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soll. Die hierfür erforderlichen finanziellen Mittel werden sich voraussicht-
lich auf jährlich ca. S 15.000.– belaufen.“ – „Die geplanten Aufgaben des Ins-
titutes können nur dann mit Erfolg durchgeführt werden, wenn eine volle
Assistentenstelle und eine ganztägige Schreibkraft zur Verfügung stehen.“42
Interessant an dem Beispiel sind gerade die politischen und institutionellen Vor-
gänge, die in den historischen Dokumenten nur andeutungsweise festgehalten sind.
Die finanziellen Mittel für die Einrichtung eines neuen Instituts kamen aus dem
Budget der Bundesregierung. Daher musste bei einem Antrag auf Institutsgrün-
dung eine Menge Überzeugungsarbeit geleistet werden: Zunächst an der Fakultät
selbst, da sich das Professorenkollegium als vorschlagendes Gremium aus Vertre-
terInnen durchaus heterogener Wissenschaftsrichtungen zusammensetzte;43 dann
im Ministerium, das diesen Vorschlag umsetzen musste; und zuletzt in der Koali-
tionsregierung, die die Budgetmittel dafür freimachen musste. All diese Vorgänge
hatten in unserem kleinen Beispiel schon im Vorfeld stattgefunden, sonst wäre es
nämlich kaum denkbar gewesen, dass das BMfU drei Wochen später bereits den
Bescheid zur Gründung des Instituts aussandte.44
Der Wissenschaftsbetrieb der frühen Zweiten Republik war gekennzeichnet
von der Hegemonialposition der Hochschulen. Gleichzeitig waren die Hochschu-
len rigoros an die Ministerialverwaltung bzw. die Politik gebunden. Alle größeren
Entscheidungen im Hochschulbereich mussten letztlich von der Bundesregierung
getroffen werden. Dass dabei parteipolitische Erwägungen eine wesentliche Rolle
spielten, überrascht nicht; Verzögerung und versuchte Einflussnahme auf die
Anträge waren an der Tagesordnung. Der Förderung noch nicht etablierter Wis-
senschaftsrichtungen, denen auch viele WissenschaftlerInnen mit (politischer oder
wissenschaftlicher) Skepsis begegneten, war diese Konstellation besonders wenig
zuträglich. Doch auch das Innovationspotential bereits bestehender wissenschaft-
licher Einrichtungen an den Hochschulen war aufgrund der Verwaltungszentrali-
sierung vielfach beschnitten: Selbst wenn es um die Anschaffung einer Schreibma-
schine ging, blieb das Ministeriums zuständig.45 Es mag vor diesem Hintergrund
kaum überraschen, dass das erwähnte Institut für Wirtschafts- und Sozialpolitik
eine kümmerliche Existenz führte.46
Die Kommission im Vergleich mit anderen
Förderinstitutionen
Die Fulbright Commission hatte eine klare Arbeitsaufgabe, ein langfristig festge-
legtes Budget und eine der Zielerfüllung zugewiesene Administrativeinheit. Solche
Voraussetzungen für professionelle Arbeit waren nicht selbstverständlich. Wie wir
gesehen haben, gab es im Wissenschaftsbetrieb durchaus mehrere Einrichtungen,
die – ähnlich wie die Kommission – mit der Vergabe von Ressourcen beschäftigt
waren. Im Vergleich zu ihnen können wir die institutionelle Bedeutung der Ful-
bright Commission während der ersten 15 Jahre ihrer Existenz genauer bestim-
men. Dazu bieten sich die UNESCO-Kommission (ÖUK), der Notring der wis-
Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
- Untertitel
- Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
- Autor
- Thomas König
- Verlag
- StudienVerlag
- Ort
- Innsbruck
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-7065-5088-8
- Abmessungen
- 15.8 x 23.9 cm
- Seiten
- 190
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Geleitwort 7
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 13
- 2. Die Institutionalisierung des Fulbright Program in Österreich 23
- 3. Politische Gestaltungsmöglichkeiten 42
- 4. Wissenschaftliche Gäste zwischen Repräsentation und Wissenstransfer 56
- 5. Auswahl, Platzierung und Verwendung der wissenschaftlichen Gäste 73
- 6. Beschränkte Wirkung: Social Sciences und American Studies 97
- 7. Schluss 117