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880 Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773)
Differentien-
literatur
Johann Christoph
Fröhlich
Praecipuae
differentiae Als Hauptstreitpunkte werden zu Beginn die Hoheitsgewalt des Hauses Ă–sterreich ĂĽber das
Bistum Trient, das Recht der Trientner BĂĽrger auf Rekurs an das Innsbrucker Gericht, das
Recht auf Administration während einer Sedisvakanz und das ius immitendi in possessionem
temporalitatis per clavium traditionem („Recht, [den Bischof] durch Schlüsselübergabe in
die weltliche Herrschaft einzusetzen“) genannt (1–10). Daran schließt sich eine ausführli-
che historische Behandlung der Streitigkeiten zwischen den Bischöfen von Trient und den
Grafen von Tirol bzw. dem Haus Habsburg an, die im 12. Jh. mit der Verleihung der Vogtei
(ius advocatiae) an die Grafen von Tirol einsetzt und bis in die Abfassungszeit führt (11–
242). Es folgt eine Zusammenfassung der bisherigen Darstellung (243–267). Der Schluss-
teil (268–330) untersucht die einzelnen umstrittenen Rechte, weist aber auch längere Ex-
kurse zu den GebietsansprĂĽchen auf die Grafschaft Arco und die vier Vikariate Brentonico,
Ala, Mori und Avio auf (320–324). Am Ende der Schrift werden von Seiten Buffas alle
Rechte des Hauses Ă–sterreich auf das Bistum Trient bejaht, von Seiten Albertis verneint.
Wie bereits angedeutet, nahm das Interesse am einheimischen Recht, das man zu-
vor verglichen mit dem römischen für primitiv gehalten und mit dem man sich
deshalb kaum wissenschaftlich befasst hatte, im Laufe dieser Epoche deutlich zu.
Aus diesem Grund entwickelte sich auch in Tirol die Gattung der Differentienlite-
ratur, die versuchte, die Unterschiede (differentiae) zwischen einheimischem Recht
und ius commune herauszuarbeiten (Baltl/Kocher 2004, 156–157). Ihren Beginn
hatte in gewissem Sinne bereits Johann Paul Hochers Apparatus quaestionum (vgl.
hier S.Â
591–592) markiert, in dem immer wieder Unterschiede zwischen Landrecht
und römischem Recht zur Sprache gekommen waren.
Die wichtigsten Beiträge stammten von Johann Christoph Fröhlich (1657–
1729 ; vgl. Hochenegg 1974), den wir bereits als Annotator von Hochers Apparatus
kennengelernt haben. Er war als Anwalt und Landrichter tätig, bevor er 1695 in
Innsbruck die Professur der Institutionen antrat. 1706 ernannte ihn die Regierung
zum Regimentsrat. Ab 1724 war er Kanzler von Tirol. Fröhlich, der durch seine
deutschsprachige Nemesis (Innsbruck 1696) besonders auf dem Gebiet des Straf-
rechts Bekanntheit erlangte, beschäftigte sich in mehreren Schriften auch mit der
Tiroler Landesordnung. Die meisten davon haben sich allerdings nur hs. erhalten.
Ein Beispiel hierfĂĽr sind etwa die Praecipuae differentiae statutarii iuris Tyrolensis
a iure communi („Besonders wichtige Unterschiede zwischen dem statutarischen
Recht Tirols und dem gemeinen Recht“ ; TLMF, W 1149). Im Proömium begrün-
det Fröhlich seine Beschäftigung mit dem Thema wie folgt (1) :
Quamvis omnes Romani imperii ditionibus subditi Romanis parere legibus necesse habeant,
quilibet tamen princeps ac populus in suo territorio patenti condendi potestatem habet non
tantum praeter, sed etiam contra ius commune.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322