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Geleitwort
Der Kalte Krieg zwischen den zwei von den USA und der Sowjetunion seit 1947/48
organisierten Machtsystemen hinterließ auch in Österreich tiefe Spuren, wenn-
gleich der Alpenrepublik mit Staatsvertrag und Neutralität 1955 eine direkte Ver-
einnahmung durch einen der beiden Machtblöcke erspart blieb. Im Laufe der zehn
Jahre Besatzungszeit nach dem Krieg (1945–1955) wog der Kampf zwischen Ost
und West auch in (und um) Österreich. Auf der einen Seite zahlte das Land Repa-
rationen an die Sowjetunion. Auf der anderen Seite wurden diese Einbußen durch
massive amerikanische Wirtschaftshilfe, vor allem durch den Marshallplan, wieder
wettgemacht. Im Laufe des Koreakrieges (1950–1953), als der Kalte Krieg aus dem
Fernen Osten auch auf Europa überzugreifen und „heiß“ zu werden drohte, began-
nen die westlichen Besatzungsmächte in Österreich, allen voran die Amerikaner,
ihre Zonen geheim wiederzubewaffnen. So ganz verborgen blieb diese Wiederbe-
waffnung den Sowjets nicht. Sie verstanden es als klares Signal, dass die USA alles
unternehmen würde, um eine kommunistische Machtübernahme in Österreich
von innen, unterstützt durch die sowjetische Besatzungsmacht (wie etwa in Prag im
Februar 1948), nicht kampflos hinzunehmen. Die sich in harten Auseinanderset-
zungen um die politische Stabilität und den wirtschaftlichen Wiederaufbau befin-
dende frühe Zweite Republik blieb von der „Militarisierung des Kalten Krieges“
(Vojtech Mastny) nicht ganz verschont, vor allem nicht während der Besatzungszeit.
Das annus mirabilis 1955 (Gerald Stourzh), das im Mai den Staatsvertrag und
im Oktober den Abzug der letzten Besatzungstruppen brachte, konsolidierte in der
Republik Österreich eine nach 1918 nie dagewesene demokratische Konsensbereit-
schaft und ermöglichte das „Wirtschaftswunder“ der späten 1950er und 1960er
Jahre. In dieser Zeit fand Österreich auch zu einer eigenständigen Außenpolitik, die
sich unter Bundeskanzler Julius Raab und Außenminister Bruno Kreisky zu einer
aktiven Neutralitätspolitik entwickelte. Österreich begann sich zwischen den bei-
den nuklear bewaffneten Machtblöcken zu positionieren, die im Kriegsfalle an den
Grenzen des neutralen Österreich nicht halt gemacht hätten. Diese grundlegenden
Tatsachen politischer Zeitgeschichte sind inzwischen dem gebildeten Publikum
wohl bekannt.
Weniger bekannt hingegen ist, was im Kalten Krieg als der Kampf um die „Her-
zen und Köpfe“ von Menschen vor allem in Ländern der entkolonialisierten Dritten
Welt bekannt wurde. Die vorliegende Studie des jungen Wiener Politikwissenschaft-
lers Thomas König zur Frühgeschichte des amerikanischen Fulbright Program han-
delt im Grunde genommen von diesem Kampf um die „hearts and minds“ öster-
reichischer Eliten. König legt hier nicht nur ein wichtiges Kapitel amerikanischer
Kulturdiplomatie im frühen Kalten Krieg vor, sondern auch eine beherzte Kritik
österreichischer Wissenschaftsgeschichte und Universitätspolitik in den ersten bei-
den Nachkriegsjahrzehnten. Der kluge Senator aus Arkansas, J. William Fulbright,
der selbst vor dem Zweiten Weltkrieg mit dem nach dem englischen Imperialis-
ten Cecil Rhodes benannten Elite-Stipendium in Europa studiert hatte und dabei
Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
- Untertitel
- Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
- Autor
- Thomas König
- Verlag
- StudienVerlag
- Ort
- Innsbruck
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-7065-5088-8
- Abmessungen
- 15.8 x 23.9 cm
- Seiten
- 190
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort 7
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 13
- 2. Die Institutionalisierung des Fulbright Program in Österreich 23
- 3. Politische Gestaltungsmöglichkeiten 42
- 4. Wissenschaftliche Gäste zwischen Repräsentation und Wissenstransfer 56
- 5. Auswahl, Platzierung und Verwendung der wissenschaftlichen Gäste 73
- 6. Beschränkte Wirkung: Social Sciences und American Studies 97
- 7. Schluss 117