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II, «cdi
Hcrt»lc> und
Hillas! Hulas! ruft der Aleide
klimmt er hinan den steinigten Pfad,
Den seine Brust zum Liebling erkoren,
Hülao, den scliönrn, hat er verloren;
Und schon die scacht, die verhüllende, naht.
Suchend nach Wasser, ging er, der Knabe,
Eich uud dem durstenden Freund zur Labe,
Noch durch die Psade, waldig! nmlnubt,
War er gegangen und nicht mehr gekommen,
Dunkel nur ward die Jage vernommen.
Daß ihin die Nhinphen den Knaben geraubt.
Denn, als den >irng in emsigen Handen,
Ubergebeugt in den spiegelnden See,
Er am User schupfend gestanden,
Hab' eZ gequollen uoin Grund in die Höh' —
Glänzende Stirn' und Augen und Wangen
Und zwei Hände, von denen nmfangc»,
^l versank in dcn wallenden See,
Solclies, von zagenden Hirten erzählet,
,^ört des Herakles heilige Wacht,
Und, vun Zur,! die Sehnen gcstählet.
Dringt er durch Klippen und Waldesnacht,
!)>echt hat die schwankende Kunde geleitet,
Siehe, schon liegt weithin verbreitet
Vor ihm der See in ruhiger Pracht.
Hin ans Ufer tritt er im Glimme
Und schreit hinaus in die neblichte Lust:
Hylas! .V'ö're des Freundes Stimme!
>lomni wieder! — Uud, die in felsiger Kluft
Ihr euch vernießt, den Geliebten zu halten,
Fürchtet des Donnerers höchste Gewalten,
Denn sein Erzeugler ist's, der zu euch ruft!
Alma von Goethe.*)
Das hast du uicht gedacht, Gewalt'ger du,
Äio du noch weiltest in der Menschheit Schlacken,
Taf; einst dein Enlelliud srühzeit'ge Nuh
Soll siudcn in dem „Lande der Phäaken",
DcnBlick gesenkt vorm hehren Strahl des dcineu,
Ain fabelglcichcn ferucn Isterstrand
(5s konnnt so manches anders, als man meint,
Und ist gekommen, warst du gleich der Weise;
Die Sonne, wenn sie hoch im Mittag scheint,
Senkt schon zum Uutergaug sich mählich leise.
Nach neuen Zonen wendet sich der Geist
Und läßt, was blank, in grauem Nnnkel rosten.
Ist doch, was uus der fcruc Westen heißt.
Für andre Voller auch zugleich cin !?ste,i. So drang deiu Wort, so kam dein Enkelkind
^u nnser Morgenrot bestrahlten Fluren -
Hoch schlug mein Herz, verschont, wie Weiber
find,
Und so trat ich, zu huld'gcn, in den Saal,
W schon das Teegerät die Tifchc krönte,
Die Frau begrüßend, deines Sohnes Wahl,
Tie dir d>' ^ i'ntn-m lv,,>!,,>,,!,'
ch war !>',,, ,oe>!'!>c!! '^'seu so,ist >>,,
3!ur Herren, schwarz, als wär' ein Sarg zur
Stellen
öffuet sich die Tür, uud hell uud weiß
?ntt Iinderlmft das Mädchen auf die Schwelle.
?ie ich gedacltt mir in der Hoheit Schein,
Von „ügrumuniler ,<?elrl,c!,!eit erglänzend,
Ein Teebrett in den Bauden, t>ai sie e,,,,
Tcmütig Vrot zn,n Iieisieu Traut lrede,izend,
Toch war's, nls ob dein Erleutöuig gleiä,
2es Ahnherr,, Kleist ob ibrem Scheitel schwebte,
'^ vie nu den, Eichsta,,ilu, deu der Vlik geueigt,
Die Blume hell empor die Blätter richtet,
AIs ob »icht dein Erzeugter sie e>.>,!,,i!,
'?llc> ob il>r Äyn sie >tImcl,e,i gleich gedichtet.
Sie filhltc wohl den Vuit der serueu Hand,
Die Sehnsucht nach dem Land der reinen Lilien,
Und ging dahin, so smmin nls wahlverwandt,
Verwaisend uud verdoppelnd die Ottilien
Du aber schaust mit ernstein Blicl herab,
Und sprubn !,^ii>!',,tlelnd ob dem frühen Grab:
ssnbcln und Par»bcln iu Prosa.
I, II8N9,!
Ein Knahe fand einst im Garten eine Nose,
Ihr lieblicbel "''ernch entzüclie ilin, „Wie schön
bist du, herrliche Blume," sprach er, „wie bal»
saniisch duftest t>u! W,e ,'iis! muß erst dein Ge»
schnilul fein!" Er nahm hastig einige Blätter iu
ixn 'l.','mid, aber wie verzog sich sein Gesicht als
er die unvermutete Vitlerleit auf ieiu,^
illnneclte. ,/.>i,!>!!<>>,nirdigc Betrügerin," >>
nnd warf die lieblichste aus Floras Töchtern
unlinllig von fich, „Betrügerin, wie hat niich
deine glatte Außenseite hintergangen!" „Nicht
ich, du selbst hast dich betrogen," erwiderte die
Rose; „wer hieß dich von mir mehr ^
(5iu Herr betrat seine,i Garten, Er sah die
praugeudc Nosc, das duftende Veilchen, den
früchtebcladcueu Pfirsichbaum, uud er freuie
sich ihrer, uud rciuigtc und begoß sie, Na rief
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik