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712 Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773)
Oratio in funere
Caroli VI.
Sprache ;
Publikum
kirchliches
Umfeld ; Gassmayr
Werkstruktur Die 1741 in Rom gedruckte Oratio in funere Caroli VI. imperatoris ad Mariam
Theresiam, Hungariae et Bohemiae reginam („Rede zum Tod von Kaiser Karl VI. an
Maria Theresia, Königin von Ungarn und Böhmen“) umfasst nach einem kurzen
Widmungsbrief zehn Seiten. Migazzi erklärt, dass er die zunächst vor der Taxiana
gehaltene Rede im Auftrag von Joseph Maria Graf von Thun (1713–1763), des ös-
terreichischen Gesandten beim Heiligen Stuhl, veröffentlicht, mit der Publikation
aber noch etwas gewartet habe, um der trauernden Tochter nicht erneut Schmerz
zu bereiten. Drei große Tugenden Karls strukturieren die Rede : temperantia (II–V ;
„Mäßigung“), iustitia (V–VII ; „Gerechtigkeit“) und religio (VII–X ; „Frömmig-
keit“). Es gelingt Migazzi leicht, wichtige Stationen aus dem Leben des Kaisers,
etwa sein BĂĽndnis mit Russland, den Ausbruch der Pest in Wien oder die erfreuli-
che Hochzeit seiner Tochter Maria Theresia mit Franz Stephan von Lothringen, in
dieses System einzubauen.
Ein wahres Feuerwerk an Stilmitteln will die Bedeutung des gewählten Themas
untermauern : Anaphern, Asyndeta, rhetorische Fragen und Apostrophen an auf-
tretende Figuren sind die häufigsten. In der Druckfassung der Rede scheint nur
noch an zwei Stellen die ursprĂĽngliche Vortragssituation vor den Mitgliedern der
Gelehrtenakademie durch : Auf den S. I und X werden Germani viri („deutsche
Männer“) angesprochen.
Neben Schule und Universität war es wie schon in früheren Epochen v.a. die Kir-
che, in deren Umfeld lat. Reden bzw. Predigten entstanden, von denen einige auch im
Theologiekapitel (vgl. hier S.Â
812–813) erwähnt werden. Im Kontext der Beredsamkeit
sind in erster Linie festliche Predigten zu nennen. Eine wichtige Sammlung stammt
von Sebastian Gassmayr SJ. 1699 im Ahrntal geboren, trat Gassmayr 1717 in den
Jesuitenorden ein und tat sich als Lehrer fĂĽr Literatur und Rhetorik sowie als Prediger
hervor. An der Universität Innsbruck hielt er 1750–1754 einen Kurs für sakrale und
profane Redekunst, ehe er nach MĂĽnchen zurĂĽckkehrte, wo er 1768 verstarb (vgl.
Gasser 2, 22 ; BS 3, 1253–1254 ; Zwanowetz 1981, 219). 1758 ließ er in Augsburg zwei
Bände mit dem Titel Argumenta evangelica ex notis venerandi patris Petri Canisii S.J.
cum appendicibus conceptuum, quos in alma universitate Oenipontana dominis eloquen-
tiae sacrae auditoribus pro exercitatione privata et publica subministravit („Evangelische
Themen aus den Notizen des verehrten Vaters Petrus Canisius SJ mit angehängten
Redevorschlägen, die er an der Innsbrucker Universität den Hörern der geistlichen
Beredsamkeit zur privaten und öffentlichen Übung zur Verfügung gestellt hat“) dru-
cken. Darin verbindet er eigene Anleitungen zum Verfassen von Predigten mit den
Kommentaren des Petrus Canisius zu einzelnen Evangelienstellen (Notae in evangelicas
lectiones, „Anmerkungen zu Lesungen aus dem Evangelium“ ; Freiburg 1595).
Der erste Band ist nach Sonn- und Feiertagen geordnet, der zweite nach Hoch-
festen im kirchlichen Jahreskreis. Beginnend mit dem ersten Adventsonntag fĂĽgt
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322