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?. Verschicdcncö, 149
Vluincn sind da >md Früchte, Quellen und
Väumc,
Friihüngslnst nud Sounncrsrciide, alles aufs
beste;
Auch gntc Mensche,,, die dir dicucu und recht
Aber ich kenne doch was Schonrcs, mein Herr
nnd Vater,
lind als hatt' ich's gesehn ciuiual in friihrer Zeit,
Schwebt es mir vor, in meinen ln-sten Tagen;
Ein Land, wo dieser slörper nichts begehrt
Und, wenn es nichts gewährt, auch nichts versagt;
Wo der Gedanke Wil len ist,
lind Willen ist die Tat;
Tie Tat im Wollen nnd im Tcnken schon;
Tas Land, wo, unsrer Sonne gleich, das Recht
lind, wie der Mond, die Pflicht den Tag nnd
Nächten leuchtet;
Wo das Gefühl nicht blind
Und der Verstand nicht taub ist allzumal;
Zu uus komme dein Reich!
Ich bin kurzsichtig find schwach,
llan»! das Nächste erreicht mein Blick;
Tcr Zukunft Ferne ist mir verschlossen:
Was gnt gemacht schien, zeigte sich schädlich,
Auch hab' ich das Schlimme wohl gar gewollt,
Ja, das Schlimme gewollt, mein Herr und
Vater!
Teu Zorn lies; ich walten ud meinem Tun;
Tes Fremden Weh war nicht immer mein eignes.
Immer getan, was als Bestes sich zeigte?
Vater! wohl gar das Schlimme hab' ich getan,
zturzfichtig, wie ich war nnd fchwach;
Taln'r walte dn ob mir und meinem Tn»,
Nnd nicht meiner, Herr,
Nein Wille gcfchehc!
Wie du uns liebst, mein Herr und Vater;
Wenn der Mensch den Menschen sah' im Freunde,
lind auch in seinem Feinde unr den Menschen,
Uud der Liebe Machtgcbot geschah'
Wie im Himmel, also auch auf Erden,
Mirjamö Tiegcsgcsang.*)
<1828,>
Rührt die Zimbel, schlagt die Saiten,
Groß der Herr zu allen Zeiten,
.heute groß vor aller Zeit,
'! Älj llanlalc Tezt ,i,r ssrnnz Schubert, und Chor,
Groß der Herr zu allen Zeiten,
Aus Ägypten vor dem Volte,
Wie der Hirt deu Stab zur hnt,
Zogst du her, dein Stab die Wolke,
Und dein Arm des Feuers Glut!
Chor,
Stark dein Arm, dein Ange Glut,
Und das Meer hört deine Stimme,
Tnt sich auf dem Zug, wird Land,
Scheu des Meeres Ungetüme
Chor,
Wir vertrauten deiner stimme,
Toch der Horizont crdunlelt,
Hörner lärmen, Eisen fuukclt:
Es ist Pharao und sein Troß,
Chor,
Herr, von der Gefahr umduntclt,
hilflos wir, dort Manu und Roß,
lind die Feinde, mordcntglommcn,
Trängen nach auf fichrem Pfad;
Jetzt und jetzt — da horch, welch Säuseln,
's ist der Herr in seinem Grimme,
Einstürzt rings der Wafsertnrin,
Manu und Pferd,
Roß und Reiter,
Vom Netze der Gefahr,
Zerbrochen die Speichen ihrer Wagen,
Tot der Lenker, tot das Gespann,
Tauchst du auf, Pharao?
Hinab, hinunter,
Hinunter in den Abgrnnd,
Schwarz wie deine Brust,
Und das Meer hat nnn vollzogen,
Nimmer gibt es, was es barg,
Eine Wüste, Grab zugleich und Sarg,
E h o r.
Tauchst du auf, Pharao?
V i^nab, hinunter,
hinunter in den Abgrund,
Schwarz wie deine Brust,
Schrecklich hat der Herr vollzogen,
Lautlos zichn des Meeres Wogen;
Wer errät noch, was es barg?
Frcvlergrab zugleich uud Sarg, —
Trum mit Zimbeln nnd mit Saiten
Laßt den Hall es tragen weit.
Groß der Herr zu allen Zeiten,
heute groß vor aller Zcit.
Chor,
Groß der Herr zu allen Zeiten,
heute groß vor aller Zeit.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik