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138 II, Gedichte.
Und eine Krone liegt zu Vettes Füße»:
„Tas ist ein König!" spricht der bleiche l^ast,
„Und zivar ein guter, soll ich glauben müssen,
Tns früh crgrante .Haar zeugt nicht von Rast,"
„Wohl anch als Gatte möcht' er sich bewähren,
Tnrum be>vacht die Gattin jeden ,vanc!,.
Lurchs Schloß erschallen Teufzer, fließe» Zähre»,
Ein guter Herr und Palcr also anch.
Und dennoch tan» das alles mich nicht hindern,
Ter Gattin Tränen halten mick, nicht auf;
T>'ü Vater raub' ich täglich seine,! «inderu,
Und er tritt ein, Ta fuinmen leise Klänge
Voni Schloßhof her i,l sein gespanntes ^l,r,
Tort woget Volk, taum faßt der Ranni die
Menge,
lind jeder forscht, und jedi?r blickt empor,
Ein weinender sragt einen, der da weinet,
„vb hoffnnng sei?" Was trüb der Blick ver-
ueinet,
Pflanzt durch die Menge sich von Muud zu
Mund,
Uud alle Hände sind zum Flehn gefallet,
Auf jeder Lippe zittert ein Gebet;
Tcr Todespfeil, der einen Nnsen fpaltet,
Ten blnt'gcn Weg zu aller Herzen gellt. —
Ta hält der Würger an, sieht nach dem >>
2ann nach der ?,>cenge, wogend ohlie Ruh, —
Es stockt der Fuß, der Arm beginnt zu wanlen,
Uud cudlich — schreitet er der Türe zu.
Schon hört er nicht mehr das Gebet der Menge,
Tie Vessrungslunde jubelnd zu sich ruft:
lind au dem Lnde der uerschlungncn Gänge
Tchwingt er, ein ^>aä>tge,uu!t, sich in die^ntt, -
Im Gehen aber scheint er noch zn sprechen^
„Nicht über meinen Änstrag geht die ^'
Ich ward gesandt, ein einzig Heiz zn ch
3o viele tausend Herzen brech' ich nicht!"
Tas österreichische Volkslied.')
<1832,)
Gott erhalte nnsern Kaiser,
Unsern guten Ferdinand!
Ter du Throne hältst nnd Häuser,
Schirm ihn, Herr, mit starler Hand,
Laß, statt Lorbeer», lilbaiimreiser
Sprossen, wo er liebend stand;
Gott erhalte unsern Baiser,
Unfern edlen Ferdinand!
.Hoher als kein Weltenstürmer
Strahl' er in der Gnade Licht;
Jeden Rechtes ein Beschirmer,
Folg' ihm dienend jede Pflicht,
Nur ein Guter ist ein Wcifer,
Fluch ist ohne Herz Verstand;
Unserm guten Ferdinand!
Vc, der ,>'rdin>n>dZ Und die ihm zur Seile !!,>>,',nt,
»n-r schmi alv >,n ^njcüs luuhnet,
^egen spende! im, sich her,
^is der U'iue Pu!ssÄ)lag leiser,
.Unsern gntt'n ^cvdinand!
Wer verlangt auch »ach dem ^em-n,
^^>n encl, ab, des Fremden Preiser,
Seht hier einig Fürs! nnd ^and:
Gott niit uus uud unserm «aiser,
Wir mit Golt ,»r ^'rdinand!
Vorzeichen,*)
Wenn sich der Untergang auf Staat uud Hun3
gerüstet,
3o schickt er sciueu Herold ersl voran,
Tcr schlägt den Mörtel ab »nd lös! die "vng>:,!,
Tamit des Meisters Arbeit leicht und !,n'„
Und weithin donnere der jähe Stnr;
Man zahlt mit Gold und schärst die schneio'geu
Waffen,
Tic färben soll des Eigners eigner Tod,
Nie Nobcam, als, die ln'im Voll in Elnen,
Ten Steucrdrnct ihm tingle» als vcrhaszl,
'Anories: den Zoll »ms Hoppelte zu m,'!
3cin Finger wiege gleich der soiist'ge» i.'ast.
Als vor Vhzcmz die Mosliin schon zn schauen,
lind Einigkeit zu retten nnr verinag,
?a stritten sich die Grüne» uud die Vlauen;
Die Schwarzcu ohnchiu bis diese» Tag,
Wenn nun ein Letztes hinwcist auf die Frühern,
Ist auch ein Frühres nur, weil eins zuletzt,
Uud hörst du erst des Wahnsinns Lache wieycru,
Klingt's mit des Unheils Weinen schon Uer-
setzt, -
Es regte kaum die Glieder wie eiu Wurm,
I» Ringen schob sich's nach der Nahrung täglich,
Nie Zeit war nnr ein Glockenschlag vom Turin,
Tie nächste Nähe lag auf huudcrt Meilen,
Tie Tämmruna, gab »och viel zu helles i.'ubt,
Tas Höchste schien des Niedern Schmach zn teilen,
Und Rnhc war nicht bloß der Bürger Pflicht,
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik