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v, Aus dem Reiche der Kunst und Literatur, 127
Und einen Helden gehen sie zn feie»,,,
Tie Mmlichen, den sie sich schufen gleich:
d'gmout, den Manu der fernen Niederlande,
Nichl, daß er war, wie stauneud ihr ihn seht.
Ein Staatsmann war er und ein Hort der
Schlachten,
Wie andre inehr, — sie aber zogen ih»
Empor in ihres Geistes Sonnennähe
Und strahlten an ihn niit dem reinsten Licht,
Taß ein Verklärter er die Zeiten lebt.
So war's die Art der Kunst seit ihrem Morgen,
Und wird es bleiben, bis ihr Abend graut,
Besteiget denn, von Tönen hold geleitet,
Ten Zanberwage», der geflügelt naht;
Laßt euch von ihm in ferne Zeiten tragen,
Und tn'tru ichauecrnd vor die ernste Bühne,
Wo ^anptcr fallen, Meinungen zur Sühne,
Ter Vorhang rollt empor: ihr seid in Brüfsel,
Vor»! Tor der reichen, lebensfrohen Stadt,
Ein Ärmbrnstschießcn feiern sie da draußen,
Ter ^in^romann hält mit uud der Soldat,
Ter Spott macht sich durch laute Scharen Nauni,
Tie Keckheit hört erstaunt au-> fremdem Munde,
Man schilt, man lobt, gibt zn, läßt sich gefallen,
Den .Herrschern wird das beste zugetraut'
Toch schciut das Jetzt uicht hoch in Gunst bei
allen i
Wie priese man das Ehmals sonst so lant,
Tie Ärmbrnst knackt: z>uci Kreise, drei, getroffen!
Ter Sieger wird glückwünfchend schon begrüßt;
Ta tritt noch einer r>or, ob tanin zu hoffen,
>>ill er den Ei>isatz mit und zielt uud schießt
'nein Schwarz, Sein ist der Tag! Wie schreit
die Meugc
Und drängt sich zu nnd schüttet ihm die Hand,
lind lciner will's beneide» und bestreiten,
Egmont! Ter Name jubelt durch die Stätte,
Tie Tanl'li^tt i^d^r Horts uud ruft vereint;
Nicht König nnd uicht Staat, uicht Ami und
Räte,
Und n'der fügt eiu Veiwort seiuciu Namen
Und glaubt gcuug ihn nicht gepriesen noch:
Der Liegesfürst von Saint Quentin,
Ter .Held von Grauelingen!
Und Egmont, Egmout hoch!
So jubeln sie nnd zechen wohl noch lange,
Laßt uns 5>ir Iialdv^waisle» 3tadt zurück;
Ter Abend fiuli, und auf deni tilgen Gange
ZeiZt eins uud andres etwa sich dem Vlick,
Ter Torweg gähut, des Mallles keilen weiche»,
Ini Hanse der Negentin schinnncrt Licht,
Tie edle Frau, aus Östreichs milden, Stamme,
ä^ohl noch mit ihrem Kanzler sich bespricht,
Wir forschen nicht, nnd gehn die tleinc Gaif,-,
Ein kleines Pfortchcn sührt znr Wendelstieg',
Wie eug, wie schnial: die GliK-iiir halb verhängt. Trin Licht, und Worte, wie sie Freunde tausche» ^
lauschen.
Im Arnistuhl siht ei» Weib, schon was bei
Iahreu,
In niederländischer Tracht, ein wenig schwer;
Tas dnnklc Kleid sticht ab zur weißen .Haube,
Tie knapp läuft um die Falteustirne her.
Sonst rciulich nnd behaglich, obschon ärmlich.
Ihr Aug" ruht lächelnd auf dcni junge» Mann,
Ner Garn gehängt um feine bc,dc» Aruic,
Sich »»d den Faden abzuwinden reicht,
Und dieser Faden länft zu weißen ^ände»,
Und drüber blitzt's aus dunkelbraunen Augen,
Nie fich, so scheiut'Z, des wirren Spieles freun;
Uud seht, ein Mädchen ist's! — Nicht doch: eiu
Cherub,
Tcr, halb geflügelt Kind, halb Zurnesbote,
Mit Adleraugen ciue Welt beschciut.
Was ist sie schou! Tie rnnden Mädchenwangen,
Tie lichte Stirn, das Naschen sehr bestimmt,
Tie Augenbrauen scharf, der Mund so weich,
Ist sie? — Es ist das Mädchen, das Gras Eg-
mont nieint,
Zn dem er schleicht, den Mantel übers Kiuu,
llud das die Nachbariuucn neidend schelten.
Sie aber weiß es, ist erfreut, betrübt,
In einem überfclig: daß sie liebt,
Ten: Liebsten kann sie ganz, sie weiß es, nie
gehören,
Trum möchte sie ciu Knabe sein, ein Mann,
Ihm dienend nahn in gut und bösen Tagen,
Tie Fahne nach im heißen Streite tragen.
Und Furcht und hossnung, Schani und Gluck uud
Pein
Singt sie mit solchem Schlummcrlicdc ein,
«Lied: „Lie Tiommcl gcrichl!",!
So freue dich, denn kurz ist alle Freude,
Was dir im Wege blühet, nimm es mit;
Tenn warnend hör' ich nah schon eine Stimme,
N»d fernher kommt des Unheils dumpfer Tritt,
Worte über Beethovens Grab zu singen.
Tu, dem nie im Leben
Nuhstatt war, noch Haus,
3>»h im Tode aus.
Übers Grab hinaus,
Tief im slilicn Haus.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik