schaffenrath) 505
- Brief (Martin Korenjak) 517
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 525
- Philosophie (Stefan Tilg) 545
- Naturwissenschaft (Martin Korenjak) 555
- Medizin (Lav Šubarić) 564
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 584
- Farbtafeln 593