Seite - 156 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
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N, Gedichte.
Wälz' immer dich in Schlamm n»d Kot,
Und spritze, spritz' nnr, zu:
Wer weiß? du liebst inich endlich noch,
Vin is) beschmutzt wic du,
5,
Nicht fordr' ich, daß du gut nnr heißt,
Was du su eifrig schmähst,
Nur daß du'B zu dem Vielen reihst,
Wovon du nichts verstellst,
6,
Tu uennst mich klein? I>l> glaub' es wohl,
Tas Auge täuscht oft widrig,
Tie Optik macht das alles tlar,
Mein Freund, du stehst zu niedrig!
Weil mich Geselligkeit mit vielen nicht vereint,
fciud,
Euch flicht inir mein Verstand, mein >?e>z ist
ench geblieben,
Und ich entferne nnch, nm fürder euch zu lieben.
Noch Alter und Krankheit der Seele
Bleibt ewig gran und wund.
War ich als Tichter gleich geboren,
So kam's doch nie zur echten Klärung!
Im Anfang war's nicht ansgegoren,
Tan» ging's gleich in die faule Gärung,
Tie Knechtschaft hat meine Jugend zerstört,
Tes Oeistesdruäi' Erlialter,
Nuu kommt die Freiheit sinnbetört
Und raubt mir noch mein Aller,
Taß ich starrsinnig mitunter sei
Und wieder nachgiebig zum Teile!
Tn mit dem starren Auge der Meduse,
.Hartnäckigkeit! du finster fchau'nde Magd;
Vegeistrc du mich deu», sei meine Muse,
Ta alles andre mir deu Tienst versagt.
Kritil.
Von uufern Knnstrichtcru die bcstgenannten
Sind gegen mich gar strenge Nichter!
Varnm gibst deine Werke du endlich nicht
heraus?" —
Freund, bei schlechtem Wetter hält man
sich gern zu ^ans. „Nie lang ist I!ne Mus^ sininin geblieben!"
Nie Launen der flauen innsi nian ertragen,
„Waruin haben Eie niir s^ ' !anq ni>!,l g
Ich hatte Ihnen elx'n nicht? zn sagen.
Teuijche '.')!»i<e>,
Ich svllte von euch lernen?
Von denen ihr gelernt.
Ter Zeit l'iedante,!, nnveizagt,
Nennt »ach, ihr lnft'gen l^>nei>
Ich geh' als Jäger anf die Jag
Und nicht, wie ihr, als 3reil>cr,
Tie Welt bleibt ewig unverwandelt;
Wär' so geivis; ich dm1> ,,nr ein >^e
Als man mich als (^enie behandelt.
Ich fühle wulil meine kü
Toch >ucnn ich die Walnlieit gestehen svll,
So fehlt mir die rechte Rene,
Tie^rw'ge Macht gibt nicht so viel.
Auf daß sie wieder uimmt;
Ich bi» uoch dasselbe ^aüenspiel,
Allein zurzeit verstimmt.
«n das Publilum.
So habt ihr uiich vergessen?
O konnte euch ich's anch;
Toch eureu Qualui vou Albernh.it,
Athm' ich in jedeui >>anch.
„So ist dir erloschen der Musen ttnnst,
Erlahmt dein ganzes Streben?
Mein Freund, ich treibe die schwere, «nnst,
In diesen Zeiten zu leinn.
Mei» Wissen ist gegen das eure ciu Kind,
Fcru sei, daß ich es leugne-
Tie meinen aber eigne.
Als liberal, einst der Verfolgung Ziel,
Jetzt nennt der Frciheitstanmel mich servil,
Nicht hier, »och dort in deu Extremen zünslig,
Ich glaube fast, ich bin vernünftig.
Tas Volk verehr' ich so wie ihr^
Tie Masse zusamt dem Hebel,
Laßt ihr aus dem Volk die Beste» weg,
So bleibt nur uoch der. Pöbel.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik