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876 Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773)
Ăśberblick einer Vorlesung zum Gegenstand, das knapp und systematisch abgehandelt wurde
(Holthoefer 1969, 158). In der Regel handelt es sich um kompilatorische Arbeiten,
es begegnen jedoch auch eigenständige Schriften, die in der Fachwelt Resonanz
fanden. Eine zweite fĂĽr Tirol weitgehend neue Gattung, welche sich allerdings mit
dem Disputationsschrifttum vielfach ĂĽberschneidet, ist die wissenschaftliche Mo-
nographie (Wieacker 1967, 210), die häufig Bezeichnungen wie syntagma („Zu-
sammenstellung“), tractatus („Traktat“) oder compendium („Handbuch“) im Titel
trägt. Die betreffenden Werke folgen meist einem vorgegebenen Schema : Die ers-
ten Kapitel widmen sich der Etymologie, Definition und wahlweise Geschichte des
betreffenden Rechtsinstituts. Es folgt ein Teil ĂĽber Wesen, Voraussetzungen und
Zustandekommen des Geschäfts, dann kommen Kapitel über die daran beteiligten,
dazu verpflichteten oder davon ausgeschlossenen Personen. Fast immer traktiert
werden auch sein Ziel und Zweck. Den Schluss bilden Bemerkungen ĂĽber seine
Beendigung oder Verhinderung sowie über die dazugehörigen Rechtsmittel. Lehr-
bücher entstanden in der Regel im Zusammenhang mit dem universitären Vor-
lesungsbetrieb, der gegen Ende der Epoche grundsätzlich nach gedruckten Büchern
stattzufinden hatte ; die Professoren bemĂĽhten sich in ihnen, den Stoff, wie sie ihn
im Unterricht darboten, didaktisch aufzubereiten. Besonders hoch war die Zahl
der LehrbĂĽcher zum Kirchenrecht, da die Ausbildung der Kanonisten an der Uni-
versität, den einzelnen klösterlichen Hauslehranstalten und den Priesterkollegien
unterschiedlichen Vorgaben folgte und die Professoren zudem ganz verschiedene
Vorstellungen vom Verhältnis zwischen Staat und Kirche und damit auch vom
Kirchenrecht hatten. SchlieĂźlich sind als weitere beliebte Gattungen noch Kom-
mentare und Nachschlagewerke zu nennen. In inhaltlicher Hinsicht wandten sich
viele Autoren im Einklang mit der gesamteuropäischen Entwicklung bisherigen
Randgebieten zu, z.B. der Rechtsgeschichte, dem Strafrecht oder, wie die Differen-
tienliteratur zeigt, dem einheimischen Recht.
Der FĂĽlle und Verschiedenartigkeit der erhaltenen Texte gerecht zu werden, ju-
ristische Theorie und Praxis, universitäres und außeruniversitäres Schrifttum, welt-
liches und kirchliches, römisches und einheimisches Recht angemessen zu berück-
sichtigen, ist auf dem knappen Raum, der hier zur Verfügung steht, nicht möglich.
Der folgende kursorische Durchgang durch das Material versucht, die wichtigsten
Teilbereiche und Aspekte zumindest exemplarisch zu beleuchten. Er beginnt mit
der Praxis und behandelt zunächst Prozessschriften sowie Schriftsätze, welche Ju-
risten im Dienste der Tiroler Landesregierung verfasst haben. Als nächstes wird die
Differentienliteratur besprochen, deren Zwischenstellung zwischen Landrecht und
römischem Recht es entspricht, dass sie teils von Landesjuristen, teils von Univer-
sitätsprofessoren stammt. Das Mittelstück des Kapitels ist danach der universitären
Rechtsliteratur gewidmet. Dabei wird zuerst das weltliche Recht (mit einer Trient-
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322