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104 II, Gedichte.
War eine Wiese, >vo icki ^'Inüi^n pfliickie.
Die Rinderzucht drauf hingctricbcn frisch!
Wo nur ihr Fußtritt in den Voden drückte.
Lag Schlamm und Gras iu etlichen: Gemisch,
Was »icktt zu sagen, davon ging die Rede,
Wao an v,u sprechen nickn, dao sprach il,r
Verschmähst Du il,re Waisen auch zur Fehde,
Schon Unsinn ist's, zu wäylen ihren Ort,
Gestalten, die meiu Geist in Glut empfangen,
Die Nobeit legte dran die schmntz'ge Hand;
Ich sah die Spur auf den entweihten Wangen,
Und mein Gemnt, es f,i!)lte sich entwandt.
Und wie der Mensch den Ort, den schönsten,
werten,
Nicht mehr betritt, wenn Greulich's ihn betrat,
So floh meiu Geist aus meiner Ingend Gärten,
Empört von seiues heiligsten Verrat,
hart hinterher der Mißgunst lauge Zeile,
Der Neid, der Haß, bewaffnet anznsehn,
i7, nllzngnt nur trafen ihre Pfeile,
Denn, ach, wer singt, kann nicht im Harnisch
gehn,
Ergreift des 3lreites zorniges Gerät,
Ter schwere Panzer drucket barte Schwielen,
Drob des Empfinden!? lueicher Sinn entgeht.
So floh ich aus des Dampfes Glntlieschwerde,
Hin zur ^i'atur, wo Leben neu fich schasst^
Den Bnscn drückt' ich an die Wutter Erde,
Uni, U'ie Äntäns, zu erstehn i» Kraft,
Doch sie, die oft geführt schon meine Cache,
Gelehrig sonst an ihrer frommen Seite,
Schien "jetzt nur trotzig Schaffen mil >>'>>'wmn,
Ihr Nort verklang iu meines Vuseus Weite,
Ihr Wink verschwand vor meinem slumpfenSinn,
Und schaudernd vor der Welt und ilnem Treiben,
Ein jede? Band verschmäl)end, das sie flicht, >cht' ich's nickü Irl>e>,, konnt' ich's nicht be»
jck,reiben,
Und selbsl den ^Inl'lick jasl ^üagen nicht.
Es !li»g' ein ?o,i, den ?önen uachgellun^, >,,
Mit denen das Gemeine mich Vers,!
lind also fitz' ich an derselben Ställe,
Wo schon der »nabe träumte, saß nud fann,
Weuu erst ick, das Verlorne wieder i'ätte,
l«. Wor«.
Zeigst du ihn ouich slnnunes Toben?
Wen die Musen so begnaden,
Fühle bö>,er sich eNwl>en.
Vist ja Maler, brauche Farbe,,!
^is> ,a Tichter, brauch' das Wort!
Gram und .Herz, wenn beide starben,
Taueru so geheiligt fort,"
Ach, die Worte und die Bilder
Sind für felbstgemachte Leiden!
Wer lanu Flammen, wild uud wilder,
In Gewand, verhülleud, tleiden?
Drum mein Wort, es sei der Aufschrei
Nicht au Ton und Maß geb»,,den,
lind die Forbe, die mir gn! dencht,
Hier! das Vlnt ans meinen Wunden.
17. Tchlußwori.
Also hatt' er lang gesprochen,
hatte höchste Not geklagt,
Daß man ihm das Herz durchstochen,
Und icin Nettungsmorgcn tagt.
Da lam's durch die Luft gezogen
lind sei,i >!nmmer war verflogen,
Und sein Leiden war ein Traum!
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik