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1110 Von der Revolution 1848 bis heute
Albert Knoll
Institutiones
theologiae
dogmaticae die Auflistung zentraler IrrtĂĽmer der Zeit, die zum katholischen Glauben in Gegen-
satz stĂĽnden, so z.B. Pantheismus, Rationalismus, Indifferentismus, Sozialismus,
Gallikanismus, Etatismus und Naturalismus (HdK 6,1, 752–753) : Der Syllabus
errorum von 1864 gilt als „Kriegserklärung des Papstes an die moderne Kultur“
(Gelmi 1989, 267). So belastend die eben genannten Themen in der allgemeinen
und in der Kirchengeschichte wirkten, so sehr befruchteten sie das theologische
Schrifttum der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Zumal die Dogmatiker fühlten sich zu
Stellungnahmen herausgefordert – auch in Tirol. Die Darstellung der Dogmatik
wird deshalb im Folgenden an erster Stelle stehen und den breitesten Raum ein-
nehmen. Danach werden Moral- und Pastoraltheologie, Exegese sowie schlieĂźlich
Liturgik und Kirchenrecht zur Sprache kommen, die in ihrer Praxisnähe zum nicht-
theologischen kirchlichen Schrifttum ĂĽberleiten.
Die Chronologie gebietet es, den Reigen der Dogmatiker mit Albert Knoll
(1796–1863) aus Bozen zu eröffnen. Der in seiner Heimatstadt sowie in Trient
und Innsbruck theologisch ausgebildete Kaufmannssohn trat 1818, im Jahr seiner
Primiz, in den Kapuzinerorden ein. Seit 1820 war er als Lektor der Dogmatik in
Bozen und Meran tätig. Die 1847 erfolgte Wahl zum zweiten Generaldefinitor sei-
nes Ordens fĂĽhrte ihn fĂĽr sechs Jahre nach Rom. 1853 kehrte er nach Bozen zurĂĽck
(Hohenegger, Bd. 2, 472–475).
Bereits ein Jahr vor Knolls Heimkehr nach Tirol erschienen in Innsbruck seine
einleitend erwähnten Institutiones theologiae dogmaticae generalis seu fundamentalis,
die besonders im Ausland gut aufgenommen wurden und mehrere Auflagen erleb-
ten. Sie behandeln im Wesentlichen die Themen, die bereits Jakob Andexer und
Johann Steger (vgl. hier S.Â
1006 und 1008) traktiert hatten, gehen dabei jedoch viel
differenzierter und subtiler vor und beziehen v.a. auch die Geschichte der Theologie
ein. Ăśberzeugt vom ĂĽberragenden Stellenwert der Dogmatik innerhalb der theo-
logischen Disziplinen, lobt Knoll die in Ă–sterreich 1843 getroffene VerfĂĽgung, die
allgemeine Dogmatik von der besonderen zu trennen.1 Im Vorwort zur zweiten und
dritten Auflage (1861 bzw. 1864) erklärt er zudem, er wolle jenen zahlreichen Auto-
ren antworten, die falsche Dogmen verbreiteten bzw. die Grundfesten der christli-
chen Religion und der katholischen Kirche zu erschĂĽttern trachteten. Er strebe eine
solide Beweisführung an und wolle v.a. auf die Einwände der Gegner vorbereitet
sein. Tatsächlich ist die direkte Auseinandersetzung mit entgegengesetzten Meinun-
gen an vielen Stellen zu konstatieren. Knoll folgt somit der Praxis zahlreicher Theo-
logen nach 1850, die wieder verstärkt apologetisch vorgingen (HdK 6,1, 680–681).
1 Letztere behandelte er in den sechsbändigen Institutiones theologiae theoreticae („Unterweisungen in
theoretischer Theologie“ ; Turin 1853–1859), die später von Gottfried Noggler OCap neu bearbei-
tet wurden (s.u.). Sämtliche Werke Knolls listet Neuner 1929, 18–19 auf.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322