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1U3 II, Gedichte.
Da trieb's mich auf, nun wll sie's endlich hören,
2^as nnch schon längst bewegt, nun werd' ihr's
Tuch sie blickt her; den Künstler nicht zu stören
Vcsiehlt ihr Finger sclnuicht'gcud nn dem Wund;
Und wieder seh' ich horchend sie sich neigen,
Willst du, ich soll Hütten ba,,'!,?
Willst du, ich soll Hütten bauX
killst mich heiniisch sehn?
Sieh im unbewölkten Vlau'n
5^>uch die Sonne stehn.
Eh' sie sich im Westen neigt,
Nuft mich ein Geschäft,
Nauh der Pfad, der Weg ist weit,
Eile will sein Nrcht,
Tuch kehr' abends ich zurück,
Bin ich auch wohl dein.
Wie, du fliehst, geliebtes Leben?
Wie, du fliehst, geliebtes Lebe»!
Und vergiltst mit herbem ^pott
Alles, was ich dir gegeben?'
Wohl niit Nccht nannt' ich dich Leben,
Tenn dein Scheiden bringt mir Tod.
heuchelnd, diesem Auge,,paar!
Äch, erst mußlest dn dich trennen:
Jetzt, da sie vor Weinen brenne,,,
Jetzt erst ist der Äusspruch wahr!
Der Van».
<I8I»,>
3eb' wohl, Geliebte! ich muß scheiden,
Es treibt mich fort iu Angst und Qual,
Fort von der Wohnstatt meiner Freuden,
Fort von dein Weibe meiner Wahl.
Nicht dieser Vlick nnd diese Zähren!
Verbirg dein holdes Angesicht!
Toch niir ersparen kannst dn's nicht.
Umschlangst du leinen freien Mann;
Tcr Abgott deiner Hnldignngen,
Er ist belegt mit Acht uuü Baun,
2er Fürstin, der die Welt zu eigen,
Ncr alles huldigt, was da lebt,
Vor der sich alle Wesen bcugl'u,
hab' ich im Wahnsinn widerstrebt.
Mit ihrer Schwester, sinnoerwirrct,
Tie ohne Heimat, ohne Haus
Turch Erd' und Luft und Wellen irret,
Zog ich in wilder Jagd hinaus. Und alles Wirklichen <'>ennsse
3a sprach die Fürstin,
,,Vl'ischmäI>st du so, wasich dir
lind rastlos, wie du bist, so dl^'w'
Äir sei lein Haus nud leiue ^i>i>!e,
Kein Frennd, kein linder uud tl',u ^vcil,'!
Er peitsche rastlos dich dulcl,o ^>'l>e,i,
3er wilde Tämmü Phantasie! —
„Er hciße dich nach allem fassen.
!^vao irdifch sä,ön, mi! raschem Geiz!
3och I,äl!s! du'o, müssest dn es Haffe,!,
„Verdammet, Schalten uach-,,,,,^,,,
Buhl' twcl, in,i Äu,i>'u!'ln!^ Knß!
Es fehle Kraft dir znm Entfa^>>,,,
Und ^
„Tic Sprache luill ich dir vl'lwaudelu,
?r,u ,^örer sei der Mißverstand!
Miszlingen sei mit deinem Handeln,
Eutzwe>l ans imnwr >l^ >pf und 5^and!
„Tie dich liebt, flieh! die du begehret,
Sie schaudere zurück vi,'r dir,
Und fagt sie ja, hat sie gewähret,
So tot' ihr Ja dir die Vegier,
„Und daß der Ki,te Trost versaget,
Vereinigt Nache sei und Leid,
So zweifle der, dem du's geklaget,
Iu ixines Leidens Wirklichkeit,
„Zieh hin, um all dein Glück betrau,
Uud buhl' um meiner Schwester Gunst!
Sich, was das Lebe» dir eutzogl'u,
Ob dir's ersetzen taun die ilnnst!" —
Ta fiel's mich an mit Nachtgcwalten,
Und Wahrheit war es, was sie sprach!
Tas herz im Busen mir gespalten,
Uud jener innre Tränger wach.
Seitdem irr' ich verbannt, alleine,
Betrüge audre so wie mich!
Vu aber, armes Weib, beweine,
Ten dn verloren, ewiglich!
Abschied.')
Wie wird mir denn so weh und bang,
Icht, da du scheiden mustt,^
hall' dich gesehen tagelang,
Und still war meine Brust,
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik