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152 II. Gedichte.
Ta kommt Rudolf «»geschrillt,,
Und zu seines Königs Füßen
Legt er I,iu die blaute Waffe,
Nimm des Ungartöuigs Schwert!
Auf der Flucht hat er's verloren,
i?streiä! uud die Märt vou 3teier
Ist jeyt deiu, wie dieseo Schwert!"
Greift der Fürst uud liält's und jubelnd
Ruft er aus: „Mein ^ei,id im staube!
Wein dank' ich dies höchste Glück?"
„Wem?" versetzt der ^'iraf vou Habsburg,
>>cbt die >>aud uud mit dem Finger,
Noch gepanzert aus dem Treffen,
Zeigt er in die Höh' uud spricht:
,,^>,m, der herrschet ob deu Herrscher»,
Ter gewältigt die ^lewalt'gen,
T^ni das l^lück des Bölnnentönigs,
Was des Ungartönigs Glück!"
Und der stolze Fiirst der Bölinieu
Ssbüttcrt leis' in sil!> zusamnieu,
Sicht auf ihn jetzt, der gesprochen,
Jetzt aufs Schwert in seiner Hand,
Und mit einem Vlick zum Himincl
Siukt er nieder auf die Kuie,
Legt das Schwert aus seinen Händen
Und die .Hände ans die Brust;
Tief gefeutt das ,<?nupt zur Erde
Kniet er aus dein Siegcsfeldc,
Nah' bei ilmi der <'>raf von 5^>absburg,
Weiler weg das ga»ze Heer,
„Nuhni nnd Sieg!" rnft's dnrch die Stille,
U»d auf schloarz geiuiill'gem )!iosse
Sprengt heran iu luildeu Sähen
Zawisch, ,Herr Uon Noscnbcrg.
Sprmgt vo»i :>!oß uud ror dem >löu,g,
Ter erstanden uo>n Gebete,
Wirft er tief sich neigend hin,
„Teiuc Feinde mögen luicn,
Um Erbarmuiig, Schonnng flehend.
Tu, o ,<ierr! ste!» fest »»d a»frechl,
Fest u»d a»frccht, wie dein Glück!
listreich huldigt dir, nnd Steicr,
Liut es sich znni Strahlenkränze
Hin die Scheitel deiner Macht,
Wer mag gegcu dich bestehe»?
Staunend bcngt sich dir der Weltteil,
Tcr seit Carol Magnus' Zeiten
Noch lein Ncich luic dci,i's gesehn. (5,us, o >!>.',i!g', du dlst erblos,
Uud dciu Iieich mit dir geboren,
Linlt mit dir in ciuc oiruft.
Noch auch das soll nicht mehr fehlen!
König Bcla bietet Friede
Uud, samt Ostreichs weitem Crbe,
Nimm sie au! Statt Margaretens,
Alternd dl'Ml-r >naft gesellet,
Stehe blühend ssnuigunde,
Frucht versprechend dnrch ihr Vlühu,
Ich sah sie anf meinen Zügen,
Schöneres ward nie gcselieu,
Herr! beglücke dich uud uu<>!"
Na schilt zornig der >,'on Habsburg:
„Mag es Ungarns König wagen,
Liner Gattin rechtem Gatten
Anzubieten neuen Vuud?
Hat den Nnf er nicht vernommen,
Der die Krone nennt der ^raueu
Böhmens Fürstin, Margareta,
Abbild aller Huld uud Zucht?
2ic so sreveulliil) gefprocheu,
Wie ihr Anlrag, ihr lHmpfana,?"
Und er schweigt und alle schweigen,
Noch der König, aufgerichtet,
Wendet ab sich ohue Autwort,
Schreitet stumm nach seinem Zelt,
Au dem Eingang steht er stille,
Winlt, rückblickend, mit dein Finger,
Iawisch folgt, dem Winl gehorsam,
Uud die Necken fallen zu.
Still wird's um das Zelt; die Menge
Eilt zur Nuhc, nur Herr Nudolf
Liegt am Eingang hingeworfen,
In die Hand das Haupt gestützt.
Und die Sonne geht zur Nüstc,
Abgelegt die Strahlcntroue,
Nicht sie scheidend auf den Berge»,
Sinkt dauu tiefer uud erlischt,
Ta springt auf der Graf von Habsburg,
Und geht schweigend durch die Nacht.
In der Kammer sitzt die Fürstin
Bei den Zofen, Margaret«,
ttarn zum Kleid für arme Kinder,
Und sie schasst uud spinnet emsig,
Als wär' vieles zu gewinnen,
!> Wohllnus stille Freude,
Wlliseudaul uud Gotteslohn,
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik