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I. Im deutschen Literatur.
Gebrüder Humboldt.
Es ist merkwürdig, mit welcher Leichtigkeit
A, Humboldt (Kosmos II, Vd,) die Ansichten uud
Gemütsrichtungen unserer lebten Zeit, die denc»
seiner ManneZjahre so sehr entgegengesetzt sind,
aufnimmt nnd sich aneignet, Nas deutet auf
cine große Frische des Geistes oder eine große
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Es kann wohl keinen größeren Gegensatz
gehen, als die Gebrüder Humboldt, Wilhelm
der greulichste Pedant, Alexander dagegen die
leichtflüssigste Natur, immer bereit, jahrelang
lich gegründete, aufzugeben. Letzteres kann eine
>ili^> !"l'!si«siäNe sein, aber auch eine Ober-
flächlichleit für das, was man Überzeugung
nennt. Wenn man etwas mit seinem inneren
Wesen verbuudeu hat, gibt man es gewöhnlich
schwer auf, Wilhelm ist mir zuerst dnrch seineu
^lnjlrcclm'l mit 2clüller wwerlich geworden
und durch feine hölzerne Spekulation in Sachen
der Kunst nnd Ästhetik,
Prn'iwrchsel mit einer Frau, der allerdings vor«
trefflich ist. Ich glaube aber, er hat damals,
sentimentales Zugpflaster auflegen wollen «ud
daher auf gut Glück eiu Fraueuzimmer gewählt,
mit d.ni er im ^eucr exerzieren tonnte. End-
lich blieb er in der spekulativen Grammmit
!wu,il'!,, und in diesem Sandboden gediehen
s/me «artoffcl. Friedrich von Naumcr.
Ich kenne nichts Traurigeres, als wenn di:
Ansichten eines Schriftstellers mit denen seiner
Zeit so genau zusammenfallen, daß Null von
Null aufgeht und gar kein Ilberfchuß zurück-
bleibt, Ein folchcr ist Friedrich v, Naunier,
Man fordert seit Johannes Müller, ein Ge<
fätze haben, also hat er welche, Jesus Christus
>md seiuc Religion wcrdeu in Ehren gehalten,
lismus belfert, fo oft er den Nucken frei kriegen
kann, Tngegen wird der Notwendigkeit histo-
lebcnsnicht vergcsfen, Städteurdnuugcn! Städte«
ordnungen! obgleich Lnndesunordnnug! .Hätte
Friedrich Ncmmer vor fünf Jahrzehnten ge-
Holwnsstaulen: von Papst 5iildebrand nähme kein
Hund eiu Bissen Brot, uud Jesus Christus Ware
mit den Kreuzzügen zugleich in einen Vrunncu
scheu Sticher, obgleich sich manche seiner Sachen
gnt lesen lind viel Gutes enthalten.
Johannes von Müller.
der ersten (vielleicht den ersten) Geschichtschreiber
Nentschlands hochschätzen, aber lieben kann ich
habe, Ties behagliche Wohlgefallen au sich
salbst, dieses bis ins Lächerliche gehende Sparen
unerträglich. Ich habe überdies nicht die beste
Meinuug von seinem Ehnratter,
Aus Müllers Briefen merkt man, daß er
durchgelesen, um sich dauu felbstgefällig sagen
5u leinen: „Nn bist doch ein ganzer Kerl, anch
mag dir einer nachtun," Er mag wohl, nach-
gedacht haben: „Gott sei Tank, wieder mit einem
',rtig!" Ich beneide ihn wahrlich nicht nin
cinc Geleyrjamlcit, die er auf folche Art c»
langte. Lenau.
Lenaus Gedichte haben wunderliche Eigen»
fchafteu, Eiu unleugbares poetisches Talent,
das manchmal sogar ans Bedeutende streift.
,',um Nhythmus erhebt, Ner Verlauf der Emp-
findung oft untadelhllft, nur daß feltcu e,n
Strahlen in einen Vrennpnnkt zu sammeln,
schnappt das Ganze falsch ab, uud irgend ein
fern herbeigeholtes oder Wunderliches stempelt,
gehalten hatten, zur hohlen Grübelei, Ner Aus-
druck findet fast immer ein schickliches, selten
sich nicht durch das Gedicht kopf-aufwärts bc«
frcicu, souderu topf-abwärls tiefer hinein»
über diese Gedichte, der inir wenigstens, bei
aller Auerkcnuuug, höchst widerlich ist.
Ferdinand Naimund.
Man hat oft bedauert, daß es Naimuud,
dem beliebten Vollsdichter, an Bildung fehle;
wenn diefe noch dazu gekommen wäre, stünde
glaube, es fehlt Naimnnd nicht sowohl nn Bil-
dung, als an der Fähigkeit, fich eine Bildnng
Vewuudercr nicht, daß gerade dieser Zusammen«
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik