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II.
Zwei Herrscher.')
<135d,>
Vorlängst Alexander der Große,
Äu? MisUnau^, so genannt,
,^aum aus der Mutter Schoße
?IIs >>crr uon >ve»ig Land,
Und das; er ein Großer werde,
Tat «rieq und Schlacht ihm not,
Qr färbte mit Vlut die Erde
Und tauchte das Leben in Tod,
Tu wardst so groß geboren,
Taß fast die Bürde zu schwer,
Tir I,at Gehorsam geschworen
Ein Weltteil und wohl noch mehr,
Tu brauchst nickt »ach außen zu schweife».
Für dich ist alles klein,
Uni au die Vulleu zu streifen
Brauchst du uur du selber zu sein,
Nie andre der Ehrgeiz qnäle,
Uud fandest im Innern der Seele
Ļeiu uuch zu lvachsen Nauui,
Vem Gott noch Sieg beschieden.
Ist doch nur Gott bewußt,
Tu schöpftest der Welt den frieden
Ans den, deiner eignen Brust,
Vou deiueiu »aiserschlossc
Löst sich die Taube w>7.
Sei nur Alcrauder der Große!
Tenn Großmut auch ist groß,
Recht und schlecht")
Mit frechen finden Iiiegcn,
Und sie nnch stets besiegen,
Tas >uär' fchou recht i
Toch, ohn' ein Schwert zu ziehe,,,
Noch iininer inehr zu fliehen,
di! das ist schlecht!
Mit einem andern kämpfen,
Ter feinde Nnchgier dämpseu,
Tac> wär' schon rechte
Toch Pläne, die nichts taugen,
Und nur das ^aud aussaugeu,
Ei! das ist schlecht!
Taß Schnrken sich beraten,
Und Fürst nnd Land verraten,
?>->''- isl uicht rechte
T0l!> sie zn peusiuuieren,
Statt zu arlebufiereu,
Ei! das ist schlecht!
Im Siebeujähr'geu Äriege
,^att' man sehr wenig Siege,
?as !vnr nicht recht; Doch jetzt so schrrcüich !^
Li! das ist schlecht!
Tl'm '^ande Frieden schenken,
Uud i."and niid ^cul^ d^denle»,
Tas wär' schon re>1>! -
Doch, — jetzt den Gliede» mache»,
Worüber alle lachen,
Ei! das ist schlecht!
Wenn ma» u»o ivw>,ni>>rte,
Und alles anders >
Tas wär' schon r^>ü ^
Jedoch es bleibt beim nl!e»,
Tic Schurleu läßt man walten,
(^i! U'ahrlich! das ist schlecht!
Kaiser Josefs Tciilmal,
Laßt mich herab rwn dieser hohen Stelle,
Auf die ihr mich gefetzt zn Prunk und Schau,
Prunk, mir verhaßt, als noch die Lcbcnowe!!^
Durch diese Adern floß balsamifch lau,
Laugst ist ja doch mein ird'schcr Leib v«wese^,
lind nun durch euch mein »»'ist gelölet auch,
Soll hörcu ich mein Urteil hier verlesen
Von hoher Bühne, wic's bei Sündern Brauch?
Was ich gefchasse», habt ihr ausgereutet,
Was ich getan, es liegt durch euch im Staub,
Mich wählt zum Hehler uicht für eure» Nau!.'!
Mir war dcr Mensch uicht Zutat seiner Röcke,
'.'l!> linder, Brüder liebt' ich alle gleichi
Ihr teilt die Schar in Schafe uud lu Bi'>!>',
Uud mit den Böcke» nnr erfreut ihr euch.
Und über meiner Völker, vieler Zungen,
Flog hin des deutsche» Adlers Sonncuslug,
Er hielt, was fremd, mit leisem Band nni-
illliingen,
Vereinend, was sich töricht salbst genng,
Ten Spiegel deutscher Lehr' in Knust nnd Wirleu
Bis zu dcu letzten dämnn'rndeu Bezirken,
Wo iwch der Mensch sich selbst nnd andern fremd,
Nnn aber tönt's in wildvelN'orrnen kanten,
Wie Trotz und Roheit sie der Menge bent,
3>'m Turme gleich, den sie bei Babel bauten,
Infulgedcs die Menschen sich zerstreut,
?>uch eines war, das habt ihr noch gehalten
Bis diesen Tag, aus Trägheit, Furcht, wie
Spott:
Ter Glaube fand sich längst in sich gespalten.
Mir war er eins, wie Recht, wie Mensch, w!e
Gott,
Uud in der Nrnst, dem iuucrlichsteu Ledeu,
Vrrgöuut' ich jedem seinen Weihaltar:
Ter Lüge ist die äußre Welt gegeben.
Im Innern sei der Mensch sich selber wahr.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik