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5. Auswahl, Platzierung und
Verwendung der wissenschaftlichen
Gäste
Wir haben bisher die Frage offen gelassen, wie erfolgreich die Umsetzung der im
Annual Program Proposal veranschlagten Projekte tatsächlich war. Rechtfertigte
das Ergebnis den erhöhten Aufwand und die lange Vorlaufzeit, die mit dem deut-
lich langwierigeren Verfahren von der Auswahl und Ausschreibung der Projekte
und der Selektion und Platzierung der wissenschaftlichen Gäste einherging? Mit
anderen Worten: Bewarben sich entsprechend qualifizierte Personen und wurden
sie tatsächlich an österreichischen Hochschulen platziert?
Ein Indiz für den Erfolg liegt in der Erfüllungsquote der ausgeschriebenen
Positionen. Dazu können wir die in den Proposals festgehaltenen Projekte mit den
im Archiv der Fulbright Commission in Wien angelegten Personalakten, die alle
nach Österreich gekommenen Fulbright Grantees umfasst, vergleichen. Zählen
wir die während der ersten 13 Programmjahre in den Proposals insgesamt ange-
führten Positionen für amerikanische Research Scholars und Visiting Lecturers
zusammen, so kommen wir auf die Zahl von 201 ausgeschriebenen Positionen.
Davon wurden 155 auch besetzt.1 Dies entspricht einer Erfüllungsquote von mehr
als 77 Prozent.
Jedoch: Platzierung (Placement) und Verwendung (Utilization) der amerikani-
schen Gäste an österreichischen Hochschulen stellten die Fulbright Commission
vor immer wiederkehrende Probleme. Zum Teil waren sicher die ungeeigneten
Verfahrensweisen der akademischen Behörden verantwortlich – worauf sich die
österreichischen Stellen herausredeten:
„This collation process at the Austrian Ministry of Education – collecting
all requests – as well as at the Commission’s Secretariat is a lengthy and
involved task. Since these requests are submitted two years before the schol-
ars acually [sic!] arrive in Austria, and since the presidents and deans of the
Austrian universities change each year, it is often not easy to maintain the
institution’s active interest in the proposed projects.“2
Die Berichte der wissenschaftlichen Gäste geben freilich auch Anlass zu einer
anderen Vermutung. Sehr deutlich brachte ein Visiting Lecturer aus dem ersten
Programmjahr seine Sicht der Dinge auf den Punkt:
„I have the impression […] that we Fulbright visiting teachers are tolerated
rather than welcomed in Vienna. Whether this is because it is felt we are
stuffed down the academic throat by the Ministry of Education, or because
Americans are not really liked (hard to believe but not unnatural to the
Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
- Untertitel
- Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
- Autor
- Thomas König
- Verlag
- StudienVerlag
- Ort
- Innsbruck
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-7065-5088-8
- Abmessungen
- 15.8 x 23.9 cm
- Seiten
- 190
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort 7
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 13
- 2. Die Institutionalisierung des Fulbright Program in Österreich 23
- 3. Politische Gestaltungsmöglichkeiten 42
- 4. Wissenschaftliche Gäste zwischen Repräsentation und Wissenstransfer 56
- 5. Auswahl, Platzierung und Verwendung der wissenschaftlichen Gäste 73
- 6. Beschränkte Wirkung: Social Sciences und American Studies 97
- 7. Schluss 117