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Medizin 1051
Marcabruni
ĂĽber Typhus
schen Darstellung der Verrenkungen nach Art der geburtshilflichen Puppe, die von
den Franzosen phantome genannt wird“ ; Wien 1823) wurde gleichzeitig auf Lat.,
offensichtlich v.a. für ein internationales Publikum, und auf Deutsch veröffentlicht.
Sie stellt eine Erfindung Wattmanns vor, die er fĂĽr seine Studenten am Innsbrucker
Spital entworfen hatte. Da diese im Spital im Laufe ihrer Ausbildung nicht alle
Verrenkungen zu sehen bekamen, und auch die, welche vorkamen, nur von au-
Ăźen betrachten konnten, konstruierte Wattmann ein Skelett, bei dem die Knochen
durch mit Alaunleder verkleidete Spiralfedern miteinander verbunden waren. Die
Federn ermöglichten es, die gängigen Verrenkungen nachzustellen und die Richtig-
stellung der Gelenke zu üben. Zusätzlich sah Wattmann noch Gelenküberzüge aus
Leder vor, die den Blick auf die Verrenkungen bei der EinĂĽbung der Richtigstellung
verdecken und dadurch für mehr Realismus sorgen sollten. Nacheinander erklärt
Wattmann die Konstruktion des Skeletts, seinen Gebrauch bei der Demonstration
der Verrenkungen und bei den Ăśbungen mit und ohne ĂśberzĂĽge.
Außerhalb des Universitätskontextes sind medizinische Schriften in lat. Sprache
in dieser Epoche selten. Die meisten der wenigen einschlägigen Texte entstehen aus
Anlass grassierender Seuchen : Der Arzt Gaetano de Marcabruni veröffentlichte ei-
nen Bericht über die Typhusepidemie, die Tirol während der Kriegshandlungen der
Jahre 1796–1797 heimsuchte (vgl. Fontana 1998, 172–173). Marcabruni stammte
aus Arco, verbrachte in seiner Jugend zehn Jahre am Salzburger Rupertinum und
erwarb das medizinische Doktorat 1788 an der Universität Pavia. Er praktizierte in
Welschtirol, später in Belluno, und wurde in den 30er- und 40er-Jahren des 19. Jhs.
Mitglied des Tiroler Landtags fĂĽr die Welschen Konfinien (vgl. ULBT, Cod. 981,
Bl. 46v ; Morizzo 1889, Nr. 482). Schockiert von den AusmaĂźen der Seuche, die
weit mehr Opfer als die Kampfhandlungen forderte, und im Glauben, dass Berichte
darüber für die Nachwelt nützlich seien, veröffentlichte er Observationes de febri
putrido-contagiosa grassante ad confines Italiae annis 1796 et 1797 („Beobachtungen
zum ansteckenden Faulfieber, welches im Grenzgebiet zu Italien in den Jahren 1796
und 1797 wütete“ ; Trient 1798).
Nachdem er die Umstände, unter denen die Seuche stattgefunden hatte, nämlich den
Krieg gegen die Franzosen und die Truppenbewegungen im SĂĽden Tirols, kurz beschrie-
ben hat (5), behandelt Marcabruni zunächst die Symptome und den Krankheitsverlauf
(6–8) sowie die Prognose (8–9). Danach kommt er auf die Ursachen für die Epidemie zu
sprechen und analysiert die Fehler, die zur Ausbreitung der Seuche, besonders in den Städ-
ten Trient und Rovereto, geführt haben. Diese sieht er hauptsächlich im Versäumnis, die
Kranken von den Gesunden zu trennen, die Toten schnell zu begraben und Lazarette an
Ort und Stelle zu errichten, dadurch Krankentransporte und somit auch die Verbreitung
der Krankheit zu vermeiden. Die Bekämpfung von Epidemien sieht er schließlich eher als
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322