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2. Zur spanischen Literatur, 257
nicht, denn das Eigentümliche einer solchen all-
gemein lustigen Person ist eben, daß sie überall
Eine gemeinschaftliche Sonderbarkeit der
beiden ersten spanischen Dramatiker ist, daß sie
das Trauerspiel beinahe gar nicht kennen, Wen»,
ihrer Stücke bildeu, so ist doch eigentlich selten
d^r leme Umdruck, mit dem sie deu Zuschauer
entlassen, ein trauriger, Die Gewalttat wird
stelit irgend ein Blutes daraus, das ihren Ein-
druck vergefsen inacht. Am Schlüsse wischt end-
lich das stereotypischc: aqui 2e2bs Ia oomeäia,
peräonsn 8U3 invicl^Z t»Itll8 jede Spur des Ernstes
loeg, imd l,is;t nur die Erinnerung eines geist-
reichen Spieles übrig. Nicht, daß ich es tadelte.
Die Art, wie sie Gewalttaten betrachten, hat
überhaupt etwas furchtbar Grandioses, Nie
selten entsetzliche Dinge zu schulden komnicn,
und gegen das Ende unterliegt die Absolution
iVineiu großeu Anstande, Besonders hat der
sucht geschieht, teuut keine Anklage, Wie niit
einer eisernen Vrust gibt der Dichter kein Nn-
vichcu der Ä'mbilliguug, und, wie vor den
Angen des Weltgcistes, rollt Gutes und Böses
in ewig kreisendem Rade. Man hat das Christ-
liche der Gesinnung in ihren Dramen hervor-
Wäreu das wirtlich vielleicht maurische An-
klänge?
Über Lope de Vegas dramatische
Lichtungen.
Gegen dieses, so Gott will, historische Schau-
spiel läßt sich nichts einwenden. Es bebmidel!
die Geschichte ieue^ falschen Demctrins, den Lope
de Vega sur einen echten uimn,t, was ihm, wie
natürlich, freisteht. Er sängt nach seiner (^>e
Semem Vaier Teodoro ist mit Gift vergeben
worden, dao ilni aber, statt zu töte,,, blödsiuuig
gammln hat. Der Großvater Basilius will da-
>^N,ann i,bertragen, In einem entstandene»
Wortwechsel tötet er aber diesen dnrch einen
^,'lUag in,! einem Stocke, der bei dc» Russe,, die
Stelle des Zepters vertritt, und stirbt selbst
bald darauf aus Gran, über diesen Totschlag,
Nnn soll Temetrins' Mutter statt ihres blöd-
finnigcn Gatten regieren, sie begeht aber die
Unvorsichtigkeit, die Gewalt ihrem Bruder Boris
5>i nberlaiien, der sich uuu des Reiches be-
mächtigt »nd vor allem seinen Nesfen Te,netrino
aus der Wen zn schaffen trachtet. Diesen hat
Glillpai',>-!> ia„ü,,ch^ Wi'llc, II, die besorgte Mutter zu einem alten Ritter Lam-
machenoen Heroisnius der Treue, wissentlich
Dieser hat nun verschiedene Schicksale, Zuerst
begibt er sich in ein Mönchskloster, aus dem er
im »loster anlangt uud gegen Dcmetrius ans
Küchenjunge ins Haus eines polnischen Palatins
aus dem Lope, wahrscheinlich wegen der ge»
läufigen Benennung eines Pfalzgrafcn amNhcin,
Tm'ltt.'r Margarita ciucu bleibenden Eindruck
auf ihn, die aber, wie natürlich, seine Annähe-
rung böchst lächerlich findet, Glücklicher ist er
Polen selbst. Sie geben ihm eine Armee. Er
besiegt den Tyrannen Boris und erhält die
Krone des moskowitischcn Reiches, sowie die
in höchst komischer Verlegenheit ist, ob er sein
als michcnjunge ihr gegebenes Ehcversprechen,
das sie damals verlacht, nun als Großherzog
höchst unbedeutend. Allenfalls könnte der Vater
des Tcmctrins, aus dessen Blödsinn Spuren
eines unterdrückten Verstandes hindurchblitzen,
seinem Vertrauten die auftauchende!! Gerüchte
bespricht, daß Demetrius noch lebe. Wie der
Verir.inte versichert, er habe selbst die Leiche des
^ener verzehrt, welches das ganze Schloß dem
Erdboden gleich gemacht, so daß jetzt manns»
hohes Gras an der Stelle wachse. Das alles
Besorgnis immer wieder anf. Besonders bei
der Frau, die allen Gründen ihres Mannes mit
einem: so ist,es, ich glaube es, antwortet und
möchle wohl das Schloß sehen. Ebenso die
Ansicht des Tyranne,! in derselben 3',ene über
den Vorschlag, er solle verbieten, Tod nnd Leben
d^o ?emclrins zu besprechen. Er meint näm
die Wirkung, daß man das Verbot bespreche nnd
somit stillschweigend die Sml,e,
I.» lmpeiial »le vtou.
?,1 ist nun die Geschichte Ottokars von
Böhmen und sein Kronenstreit mit Rudolf von
^l'ebennmstände dieses in sich reichen Stoffes zn
wenig bekannt, weshalb er fich zur Ausfülluug
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik