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L, Liebeolvrik, 10?
Wie schön sie war! die bräunlich blonden Flechten
Beoeclt vom Slrohhnt mil dem breiten Nand,
Ging sie allein! — Doch nein! zu ihrer Rechten
(>!!!g »nichnld, N'ie ein >lind sie leitend an drr
>)and,
Da>^ ^'lnUitz ^losen; aber nicht wie rote,
Da>? Äini,r, fliilig laum — denn Feuer drohte —
Nicht dlan, nicht brau», sasr, siircht' ich, eher
grau;
llno doch hob sich der Wimper weiche Seide
In warmen Strahlen lääielnd wie die Freude,
In senchtem Taue schwimmend wie der Schmerz,
Nichts scharigezogen in dem scliönen Nnnde,
Die Nase, n,ne lein >lnnstblatt sie begehrt,
In >>.^ !>>!c!!! ^inbi,q schließend zu dem Munde,
.WUl' tind^'ch fast nach aninnill^ noch gelehrt,
D^r '.uinnd, in iipp'qcr ^ülle leicht geschlossen,
>.^rlt nnr zn sehr nnt leinen Perlen Haus,
Doch Blumen gleich, uon Zephiuhauch umslosscn,
Sog er die Luft und hauchte Balsam aus,
lu'dcr Spiel — doch vor dem milden
3chcine
Tiat ick zurück, obgleich Uon Wünschen heiß,
?>'!.' leichte itahn, wie schön trägt er die eine,
Spiä,!g' noch cin ziveites zu — wer weiß? wcr
weiß?
Weil dein Betragen mich verdroß,
^aisi du auf Eifersucht? — Li, schwerlich!
's ist weder, Kind, mein Lifer groß,
Noch meine Sucht gefährlich,
Allgcgcnwart.')
<1821,>
Wo ich bin, fern und nah,
Stehen zwei Augen da,
Nunkclhell,
Nlitzesfchncll,
Schiinmernd wie Fclscnquell,
Schattenumgrenzt,
Ä'^ cr in die Sonne sieht,
Weiß es, wie mir geschieht;
Schließt er das Angc sein,
Schwarz und llein
Sieht er zwei Pnnktclein
Ub'rall vor sich.
So auch mir immerdar
I>-igt sich dies Augcnpaar,
Wachend in Busch und Feld,
Nachts, wcirn mich Tchlaf besasst?
Nichts in der ganze,i Welt
hüllt mir es ein. Gerne beschrieb' ich sie,
Noch ihr verstündet's nie;
Crnst, der lacht',
Wassers und Feuers Macht
Abends, Wenns dämmert noch,
Steig' ich vier Treppen hoch,
Poch' ans Tor,
Streckt sich ein Hälslein vor,
Purpurmund,
Trnnler mein Augenpaar!
Nls sie, zuhörend, am Klaviere saß.*)
<I821,>
Still saß sie da, die Lieblichste von allen,
Aufhorchend, ohne Tadel, ohne Lob;
Das dunkle Tuch war Uou der Brust gefallen,
Tie, nur vom Kleid bedeckt, sich atmend hob;
Wie von den sliehnden Tönen nachgezogen.
Nenn' ich sie schön? Ist Schönheit doch ein Bild,
Das selbst sich malt und nnr sich selbst bedeutet;
Doch höheres aus diesen Zügen quillt,
Die, wie die Züge einer Schrift verbreitet.
Au sich ost bildlos, unscheinbare Zeichen,
Doch himmlisch durch den Sinn, den sie erreichen.
Mit ihren zarten Muskeln, rund und weich,
Der Wimpern Zucken, die das Aug' umhängen,
Der Lippen Spiel, die, Purpurlädchcn gleich,
Ten Schatz von Perlen hüllen jetzt, nun zrigen,
Verriet Gefühl, von dem die Worte fchweigeu.
Und wie die Töne brausend sich verwirren,
In stetem Kampfe, stets nur halb versöhnt,
Jetzt klagen, wie verflogne Tauben girren,
Sah ich ihr Lust und Qual im Antlitz kriegen,
lind jeder Ton ward Bild in ihren Zügen,
Mitleidend wollt' ich schon zum Künstler rufen:
„halt ein! Warum zermalmst du ihre Brust?"
Da ward erreicht die schncideudste der Stufe»,
Der Ton des Schmerzes ward zum Ton der Lust,
Und wie Neptun, vor dem die Stürme flogen,
Und wie die Sonne stcigl, die Strahlen dringen
Tnrch der zersprengten Wetter dunkle Nacht,
So ging ihr Aug', an dem noch Tropfen hingen,
Hellglänzend auf in sonncngleicher Pracht;
Ein leises Ach! auf ihrem fußen Munde,
Sah, wie nach Mitgefühl, sie in die Runde,
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik