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172 II, (^'dichte
(iincm Tiftll'matcn ins Ttammbnch.
Mußt klügeln lernen, schweigen, lauern,
Mir, dem das Wesen, wie cs war, gefiel,
?.Vengt in die Freude sich zugleich Vcdancrn,
2ie Wahrheit selbst niuinit Mahlen oft zum
Scherz,
Und gibst du deinen Geist in neue Forme»,
^ in seineu alten uns dein Herz,
Einem j»»a,cn 'Mädchen.
Werde, was du noch nicht bist,
^u dielem Bleiben und diesem Werde»
Liegt alles Schöne hier anf Erden,
Einer jungen F.cuudin.
Tu wardst als Vraut dereinst mir zugesagt,
Noch Ivard die Hochzeit etwas noch vertagt,
Weil iä, matt all zwar, aber du viel jünger,
Nicht gröber kanni, als jetzt dein Zeigesinger,
Sie fclüägt »st nni, besonders in der Praktik:
Aus nieiuenl alt luard älter, wic die Negel
lehrt.
Tn Ivardsl aus jünger jnug ^ gerade uuiqe
lehrt^
Uud u>al,reud du ein holder Pusitiu,
Scheiut^, das; die letzte Staffel mir schon rief:
Wir wollen drum nicht steigern noch vergleichen,
Uud stall dein Bindewort sei uns ein — Treu»
Nlit Goethes Werken,
Wo du stehst im »reis der Wesen,
Stellt er sich als Führer ein;
Er will auch gelebet sein.
In das Ttammbuch eines Neuvermählten,
lind der kleine Gott der L,ebe,
(3chielend Nstig duvch die Viude,
Wirft bestandig hohe. Zahlen,
Vier und suuf und füuf und sechs,
5?nlb zu viel, halb nicht gcnng,
?lie,ua!s Paar, trm,', i.'ist und Trng,
Ta greift ,v>in,eu zu deu Würfeln
lind wirft hoch nicht, aber gleich,
Cius uud eins. Ein Iubelfchrei!
(''üick uud Paar liegt in dein Zwei,
Te> Tochter eines Freundes.
Einst auf denselben Väuken
^ iu Vater und ich?
"Ter Vorsatz uns ninnner entwich. Uud das! wir'o uislü gm,;!ich ve,'
Zeigte die Zeit, die verstrich,
Äll, >vao >vir sännen uud wälilleu;
Und n'der läsu sterbend nach sich
Nie Kinder voll Anmut uud 3i!ten —
Ncid, iveiszt du e>> aude!^, so s:>^
Ich — Tappho'n nnd ^l'elitteu —
Nein Vater — o Liebliche — dich!
In das Ttmnml'nih der ttrnjin Wimpfeü
>,eb, ^reiin von Eslel«,
Icb Iiall' ein gros;c-j Vuch, wie du,
Uud Iiielt o siln'u, da noch jung.
Nun aber wird's zu schwer und voll,
Ich deuk', ich fchlicß' es bald,
Ncis Vuch, es heißt: Erinnerung!
In Teiuhardsteins Stammbuch.
Gar manche tragen nach der «unsl Verlangen
»ud streben ihr auf manchem Wege nach:
Willst dn die himmlische bei dir empfangen,
Bereite ihr ein würdiges Gemach,
Uud iu des Erdcull'beüv eüem Kot;
Wer einer Göttin bräutlich Vett will teilen,
Ner adle erst durch Reinheit sich zum Gott!
Drum jeder Leidenschaft den Zügel,
Und »ach den Wolke,i hin den Vlick!
Geliebter! nur der rciue Spiegel
Strahlt ungetrübt die Welt zurück.
?ln Vellincn,
.Hier send' ich dir, was du mir hast geliehen:
Was ich dir lieh, ich nahm es fchun zurück:
Erborgtes Gut schafft nimmer dauernd Glück,
Tem Neichen mag ma» noch sich schuldig wissen,
Nein Armen sei sein Pfennig unberührt,
hier ist die Schuld, der Schuldbrief ist zerrissen 5
Frei geh' ei» jed','5, wie der Weg ihn führt.
Nn «clenen,
Ehristus folgen? Wie mich'Z dränge,
Fruchtet doch mei» Strebe» nichts;
heimisch nur im Neich der Klänge,
Viu ui, !>r,»d IM Reich des Lichts.
Sie ci» Iiel, so hoch u»d feru?
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik