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850 Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773)
Solis intelligentiae
lumen
Aufbau Iuvenalis’ Hauptwerk ist 1686 in Augsburg erschienen und von epischen Aus-
maßen. Schon der volle Titel ist so lang, dass es unverantwortlich wäre, ihn hier
ungekürzt zu präsentieren. Die Kurzversion lautet : Solis intelligentiae, cui non suc-
cedit nox, lumen indeficiens ac inextinguibile, illuminans omnem hominem venientem
in hunc mundum („Das unablässige und unauslöschbare Licht der Sonne der Er-
kenntnis, dem keine Nacht folgt, das jeden Menschen, der in diese Welt kommt,
erleuchtet“). Zu 600 paginierten Seiten kommen noch ca. 100 weitere im Vorspann
und Anhang. Das Buch zeichnet sich durch minutiöse Argumentation und Ausein-
andersetzung mit der Tradition christlicher Philosophie sowie durch eine FĂĽlle von
Exkursen, Zusatzbeweisen, Parallelgedanken usw. aus. Diese Komplexität kann hier
nicht annähernd wiedergegeben werden. Die Darstellung von Aufbau und Inhalt
muss sich auf Grundzüge beschränken :
Schon der Vorspann bis zum Beginn des Prologs gibt einen Eindruck von der
Exuberanz des Werkes : ein Vorsatzblatt mit dem Titel in verkĂĽrzter Form und,
auf der RĂĽckseite, einer Reihe von Bibelzitaten, die programmatisch das von Gott
gespendete „Licht“ (lumen) thematisieren ; ein Kupferstich, der den gekreuzigten
Christus als Sonne der Erkenntnis (sol intelligentiae) darstellt (vgl. Abb. 138) ; das
eigentliche Titelblatt ; eine „Kundgabe des Autors“ (authoris protestatio), in der er
seine katholische Orthodoxie unterstreicht ; ein Widmungsbrief an den Augsburger
Bischof Johann Christoph von Freyberg ; die ĂĽblichen Approbationen ; drei geistli-
che Widmungen an 1) das „Licht“ Jesus Christus, 2) die Jungfrau Maria und 3) die
Weisen und Liebhaber der christlichen Philosophie ; eine „Ermahnung“ (praemo-
nitio) an den Leser, in der einige elementare Anweisungen zur LektĂĽre des Werks
gegeben und eine Reihe von Begriffen vorwegnehmend erklärt werden ; ein detail-
liertes Inhaltsverzeichnis ; eine „kurze Erklärung einiger Aussagen“ (propositionum
quarundam brevis explicatio) mit während der Drucklegung noch hinzugefügten
Präzisierungen zu verschiedenen Stellen, alles in allem 42 Seiten, bevor der Autor zu
seiner eigentlichen Vorrede anhebt. Der Hauptteil des Werkes ist dann, zumindest
in der Grobstruktur, relativ einfach in neun Kapitel unterteilt, die sich weiter in
Sektionen, Paragraphen und Nummern gliedern. Darauf folgt ein wiederum kom-
plexer Ausklang : eine Appendix mit zwei Dialogen, die den Lehrinhalt in einfache-
rer und gefälligerer Form aufgreifen ; ein Epilog an den Leser ; eine kommentierte
Edition des Itinerarium mentis ad Deum („Reisebericht des Geistes zu Gott“) des
Hl. Bonaventura ; ein „Schlussschnörkel“ (coronis) mit einer euphorischen Preisung
Gottes ; schlieĂźlich ein 56 Seiten umfassender Sach- und Wortindex.
Der Prolog gibt einen Einblick in den Entstehungsanlass und den Grundcharakter des
Werkes : Iuvenalis hat eines Tages die Bemerkung gelesen, dass die tägliche Lektüre aus der
„Nachfolge Christi“ (De imitatione Christi) des Thomas von Kempen (um 1380–1471)
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322