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Vlanka vo» 65
Sechster Auftritt.
Tieao de No0lc!,o, Vorigc, Vald darauf «odrigo »e
Padilln.
Wo ist Plldillll? — Wo ist Euer Vruder?
Diener.
Ncim König!
Noblcdü.
Schnell zu ihm! Ich muß ihn spreche,,!
Dicucr.
Cr hat besohlen, das; —
Ich muß ihn sprechen!
Geh, Bursche, oder du gehst in die Hölle!
Maria
«icht R°bled°n mit ftarrrn Äugen, in hestiostei Bewegung,
Nol'lcllü
Verdammt, muh dieser Streich mißglücken! Aber
Geduld, Herr Nittcr, wir sind nicht zu Ende!
Wer wagt es, mich zu stören? — Tu? — Was
gibt's?
Rol'lcda.
?n- eine Hälfte Vurrs Auftrags lanu
Ich nicht erfülle».
tot?
Ich fand ermordet ih» im Gange,
?er nach der Schloßtapcllc führet, liegend,
Tcs Ordcnsmeistcrs Mantel neben ihm,
Mit Blut bespritzt, nach Vlankens Zimmern eilen!
Wie?
Noblcda.
Haro ist tut!
Nodrizo.
Tic Schlüssel?
Nobledo.
Eiud iu seinen Händen!
Nodrino.
Ha!
N»» nach auf seine Spur, damit der Tod
Schnell seines Mordes Früchte ihm entreiße.
Schnell fort! und zaudrc nicht! Tu bist gesichert!
Nach Vlantas Zimmern, sagst du? — Hin!
Meide ab,. Siebenter Auftritt.
Maria
«hat beim Eintritt ihres Bruders einen Vermch^macht anf.
König
Schlaf! Schlaf!
ssastiliens Krön' um eine Stnnde Schlaf,
Um eine eiuz'ge kurze Stunde Schlaf!
Vor das erstarrende Gesicht mir zaubert, —
Ha, sie Verbrecherin! — Ich kann's nicht fassen!
Selbst in der Überzeugung ernstem Antlik
Glaubt freudig mein bestochncs Aug' der Mge
Verworfne Larve zu erblicken! — Schnldig!
Sie schuldig? Vlanta schuldig? — Nein, un>
möglich!
Ich glaube, daß die cw'ge Wahrheit lüge,
Naß Teufel waudelu an des Lichtes Quelle,
Uno Himmclsgcister in des Abgrunds Bauch
Der Sünde slucheuowürd'gen Faden spinnen.
Doch nimmermehr, daß Blanka schuldig sei!
Weit leichter wird zum schwarzen Laster selbst
Nie Tugend, als sie zur Verbrecheriu!
Dies Auge, das so rein und schuldlos strahlt.
Nies Antlitz, mit des tzimmels Abglauz über«
gössen,
Die hehre, leuchtende Gestalt, die nur
Gezwuugcu auf der Erde scheint zu wallen,
Tie einer bessern Welt scheint zu gehören,
Bei bereu Anblick alles Ird'sche schweigt,
Die Leidenschaften schamuoll sich verbergen,
Ter Schauer fürchtet jcdcu Augenblick,
Itzt werde fic und itzt von lichten Wolken
Emporgctragcn, seinem Blick entschwinden!
Dies alles nichts als Täuschung, nichts als
Sie fähig des entsetzlichsten Verbrechens,
Sie, deren Herz ich zu entweihn geglaubt
Turch meine heiße, ungcmcssne Liebe,
Sie, die, erhaben über Menschenfühlcn,
Birgt nnter lügenhaft erborgten Strahlen
Der Hülle abgeftohlne Missetaten!
So viele Anmut, so viel Himmelsschöne,
Das Opfer deiner Nachc zu umgarne»?
Ter Gottheit Siegel dir ein falscher Stempel,
u,,t dem das Aug' der Welt du schlau betrügst?
glauben!
So widerspricht sick nimmer die Natur!
Nur darum hätte sie in himmelsforuu'ii
Dies Weib gebildet, um der .Hölle Geistern
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik