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von Kastilicn. 57
Zweiter Auftritt,
ülodriao dc Pn>!il!a, H»ro, Vorille.
Radrissl,
Entfernt Euch! ^ Eilt zuni 5^aupt,na!!n der Tra-
banten
Dec> Königs und beschcidct ihn zu ,nir!
ltiitt in dcn Vllikciziund»,
Ich hält' i>m also, diese,, s!>,'>,^ '!> ^icht,
Iu meiner Macht! In eignem Garn gefangen!
^,,i ^el,,tritt stürzte il,,i vo,u stolzen Gipfel,
Auf dem er keck die ciscustarre Vrust,
De,n Dränge meiner Macht cutgegeiistcmmte.
Ich hätt' ihn, der mir in die schnellen Speichen
T>-r all zermalmenden GcN'alt gegriffen!
Triumph! Nas Ungcmeine ist uullcudct!
Aus seine,n Tode grünt mir nenes Leben!
„Um Mitternacht bestürm die Stadt! — Mein
Schwert
„Vereint sich mit dem d.'iueu! ^ Sie befreien,
„Entreißen ihren Mörder», oder sterben! —
„Der Tod für sie ist süß! — Fedriko Guz-
Ein seines Mllchwerk! In der Sinne Streit,
Im Ausruhr jeder Leidenschaft geschrieben.
Ei! „sie befreien oder sterben!" — hm!
,ln einem möchten sich wohl Wege finden!
Des TodcZ Pforte ist nur leicht verschlossen,
Nud gern tut sie dem Pochenden sich auf.
Hai» li,
ein gnädiger Gebieter! ch.od,.
Nodrlgll (lächelnd),
Ei, man sehe
Doch, wie gelehrig er die süßen Laute
?>ach meines Glückes Iiöh.'ru Töue» stimmt!
Wao gibt's?
Hllra.
Ein tre»cr Diener langte eben
I» hastiger Eile vor dc» Pforten an.
Er bringt Ench Nachricht, daß das mächt'ge Heer,
In schnellen Märschen nahe dieser Stadt;
Trei ^age tauni, nnd ilire Fahne,, luehen
Befreiend, siegend vor den Mauern,
Nüdrigll.
Das Glück streut reichlich seine schönsten Vlumcu,
Die ich verwelkt geglaubt, zu meinen Füßen!
Den schlauen Fuchs iu seiucm Van zu fangen?
Weil ich kein Schwcrt iu nerv'gen Fünften
Des Speeres Wucht zu führen nicht vermag,
Glaubt ihr, ein leichter Sieg sei euch bereitet? Kommt nur »ud holt euch beßre Überzeugung
Nem Listigen gehört die M:lt! — Die Kraft
5lauu stürmend eincnErdkreis wohlzcrtrümmeru,
Das Vaucu ist der Klugheit ausbewahrt!
<Zu Haro,,
Die Stadt kann sich wohl eiueu 'Niouden halten,
Wohl früher als der aufgehäufte Vorrat,
Mit baldigen Entsatzes sroh.'r Hoffnung,
Versprich "den Tapfern fürstliche Hxlohuuug
In mciuc,ii, iu des Königs Alainen,
H
Herr,
Es ist kein Gold im königliche» Schatze,
Rodiiga,
Versprich es nur, was kümmert dich das Wcitre?
Was kümnicrt'Z dich denn, wenn der plumpe
Pöbel
Für aufgeblasene Versprechungen,
Doch immer gern noch Gnt »ud Leben hingibt!
Wer doch das Volk, den ewig luurr'ndcn Hund,
Mit fetten Uisscn stets bcschwicht'gen wollte!
Wirf einen Ball ihm vor, er läuft danach,
Und eh' er sieht, daß er betrogen, hast
Wie ist die Stimmnng uutcrm Volt?
Hai».
Nicht so.
Wie Ihr es wünschtet! Man beklagt die Fürstin,
Man hofft —
Der König werde
Was hoffet man?
Haro.
Sie ihrer haft entlassen,
Rodriss«.
So? — Man hofft?
Man hofst? — Wohl gar du selber auch mit? —
Geh!
Har«.
Mein guäd'gcr Herr, wie köuute der Gedanke —
Ich glaube dir! Wenn auch nicht treu, doch klug
Ist haro. Meinen Vorteil wird er suchen,
Weil er zugleich mit ihm den seiueu findet.
Dein Schicksal ist gekettet an das meine!
Sieh hier die Schlüssel, die ich Guzman abnahm.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik