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V, ötudicn.
Reflerions' oder Spruchdichtcr, Mitnuter bat
er In'lbst glückliche Wandlungen, sie sind aber
selten,
den «Bärten, zunsche,! Rosen, Netten und Lilien
verseht, sind sie nicht viel besser al>5 Unlraut,
Was das snr eine Idee ist! Tie nationale
Poesie Tentschlauds iin elften, zivblfien und
dreizehnte» Jalnlinnderte sei dnrch die anfge
zwnngeuc klassische Bildung erstielt worden, ^ll^
ob irgend jen,and damals tlaffische Bildung ge-
habt Hütte, als höchsteno ciii paar Geistliche, dir
Natio!,alpoesie irge,,d geuiiyt oder geschadet
hätte, als endlich in der lenten Zeit der ,^oben-
staufen niirüich ,,at,onale lichter, du- Minne,
siingl-r, liufstandl'n, Ä,'angl'l an Talenten war
im H l^'gc stand, lein anderes.
Nas 5)l'rvorziehcn nügelinanischcn Äi.>>.>>'ns
und dessen (^egl'niibersirllnns, rineni iveit v^l-
feincrlen, aber auch mannigfach ai,5g»'a>'tt'tt',i
Zustaude, das geqenwärlig d>>' i>l'nls>>,n'n ^slirijt
steiler so sehr beschäftigt, ist nichts '.',Vn>->^ jchon
Taeitns hat es getan. Aber der weise Nmn«
snchic fiir seine Zeitgenosse» in jener ^childr
rnng biederer iüohl'it hüchstt'ns Arzenei fiir dns
Vi'ahruug sür das Äediirfuis zu finde» glauben
Was die mittelalterliche oder romanlifchc
Poesie uon der nenercn unterscheidet uud unter«
scheiden muft, ist das Pragmatische in dem
Charakter der neueren Zeit, Nie Poesie des
!>',l!'>'l>n!>'n nnd siebzehnten Jahrhundert be>
guiigt sich ,nit dein poetischen H^as, diese? bildet
sie möglichst vollständig nud schnrs ano, dic
düngen macht sich vor diesen selbst gelteud, und
wo ein Sprnng gewagt >uerdcn soll, muß der
Nichter dru Beschauer mit Gewalt fortreißen,
von selbst überschreitet er keine Lücke,
chg
Mau ist gegenwärtig sehr geneigt, Lessing
als den Ausgaugspuntt unserer Literatur hin-
zustellen, Nas ist aber nicht wahr. Der Vater
unserer Literatur ist Klopstock, Er hat zuerst
pedantische Masse geworfen, und erst als in der
Mitte Uon Klopstock und Goethe, mit Wicland
zur Seite, tann Lessings Wirten als ein heil-
bringendes bezeichnet wcrdcu. Überhaupt ist des Mannes Wahrheitsliebe »nlu l^>,,>' I >,v,m,>>,,,
uud seine »ritil nicht o>,ne ','>^d, 2taü >il0ps!0>!
init ofslnen '.'lrmen alo d>'n »',n'iigl-n d>'u!>>!'>n
In>n>! ans^nnelinn'n, !,>n ^' ,,n ilnn >^-,n'lgelt,
V,ela,,den hat er die .'ncnde an sl'!,ien lnnin
losen Prodnlten .^'rsion, dcu ^ - n von !"0>-!I,r.'.
ssrenndschast mit Ramler uud Nicolai ist nicltt
ohne erklärende Vedentnug, Wenn er ,i,>v'n
dil' ^cbk'r der frauzbfifclien Tragiker ,-,,,
,',og, so l,a!te die T^rbheit feiner" '.'lalnr daran
fo viel 'Anteil, als fe,u lriiisch^r ^clnnjfiun,
nnd seine f>,l>0g,s!ische Äsllirn! hat i!,n U'rit
fchlcchlere <'',a!lnngrn in die '.'>r,ne g^f,,>nt, der
weinerlichen >l^ 'nil>die n,,d dl',n bnrgeilichi'n
Tranrrspil'le. Sein Kultus sür Ehaleipearc
lonnle ihn vor der Nachahmnng ?ider^> ,,!>! >
bcn'alire,,. Tamit sollen nicht "die uue,!d!icheu
Perdleuste Lessiugs geleugnet, sondern nnr der
Veriiotlernng in den Weg getreten werden, d,e
ilnn Leute 'inlonimen lasfen, die ei,,e ^ilnilieltten
,>n,'üel,en ilnn nnd fiii, finden nnd iich loben,
n'>i,i, pe i!>n preifen, ^ejxng !,at aber uur
wnnfche>,'>>!', > >e,, > ^,l>lnn,^ der nächste ,,»,!' ,>>,,,
ist fehon ei,i »opsfechlcr und ein poetifierenixv
Prosailer,
«'legenwarüg treibt man die melaplmfiiche
Ästhctil, Lessing trieb die syllogistischc, ^^>,, > er
rill!t,gen ^l,,s,cht ani-grliend, das!, wo d,e llrsache
nnd Älitleiden als die Duellen de>^ Wohlgefallens
an der Tragödie, Aber nnn fchlos; er logijcl,
weiter, ^e niebr furcht und je niel>r Mitleid,
um so größer die Wirtung, Ta nnii, ic ,,alier
so tan, er auf das bürgerliche Tranersp,,! ,,,,>
in weiterer Folge auf das weinerliche Lustspiel:
die zwei schlechteste» Gattnngeu, die es gibt,
Weun man shllogistisch zu Werle gehe» will, so
vollständigeu Begriff vor sich haben, sonst
richtiger die Schlüsse sind.
Was den Wert Lessings ausmacht, ist die
Vereinigung des Kunstsinnes mit der Logik, Es
ist zwar nieder der Kunstsinn so rein, noch die
wohnlich schließen sie sich sogar aus.
Bedeutende Schauspielerinnen (Mad, Rettich)
wissen sich in der Rolle der Cmilia Galutu nnr
so zu helfen, daß sie eine verborgene '.^eignng
zu den, Prinzen voraussetzen, besonders nm das
uud ilne» Wunsch, zu sterbe,,, zu motivieren,
Lejfing scheint aber einer selchen Gchciinlehre
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik