Seite - 55 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II

Planta iwn Kastilicn. Zweiter Höfling. Wie nahm der 5^err die schlimme Votschaft auf? Erster Höfling. Gut, fchr gut! — allzugut! Ich wollte viel Drum geben, hätt' er schlimmer fie genommen! Zweltcr Höfling. Gar schlimm ist nun Kastilicn beraten! Es wanken stürzend des Gebäudes Pfeiler, Und klaffend gähnen üv'rall weite Spalten, Durch die, mit gier'gcn Falkeuaugen spähend, Das schnelle Uuheil blickt und das Verderben. Dritter Höfling, Herr Graf, Euer Oemätd' ist schwarzer als Die Wirklichkeit, Noch steht Kastilicu Mit festen Wurzeln in d«n trenen Boden, Zweiter Höfling. Wühlt denn nicht der, den zum Bcschüner Am emsigsten au seines Daseins Festen^ Nicht Aufruhr, nicht Verrat wird Pedrou stürzen, Ihm droht kein Dolch aus Untcrtaneufaust, Ei selbst wirft sich herunter von dem Throne. Dritter Höfling. Wenn nicht Graf Trastamara ihm zuvorkommt! Zweiter Höfling. Nicht nach des Küuigs Prust ist Heinrichs Schwert, Nur Freiheit für die Königin, Entlassung Der schlimmen Nätc uud des list'geu Weibes, Die Pedros schwaches herz mit Trug umgarnen, Das huldvoll seinen Lippen ist entschlüpft. Dritter Höfling. Glaubt Ihr, so schnell verbauuc Trastamara Erlittnen Unrechts marterndes Gefühl? Glaubt Ihr, er werde fäuuicn, weuu ihn: die Der Rache froh, hcißhuugerig zu leere»? Zweiter Höfling. Des Herzens Regung schweigt iu seinem Vuscu, Wenn er das Schwert ergreift fürs Vaterland, Er ist ein edler Mensch! Dritter Höfling. Ganz recht! Ein Mensch! Ein edler Mcnfch? Wag sein! Doch nur ein Mensch! Ihr werdet sein wie Gott, so sprach die Schlange, Und gierig griff der Menfchen schwacher Vater Nach der verbotneu Frucht, Nie stolzen Enkel Es spornl sie gleicher, uugezähmtcr Trieb, Nur hoch, nur hoch! uud wenn's ein Schandmal wäre, Mit Fluch bedeckt von einer ganzen Welt, Der Mcnfch erklimmt es, um nur hoch zu stehn! Zweiter Höfling. Der Schwächling nur mißtcnnt des Hohen nnd Des Großen uugcmcsznen Unterschied, Dritter Höfling. Ein Mensch! Zweiter Höfling. Des Nechtes nnd der Tugend heil'ge Stimme Spricht laut in seiner hohen heldenbrnst, Drittel Höfling, Der Königsuame klinget viel zu lieblich. Als daß des Nechtes und der Tugeud Rufe Den Weg zum schwachen Ohre finden sollten! Zweiter Höfling. Weit ist entfernt von heiurich der Gedanke! Dritter Höfling. Warum verfolgt er Pedron dann so todlich? Zweiter Höfling. Wer mag ihn wohl verdammen, wenn er Pedron, Den Mörder feiner Mntter, haßt, den Mann, Der seine Laster nackt nud blos; dem Auge Des Volles preisgibt, fcine edle Gattin, Den Sprößling eines Stamms, der seine Zweige Verschlingt mit Frankreichs hohem Fürstenhause, Den Wölfen, die fich fciue Räte ueum-n, Die Knocheu seiner Untertanen vorwirft, Den Schweiß des Landmanns schüttet in den 3chon Von feilen Dirnen, die zum ArgeruiZ Kastiliens an seiner Seite prangen? Dritter Höfling. Des jungen Blutes ungrstümcs Wallen — Zweiter Höfling. Viel duldet man der uucrfahrnen Jugend, Doch nennt mir ein Gesetz des Staates nnd Der Gottheit, das er srevelnd nicht geschändet! De Knstros Stamm nicht nach der- Kirche Brauch, Vor Gottes Altar er fich trauen lasseu, Als andre Bande schon ihn fesselten? Gedeult Ihr seiner Mutter schnellen Tod, Das weife Haupt voll leiser Ahndung schütteln; Des feierlichen Eids, den er zu Burgos In seiner Cortcs treue Hände legte: Iu tilgen seinen Groll gegen Alfonsos Um ihn und seinen Staat verdiente Söhne, Den treulos er mit schwarzer Arglist brach? Und nun schon steigen wieder dunkle Wolken Empor, von den Pndillns aufaehäuft, Und drohcn manchem Edlen Üulergnng,