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2. Zur spanischen Literatur.
enllnNlt, wird von diese»! für ein lebendiges,
mit Sprache begabtes Wesen gehalten,
Kolnmbns selbst ist sehr gnt gehalten. Wir
sehen ihn anfangs in Portugal, um dem Könige
seine Entdeckung anzubieten. Er spricht mit
seinen, Bruder und gesteht selbst das Abenteuer
liche, ja Unwahrscheinliche seiner Projekte, bernst
sich nl'er anf eine innere Stimme, der er nicht
mißtrauen tonne, Tcr Vönig von Portngal ver-
lacht sein Anerbieten, Er beschließt, nach Spanien
zu geheu, und schickt seinen Vrnder nach Eiig
land. In der dritten Szene finden wir ihn in
Spanien angelangt und seinen Brnder mit ei,,er
abschlägigen Antwort aus England znrüclge
langt. Nie katholische Königin erwartend, !>a!
n»n Kolumbus eine Vision, Eine Gestalt, in
Iniidigt sich als seine eigene Imagination an.
Sie führt ihn durch die Lust zum Ilirmie der
Proridenz, der die christliche Religion und die
Abgötterei zur Seite stehen. Letztere widersetzt
fiä, der Entdeckung von Amerika und wird von
dem lünzngelonimeiMi Teufel nutcrstützt, aber
wie natürlich vergebens, und Kolnmbiio sieln
sich in seinem Vorhaben bestärkt. Nie katho-
aus der Neue,, H^elt zurückgekehrte Entdecker,
der Tanfe der mitgebrachten Indianer fchließt,
Art Notwendigkeit gerechtfertigt uud daher nultt
ohne Wirtuug ist, daß die Wilden, die, wie
Spaniern, sie nicht recht zu verstehen augc-
nommen N'erde», durch Zeiche» Autwurt geben,
barbarische Namen 00,, '"ltlicbteiten mit Wieder-
Ncde ist, daß sie nach und nach schon spanisch
vevstelien und sprechen. Ebenso wirtsam die
Szene, wo sie das aufgepflanzte Kreuz nieder»
Schüsse fallen, was sie auf die wundertätige
Natur des rätselhaften Holzstammes beziehen
und so vorahnend sich zum Christentum neigen,
einmal: Lope de Vega ist nicht der größte
Tichler, aber die poetischste Natur der neneren
Zeit,
Nas ist uuu ein Stück, von dem man, wenn
man il,m ans nendentsche Weise nachhelfen, oder
vielmehr es al-^ einen »anevas für ein erst zu
schreibendes ^tüct betrachten will, recht viel
Gutes sagen könnte, Ner historische Gang ist
eingehalten, Ter Kausalnexus der Ereignisse
ruudet sich zur Handlung, Ten, poenschc» i'>e
rechtigieitsgefühl geschieht Genüge, Nnr ist aber
alles, wao einel ^lnobreitung uud psychologischen ander gefügt, daß das Ganze doch mehr eine
smnnn-iifassnng ohne vorhergegangene Entwicke«
lnng ist. Es ist nämlich die Geschichte der Er-
oberung Spaniens durch die Manren, Tie
Tochter de^ «önig> von Algier wird anf einer
Spazierfahrt im Meere von den Spaniern ge-
nimmt den christlichen Glauben nn und wird sei»
W^ib, Während der Tauf lind Traunngsfcier-
lichkeit kommt Graf Inlian mit seiner Tochter
ficht König Rodcrich diese Toclner und verliebt
sich ebenso augenblicklich i» sie. Im zweiten Ätle
finden >r>ir Floriudcu <die Eavai, schon ftch über
Gewalt beklagend, die ihr der König angetan,
das Land uuverteidigt nnd waffenloc-, >lönig
Nodcrich fällt im Tressen, Teu Grase,! Julian
befällt die Neue über feiuen Verrat, Er macht
wird von ihue» getütet, Tie Eava stürzt sich
vom Turme herab,
?er letzte Alt befaßt sich mit den Helden-
taten Pelayos, so daß dieses Stück, dessen Gegen-
stand die Niederlage Spaniens ist, mit dem
auch dem Nationalgefüh! Genüge geschieht.
Alles dies, wobei ich noch zn berühren ver-
gesfen habe, daß das Stück eigentlich mit der
Thronbesteigrnig uud Krönung zlönig Noderichs
anfäugt, alles dies in einem Topf geworfen,
so geläufig gewesen wäre,,, daß e^ für fie einer
Anobreitii,,,, nnd weitläufigen Vermittelung gar
nicht bednrfte, Tadnrch wird aber dao Stück
als dramatisches Knnstlucrk nicht besser,
^loribertu treten a,if, Äian erfährt, daß ^tto
ein Gegner des eben erwählten «aiierc- >!onrad
ist, lind Fluriberto gibt ihm den Nat, siä,, da
die Partie nuu so ungleich stehe, zu uuterwerscn
Er tritt ein. Es ist Graf Lcopoldo niit seinen,
Weibe Estela auf der Flucht vor den siegreiche,!
Waffen deo Vcaisers, nur ebcu jetzt besiegt. Ter.
Vcut beider ist aber noch uicht gebrochen, sie
sinnen neuen Widerstand, ja Lcopoldo hofft mit
vom Tlnone herabiiistürzen. Otto zeigt sich von
gleichen Gesinnungen belebt. Als aber das
flüchtige Paar sich entfernt hat, findet ^lori-
am vorteilhaftesten eingeleitet werden tonnte,
nnr zu schyellen Eingang, und die Einwürfe
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik