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1L4 II, Gedickte
> i^u Banlrottierer nur,
Uud wer dich einen Mörder schilt,
Beschuldigt die Zensur,
Tu eiues Menschen Parodie,
Tu schreibst — es sind Pasquille:
Sei immer, was Natur dich zwingt,
Nur sei es in der Stille,
Tu nennst mich klein? Ich glaub' es wohl,
Tns Äuge täuscht oft widrig,
Tie Optik macht das alles klar:
Mciu Freund, du stehst zu uiedrig,,
Nicht fordr' ich, das; du gut mir In'is'.t,
Was du so eifrig schmähst,
Nur, daß du's zu dem Virleu reihst.
Wovon du nichts verstehst,
Als Taschenspieler kock und toll
Changierst du hin nnd her,
Zuletzt sind deine Taschen voll.
Allein die Becher leer.
Auch auf dem Seile schwebst du hin,
llud sältst auf unsre Nase,
Tu wirfst uns hin gleich As und Taus,
Tem Partner überlasse».
Und spielten wir gern selber aus,
So heißest du uus passen.
Und spritze, spritz' nur zu!
Wer weiß? Tn liebst mich endlich noch.
Bin ich beschmutzt wie du,
Macht Poefie dich gar so wild,
War's immer so der Brauch;
Sie ist nicht bloß ei» Spiegelbild,
Sie ist ein Spiegel auch.
Moderne Tonkunst.
Geläug's der Tontnnst je,°zu sprechen,
Wär' fie verpfuschte Poesie!
O, ihr luuslhistorischcs Gelichter,
Nennt ihr die Tonsctzer: Tondichter,
In Iukuust: Wörterninsiknutcu,
Aus Tag und Nacht hat wohlbedacht
Ter Herr alles Bebens die Welt gemacht;
Tie Tichtuug ist Tag in klarer Pracht,
Musik die Wcltcu verbindende Nacht.
Tonkunst, die vielberedte,
Sie ist zugleich die stumme,
Tas einzelne verschweigend,
Gibt sie des Weltalls Summe. Will der besang i,ic- ^,',n'.e gelm,
Uud soll der !''>isi ,In, ,1>1I!; vernclm,
So sass' ihn auch das Ohr,
Tas Auge nnr Garden und ^m'mei, u>eist;
Und lnn,ft du deid>'<> >»i <^>c,n vc>!>in,.
Hast du gesehn nicln und uicln grln'rt.
>^ !^ j,!l!>.', glaubt ihr, Ml! ^^',1,,'1'l II ,',!>,> i?
Als ob zu mciuem Ohr uiMt sei,,>'
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Nur graut mir vor de,u Ä^m
Vor allem aus deni Muudc der Se >,,>,
nennte Tinfonie.
Ob's mir gciiillt, ob mcln gefällt,
Seiu 3luhm bleibt ga,!'i und >n',l.
Einei» «omposüe»»-.
Mit drei ^eweru, n^lcln' j,i,ic>,,
^'iuc Klafter Holz vertlciucr'.
Ter Äompojitcur.
Man sagt, du verachtest dic '^ielodie,
Schou das Wort erfüllt dich mit Schauer;
So giug's auch dem Fuchs, den« enthallfameu
Vieh,
Ter fand die Traube» sauer
Tie musilalischc» (belehrten.
Ihr grübelt, Nügelt srüh uud spät!
Niclus, was zu schwer euch dcuchte;
Toch wer so leicht, was schwer, versteht,
Versteht ost schwer das Leichte,
Fclir Mendelssohn.
Iuug bist du zU'ar gestorben, doch wardst du ge
Tir fehlt der Iugcud Frische uud iln>v 3
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Wic schmähen das Theater doch
Vie hcut'gen Modedichter,
Scheint wohl der Spiegel gar zu
Ter 'rüclgibt ihre Gesichter?
Tu» sich des Theaters Psmieu a»>,
Strömt ei» der Pübcl i,l vollem Haus,
Ta ist es uuu des Tichtcrs >-ache,
Taß er ein Publikum aus chm dauu mache.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik