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1Ü2 II, Gedichte.
Mcnzel.
Nie Grenzen alles Wissens schier
Umwandelt er, der e,,!^,
Thersites.
Nn vuudsgesicht mit einer ,^aseusecle!
Ter 5xrrscherstab, bedenk, dient auch als Stock.
Gervinus.
Gilt's sl'',ia> ästlietijch zu entpuppen,
Nu willst sie, scheint es, zu Spartanern machen
Und sorgst vorläufig drum für schwarze Suppen,
Tic »cuc Literatur,
Weil sie mit Werken schwang« sind,
Seim fruchtbar sich die Tureu,
TW Mntter ,iählt erst dann ein Kind,
Wenu lebend sie's geboren.
Tic junge Poesie.
Weil neu die Zeit, sei neu der Aufschwung des
Gedichts,
Verneint, bejaht, hör' ich es laute» Schalles;
Was Wunder? Neu ist dem Pedanten nichts,
Ncm Tumiutopf aber alles.
Tendenz-Poesie.
Nas Mittel ist probat für alt und jung.
Nur blieb es fremd den schöpferischen Meistern
Beim Maugel eigener Begeisterung
Tas junge Teutschland.
Polnpeuartig ist der Tor,
Gewendet ist noch nicht bezwungen,
Nas jnnge Neutfchlaud schnellt empor,
2 och blieben die deutschen Iuugeu,
Philosophische Gedichte.
Tiefes Snchen und Zweifeln nnd Schwanke»
Wo nichts als des Strebens Nüulcl tlar:
Ich hatte anch so hohe Gedanken,
Als ich noch ein Knabe war.
Tie Ritter vom Geiste.
Ihr glaubt euch Ritter vom Geiste,
Wie ist die Ironie so bitter:
Cure Ritter haben nichts oom Geiste,
Und eure Geister nichts vom Ritter. Poesie der Wirllichlcit.
Ihr haltt die :i>om,iulit üdcvwuude,^
Nnr daß in dein bli,ii,i>'u >!>,>^
Ner tcner erkaufte Sieg
So daß nicbt^ als Lumpe iibrig geblieben,
Toch wißt ihr auch, was Nomautil heisil?
:!>^,uautik un-illu vou der "Dichtkunst nie,
ic ist ihre Mntter! die Phantasie.
Noniautisch lvare» schou die Äll^u,
ah'u iiderall der Götter, des Schicksals Walten-
Noch weil das Wunder schon nah ihrem Leben,
T' not uicht, j,ch drum erst Miche zn gebon.
Toll und Habe»,
Naß die Poesie Arbeit,
Ist leider eine Wahrheit:
Noch daß die Arbeit Poef,
Glanb' ich nnn nnd nie.
Poesie der Arlielt,
Nie Arbeit ist etwa nnch poetisch,
Wir wollen da nicht streiten lang.
Noch ist die Wahrheit nnNthetisch,
Iruu poetischer noch ist der Müßiggang,
^lelu iyr mit ^ffland an einem Ort,
Wohl gar, phantasielos uud ohne !''>,',>,1,1,
Lrhebt sich Gottsched vom Sterbepsnhl,
?!rag' ich, !vns wirksam übrig blieb
Ncr deu!s>I>en Literatur,
So stehen zwei zu oberst an:
Skandal uui> «arikatnr,
«ein Wunder! Wu sich dein Neiz derlor,
Wie soll ein Sänger da gedeihen,
Wo alles lärmt uud alles spricht,
Mau hört uur dem vcrworruen Schreien
Sein eignes Wort ja selber nicht.
Hegel.
1,
Möglich, daß du nns lehrst, prophetisch, das gö!t<
liche Nenkcni
Aber das menschliche, Freund, richtest dn wahr»
lich zugrund,
2,
Was mir an deinem System am besten gefällt?
Ls ist so unverständlich wie die Welt,
3,
Nu schreibst die Musik zum Welteutert,
Singst, wie, was schon da ist, wird und wächst'
Noch wäre dein Tonstück nur Schall gewesen,
Hatten wir nicht früher den Tcrt gelesen.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik