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V. Studien,
lommt, uud die Gcwlllttätigkeitsgcschichte ini
lehten Alt müßte etluas anders angedeutet
werden,
Icrsallt sür uns, trotz der Einheit der Haupt-
Person und einigen sehr geschickt durch dasGanze
miilcüisendeu Nebenpersonen, ziemlich undrama-
lisch in drei abgesonderte Bcgcbeuheiteu, uach
Anzalil der Akte, sür deu Spanier aber, dein es
die Verherrlichung eines seiner großen Gc»
schlechter uud, luas die Eiühcit gibt, die Ge-
schichte der Übersiedelung dieses Geschlechtes bon
Nauarra uach Kastilien war, mußte wohl ein
(Kauzes, auZ deu suust auch ziemlich geschickt hier
uud da miteinander durchslochteuen Teilen, wer-
den. Nie Einzelheiten so gut, als es bei Lope
fast immer der Fall ist. Der Schluß ein wenig
gar zu objektiv, wo Euriaue von Trastamara
den Morder beharrt. Im Tialog selbst einmal
merkwürdig den Unterschied zwischen bcmra und
Iwiwi-, «ngesähr wie wir Ehre» und Ehre uuter-
scheideu,
Eiu nugcmcin lebendiges Stück, Nie Pe-
gebenbeit uovcllcnartig übereilt, aber reich uud
gut gegliedert. Nie Situationen mannigfaltig
stenzcn umfassend. Das Ganze auf ein Publi-
kum berechnet, das interessiert sein und emv-
fiudcu, aber sich dieser Empfindung nicht iu
dem Zwaua, einer nachgeäfften Wirllichleit, son-
dern im freien Spiel des Märchens und der
Fabel bewußt werden will. Es fehlt nicht an
Momenten, die jeder Tragödie Ehre machen
würdeu, Ner Seelenzustand Albanos, wenn er
sein Ve,b toten lassen will, und Nusardos, lvcnn
er die Tat vollsührt und vollführt hat. Nie
mcisterhastc Szeue, in der ersterer dem letztern
den Mordbefehl gibt.
In den einbüßte» äs ?2bin (Alt 2) macht er
sich selbst über die Freiheiten lustig, die er
jich mit der Thcaterciurichtung und Wahrschein-
lichkeit erlaubt, Aurelio, au der Türe dos !cn>i
tors abgewiesen, befindet sich, ohne die Bühne
zu verlasse,,, mit einem Male vor dem Paläste
des Kaisers, da sagt er denn: Das ganze Stück von l'üu'r
g s g ch
dieser Fabia, die alles dezanbert, wa-> in il'ie
Nähe tomnit, so das; >V!l's! dn- v>'lscl!>!!,!iuc!!, d>.-
hintergangeueu Liebhaber, in der Mii>>
Basses sich gleich wieder von ihr angezogen
iülil^n, dabei die Stärke ihres Eliavaw'«,'t>,e
,11,t l>,,,i Tode nnd allem Gräßlichen spielt, uud
am Ende sich gcgeu das Gute zu wcudeu scheint.
Mau muß sagen- scheint, denn gegen d,!
siud uffeubar mehrere Szenen verloren ge»
,ian,',>'n, die der Herausgeber durch ^viedercin»
Nliültnng früherer, nach eiucr nudereu
ausgefüllt hat. Tiefer llmstand zeigt, wie man
init de», Truck dieser «onwdien überhanpt ver>
fahrcu ist, und daß wir kaum berechtigt foid,
aus dem, was wir habe», eiu Urteil iil^r ^ope
zu fällcu, Tain-beu die Fignr des kiudisch ver-
liebteu altcu Senators, die uichtsuutzigc Zosc
mit ihrem scharfeu Verstand bei aller Unvc»
Burschen Fabricio lvird, in den sie verliebt ist.
Die Geschichte der Jugend des Cyrns, Von
vornherein recht gut »nd natürlich. Ein wenig
sonderbar, daß Astynges, da man ihm von dem
Schcrzlünige der .Hirten erzählt, sogleich auf
die Idee gerät, daß es sciu Enkel sein dürftc,
den er getötet glauben muß, Tas übrige ordcnt»
lich uud gauz iu der mil'ocn Art des Lope, daß
das Gräuelmahl des Harpagus nur erzählt, und
^iegen den Schluß gestaltet sich das Gauzc etwas
sonderbarer, um den abstrakten Titel zu recht'
Lope durch das Beispiel seines jüngeren Mit«
in seiner Anlage kommt dcNo, nicht vor. Nie
Vision im dritte» Akte sieht auf dem Papiere
sonderbar aus, durch das Spiel und Haltung
tonnte sie aber wirksam genng werden, ' ^nn
dabei ein turnet über das Theater geht, so muß
mau deu Tichtcr um sein ausvrucharmcs Publi»
kum beneiden,
Eiu schr artiges Stück, auf die Sage go
gründet, daß zur Zeit der Belagerung von
Ȁiaullda, iu den Gebirgen der Peuna dc Francia,
cin wilder Stamm gefunden wurden sei, der
noch von flüchtigen Goten aus der Zeit der
maurischen Eroberuug herrührte. Das Ganze
beinahe aus nichts gemacht. Die Wilden sehr
gut gehalten. Die übrigen Charaktere nach
Lovcö Art durchaus nicht scharf umrissen, und
doch so individualisiert, daß sie niemand gleichen,
als sich selbst. Dieser völlig vornehme Herzog
von Alba, dieser Liebhaber in seiner Haus-
offiziauteuhaltung, diese Geliebte, au der eben
auch nichts Besonderes ist, uud die durch die
Lage zu eiuer Art Heldin wird. Wie klug e,
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik