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Theologie 1005
Hilarion Staffler
Adsertiones
1781–1783) hervorzuheben (vgl. Müller 1959, 31–32). Breitenwirksamer als sie
war allerdings wohl das programmatische Initium solenne („Feierlicher Beginn“ ;
Innsbruck 1782), mit dem er im Herbst 1782 seine Dogmatikvorlesungen einlei-
tete. In mustergĂĽltigen ciceronianischen Perioden entwickelt Schwarzel dort seine
Auffassung von Gegenstand, Aufbau und Methode der Dogmatik, wobei er sich,
wie er im Vorwort erklärt, nicht nur an seine Studenten, sondern an die ganze ge-
bildete Welt wendet. Er plädiert für eine Dogmatik als historia Dei (26 ; „Geschichte
Gottes“), die nicht in Traktate, d.h. Teilgebiete, sondern nur in geschichtliche Epo-
chen eingeteilt werden könne (31). Sein erklärtes Feindbild ist die scholastische
Theologie in der Ausprägung, die ihr die Jesuiten gegeben haben (z.B. 24). Der
Aufriss des Faches, den er im Anschluss an diese Grundsatzerklärungen bietet – All-
gemeines zur Religion, Gott, Trinität, Schöpfung, Erbsünde, Christo- und Soterio-
logie, Gnaden- und Sakramentenlehre, Eschatologie (31–44) –, unterscheidet sich
dann allerdings de facto kaum von scholastischen Mustern.4
Ein konservativer Fachvertreter war Franz Xaver, mit Ordensnamen Hilarion
Staffler OFM (1736–1792), ein jüngerer Bruder des schon genannten Michael Si-
mon Staffler ; er stritt sich insbesondere mit GĂĽntherode wegen dessen gallikanisch-
febronianischer Ansichten zur Stellung des Papstes (Coreth 1947, 35 ; Brandl 1969,
23). Er legte 1757 die Profess ab und studierte Theologie an den franziskanischen
Hauslehranstalten in Freiburg i.B. und Kaltern, wo Herkulan Oberrauch (s.u.) sein
Lehrer war. 1760 empfing er die Priesterweihe. Seit 1766 wirkte er als Lektor der
Theologie in Kaltern, Innsbruck und Bozen. 1773 übernahm er an der Universität
Innsbruck den Lehrstuhl fĂĽr biblische Sprachen und Exegese. 1787 wurde er Gu-
ardian in Hall.5
Hier sei er mit einer noch in seiner Zeit als Lektor entstandenen, von Studenten
im Bozner Kloster bestrittenen Disputation vorgestellt, die den komplizierten Titel
Adsertiones theologicae scholastico-dogmatico-criticae itidemque critico-chronologico-
historicae de […] Christo Iesu […] seu de ineffabili incarnationis dominicae mysterio
(„Scholastisch-dogmatisch-kritische und zugleich kritisch-chronologisch-histori-
sche theologische Behauptungen über […] Jesus Christus […] oder Abhandlung
über das unaussprechliche Geheimnis der Inkarnation des Herrn“ ; Bozen 1773)
trägt. Die quellen- und zitatgesättigte Arbeit (v.a. die Kirchenväter werden laufend
zitiert) gliedert sich, wie der Titel andeutet, in einen dogmatischen (Bl. a2r–[c4]v)
und einen historischen Teil (dr–[e4]r), der sich im Wesentlichen auf eine Darstel-
lung des Lebens Jesu in enger Anlehnung an die Evangelien beschränkt.
4 Vgl. Coreth 1947, 52–58, 68–74 ; Haidacher 1952, 376 ; Müller 1959, 39–41 ; Coreth 1995, 39–41.
5 Gasser 3, 297 ; Hurter 5, 37 ; Coreth 1947, 34 ; Amort 1967, 18–19 ; Brandl 1969, 131–132 ; Kus-
tatscher 1992, 52.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322