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2L6 V, Studien,
ist es aber mit den Eharattereu, die ,^alm, de»
Bedürfnissen der Zeit und des heutigen Tlieaters
nach, nutwendig modifizieren und zuin Te,I av
sch>uäck,en ninszte, Tie Hauptfigur des Juan
Labrador steht siir sich und gediegcu da, T,ese
ihn zu einer der vortrefflichste!, Tln'aterpersone»,
Ter <><ruud, warum er den König nichl seheu
lvill, obgleich er iu seiner lekte» Verivirrung
einen andern läppischen angibt, ist, auner dem
Stoüe, die furcht, das; er weniger zufriedeu sein
werde, wem, er eiuen höheren als sich selbst
dcutlic!> sagt, Lupe de Nega ist bei all seiner
?latürlichkeit doch ein Frondeur, er sieht das
Ter »önig ist durck» seine Uubehilflichteit und
Ratlosigkeit, als er sich in der Hütte des Vauers
befindet, wo, nach erloschenem Schimnier des
Königtums, niemand Uon feiner Person Notiz
nimmt, gedcmütigt genug l es muß nun, den >^e
griffen der Zeit gemäß, auch dem >lonigtumc
seiu Necltt gesclieheu, und der Bauer wird für das
Zuviel seines Selbstgefühls bestraft, TroN seiner
Temütiguug bleibt er aber doch der Mittelpunkt
des Punzen, und niemand möchte lieber der
Köuig als er sein, Bewunderungswürdig aber
ist die Maunigfaltigleit, die er in die Eharak»
lere und in den, gegen Lopes Gewohnheit, elwao
doltlinären Ztofs hineinzubringen wußte, Lchmi
das; die >liuder deni Vater so uuälinlich sind, ist,
obgleich begrisfswidrig, da sie seine Hvei?I,cil
heit die wahre Tochter ihres Vaters, ^,'it ihr
im Gegensa^e die besonnene nnd weise Loslanza,
die der ^'ilie ti'M! ilner Ar,unt seinem Tohnc
zur svrau bestimint, ?er «änimerling üton,
der, um in seine ^iedeowerbnng Interesse und
Bewegung z» bringen, gegen den ^chlus; ^n ans
den «önig eisersiichtig iverden inuß, Tie ".'lrt,
>vie der »önig >n,f den stolzen Vaner, indem er
dessen a>,ii;ipier!e !,'!>abschrift anf dein >lirchl,ofe
^'isarda siä, befindet, V i^c die Vlädchen u,,d
Nnrschen mit Ttangen nnd Ttäbeu nuo;ie!,en,
um ^lioeu abzuschlagen, welche Vewaffuuug die
Vcädchen selir gut kleiden musüe, Was dabei
vorfällt, der Gesang, der ?anz, die gesellschast«
liäieu spiele, das alles ist so mannigfaltig und
Lope de Vega getanut, er hätte vielleicht ge."
deutsrlieu »'leiste uälier stehe, als der gar zu
rieieuhafte Thakefpeare, Ein Franzose, )1!oger uon Valoio. loninit an
den Hos >i,'ni>, ',>!l!0,,il's von >!>,ft,>ieu, de^sel^e»,
der auch Echnttenlaiser uon ^ >>,,,,>,l„nd war,
Cr niinnit Tie,!ste nnd ,^ichnet sich gegen die
^lanren bei allen Gelegenheiten ans, ier>löni,,
würdigt ihn seiner ^reundschast. givt il,n, ,U'l'>
nie etiuas. Alle andern werden l'
aber immer vergessen, Las wird ihn, denn end-
> ,^l, d,',>, ',u viel, und er degelnl scinen Äl'schied,
?,r >!0,i,^, der die llrsache davon einsie»! und
sicl, seines eigenen Iludanls sllnnnt, tioslet sich
damit^ daß es nicht seine ^chnld, sondern der
böse Stern des ,'vreniden sein ninise, >vas ihn
nnbelohnt gelassen, da, wo alle and,',',, mit
>'>uadeu iibelsilniltet »unrden, Cr besililießt, die
Probe zu machen, und gibt dem Äbreiseuden
eineu Vegleiter ,nit, init de,,, Auftrage, i,hn an
,vof znrückzubringeu, wenn Nngero sich über
den llndanl des «önigs betlagen würde, sonst
aber seines Weges ziehen ,-,n lassen, ?er Be-
gleiter bringt immer das Gespräch aus den
>löuig, u,n Nugero» zn »lagen zu verleiten,
Tieser aber weicht ans, und als er nicht mehr
kann, läßt er das Bild des Bönigs, das ihm
des >i>.'ui^, uuo sie reisen znrücl, !>'> ,^l'nig
>>at indessen das reiche Losegeld eines gefangenen
maurischen Fürsten iu einer kostbaren >>,>
fangen. Er läßt eine ähnNihe anfertigen, die
leeren, Ta ist nnn der böse Stern nns;e>
gestellt, den der «önig aber ans;er ,Wir!s,mtteit
setzt, inden, er ihm die volle, nnd dazu die ,vaud
einer in Spanien erworbenen Geliebten gibt.
dein immer sich wiederholenden Vergessen oes
Königs begreiflich,nacheude Ilniständc beigefügt
wären, Tie Äuuahme eines bösen Sterns oder
eines Unglücklich Geboreuseins ist nicht so in der
menschlichen Natur begründet, als die ^dee ei,,es
Haus Wechsel zn'heu lmiute, i.'opcs Aufgabe
war, uns z» seiner Idee hiuzunilneu, nscht uon
ihr auszugehen, ilhuehiu ,u,rd die Wirlfamteit
des böfen Sterns durch die Gros.iuut des »öuigs
am Tchlus, »vieder aufgehoben,
Nurch das Ganze zieht sich ein Liebesoer-
ständnis des »önigs zn ciurr Tonna Sancha, dns
im Gegensatz des Phantastischen trndlnslorisch
oder sagenliaft behandelt ist, Die Gnte nimm!
scheu Zofe im voraus als die „unglückliche" Este.
fania bezeichnet, als welche fie uhue Zweifel
später in der Tradition eine Nolle spielt. So
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik