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216 IV. Satiren.
Gegenvcrsicherung, daß auch ich an Sie glanbe,
und zlvar nicht bloß, daß Sie der Bürgermeister
Hirzcl sind, wie ^ie gütig annehmen, daß ein
Gott sei, sondern ich schreibe Ihnen außerdem
auch Eigenschaften und Wirüanikeiten zu; wo
ich.denn nicht weiß, ob Ihr schönes Vclenntnis
rücksichtlich meiner sich ebensoweit erstreckt. Ich
bin vorsichtig geworden. Ihr Frcuud uud Lehrer
Hegel glaubt auch an mich, ja er beweist mich,
wobei er mich aber znr absolnlen Allgemeinheit
macht. Mein Herr Bürgermeister .hirzel! Ich
I'in nicht die absolute Allgemeinheit, so wenig
Sie selbst etwa die Bürgermeisterwürde in Zürich,
sondern der wirtliche Bürgermeister sind, Ich
gleichen, Wollen Sie mir daher durch die All-
gemeine Zeitung gefälligst zu wissen machen,
nicht bloß, daß Sie mich glauben, sondern auch
als was und wie.
Nicht verhehlen iüi»i ich Ihuen übrigens
schon jetzt, daß die Berufung des Professors
wie Professor Hegel mit mir, Er glanl'i ',war
ebenfalls an ihn, heißt daß all' inUi-o88o oder
en bloc, zerrt und znpft dann aber wieder so
lange an ihm, daß man zuletzt nicht mehr weiß,
was davon,übrig bleibt. Er nennt ilm zwar
umstände und Wunder zu Mythen, d, h, uach
Hörensagen ausgebildeten nnd vergrößerlen
macht, so weiß ich nicht, warnm jene belobte
Weisheit und Tugend nicht ebenso mythisch aus-
geprägt nnd überarbeitet sein sollte, wo denn nnantaslbar da^ aber ieil^ isl diese .^'elire schon
so mannigfach angelasiet worden, le,Io Iiabe ich
genannten meinen ^olm mein als ?rolo88U!-
sondern in die Welt als Befreier und Erlöser
des NieuschengesäUe.lUe^,
Was Sie von der Notwendigkeit sagen, die
^onschritte der ^^issensliiaft nilltt '^ n iu'mmen
oder auf geivisse ^a>1,er ,-,,< beslliränlen, trifst.
Nur gebe ich Ilmen >>> bedenlen, das! voideNiand,
^Ine ^än^e,>'l '.!!a,iei,i <,'0,i der ^eliqwn nicht
Ansllärnng, sondern Heiligung nno Versölninug
erivarle», ^laelien ^ie deoliall' ,verrn ?irau",
-,u!n Professor der Pbilosoplne, i,,id gelingt es
daß die Geheimnisse nnd gnaden,nitlel de> ->>>-!>-
gion znm seligen '^eben iiderfliiisig seien, so
tonnen Sie den !',e!!att eineo Peusessors der
Theologie lünstig in Lrsparung bringen, za die
Auslagen fiir >!,rchen nnd Pasioie,, >ni aüge^
nicht wenig e>nn,es!>ich sein wird, Vis dahin
lassen Sie die Äcker von den Ackerslenlen l>e-
stellen und nicht von den Naturforscher,,
So weit geln nieine nn,!,as',a,el,>!,che ^ innng,
der ich übrigens verbleibe
Ihr
Gott m. ,,.
Nachschrift, Wissen Sie etwas ^'äl>"re6
vou Rauschcnplatt uud Mazzini? ^>an ,'>,,,!
auch, die Hannoveraner seien bei ihrer )>,V,,,e
tühn sein?
Antwort auf die Vricfe des alten Theaterfreundes.
Lieber Vrudcr!
worden sind, und ich sie beantworte, Tein Sohn
ist weder tot, »och trank, sondern nur ans einer
tleiueuFerienreise begrisfen, und da Teine^riefe
Aufträge oder fönst llnverschieblichcs enthalten
gedinngen, Teine Knnstansichten ein wenig auf
die Kappe zu nehmcu,
Tu nennst Tich selbst einen alten Theater-
freund! Jawohl, Theaterfreund! Nas ist ein
eigener Schlag Menschen, ich habe es oft bc<
Wert, schon infofcrn es Theater ist, »»ab-
hängig uon dem Wert oder Unwerte der Tar-
stellnng gewährt diesen Ehrenmännern der An-
blick der Schaubühne, das Klingeln des Souffleurs, Wehen der Schauspieler, die ernsthaften oder
lustigen Faxen und Gesichter, die sie dabei machen,
ein nnbeschreiblichec' vergnügen, Mu oiineni
Mnnd uud Augen sieht man sie täglich im
Theater die Hunderlmal gesebenen ^rblirinlich.
m'Innen, Ich habe diese Tliealersrennde bei mir
immer in eine Klasse mit den Hundesreunden
gesetzt, die alle Unarten der von ihnen geliel'len
Bestien höchst liebenswürdig finden, ja Schnnch
uud Uurat sich gerne gefallen lassen, wenn da»
wird.
Solche Theaterfreunde Pflegen gewöhnlich das
übrige Pnbliinm la!t zn schelten, und Nn, wie
ich aus Teine,n Briefe ersehe, tust es auch. Aber
ihr guteu i,'eute habt unrecht. Bei denselben
Anlässen, wo Tu die Kälte des Publikums be»
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik