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2. Zur spanischen Literatur, 28?
in die Flucht treibt, Sie führt den König iu
das haus ihres Vaters, wo er, nnter dem Ver-
sprechen der Ehe, ihre Liebe genießt, aber, was
s,!wn V0N vor,iln>rin seine Absicht war, sie am
andern Morgen heimlich verläßt, Lucinda, die
des Königs hält, hüllt sich in Männerllcider und
folgt iym, von eineni Diener ihres Vaters be«
gleitet, an den Hof, dort erkennt sie in ihrem
treulosen Liebhaber den König, findet ihn aber
z>i,i!rn!i in einem Liebesvcrständnisse mit der
Schlvcstcr des Herzogs Floriberto, der, aus ge-
kränktem Ehrgefühl, schon im ersten Akte die
und il,n auch il'!.',t nnter den Fenstern seiner
Schwester nenerdings überfallen laßt, Lucinda
befreit ihn mit .Hilfe einiger Landlcnte auch
gibt fich endlich zu erkennen, was aber anf den
König wenig Eindruck inacht, der meint, daß,
da fie sich einem Sekretär ergeben habe, sie auch
den Dolch legt, nnd sie trennen sich in Unfrieden,
Im drilien Att sammelt sie ein .Heer und bringt
da? Land in Ä,mn!>r, 2ie hält einen engen
Paß beseht, wo sie jeden Wanderer zwingt, eine
mit seiner Flotte gegen die Nebellen ausgezogen
ist, leidet Schiffbruch und gerät, an die Küste
nnterschreiben, was er, da er sie mittlerweile
erlennt, denn auch, obwohl nicht ohne Zaudern,
endlich tut. Bei dieser Gelegenheit zeigt sich
siegt fühlt, wo denn das übrige sich von selbst
versteht, Diese letzte Szene ist wunderschön
nnd ganz gemacht, ein leidenschaftliches Spiel
Anch der ganze erste Akt ist gut und nnr
in der Mitte wird die Behandlung durch das
' niatttc der Begebenheiten aus dem Gleich-
gewichte gebracht.
Ein >xr;og von Sardinien, glaub' ich, Hat
zwei Sühue, eiuen echten, Floriseo, und einen
Bastard, Teodoro, Flurisco wird gleich in den
ersten Szenen des Stückes bei einein verliebten
Noenteuer von seinem Nebenbuhler mit Gehilfen
überfallen, geknebelt und in einem leckV-
ins Meer hinausgestoßen, Unter Voraiisseluing
seines Todes sieht sich nun der Bastard alo
Erbe» des Thrones an und beschließt, seinen
Vater zu entsetzen, nin so melir, als er zugleich
iu seine ^lieimuiter Laudemia verliebt ist, der
er auch seine Leidenschaft erklärt, aber von ihr
5!irüc!gewiesen wird, Floriseo ist von See-
räubern nnfgesangen worden, nnd wir treffen hn im zweiten Akte in Viserta, wo er dem
Könige das Leben gerettet hat und dafür seine
Freibeit erhält. Seine Geliebte, Arminda, die
n Männerkleidern feiner Spur gefolgt, wurde
vo denn gleich eine Eifersuchtsszene stattfindet,
da Florisco nicht übel Lust hat, die Liebe der
uaurischen Königstochter zu erwidern. Unter-
dessen langen Gesandte des Bastarden Teodoro
der Absicht, das Land später für sich felbst zu
Erhallen, ihm zusagt und ein Heer sammelt,
dem Floriseo und die verkleidete Arminda sich
der tyrannische Bastard seinen Vater ins Gcfäng-
ns geworfen^ die Stiefmutter ist entflohen. Die
,','caiiren langen an: auf dem Marktplatze wird
ein Gerüst aufgerichtet, auf dein der alte Herzog
)ie Krone an feinen unechten Sohn abtreten
oll, defsen er sich weigert und wieder ins Ge-
)as Kastell der Stadt, haben indes die Mauren
beseht, und ihr König erklärt nun, daß er ge-
kommen, um sich selbst zum .Herrn des Landes
zu machen, was er als den ersten Schritt zur
droht ihm, ihn von den Mauern herabzustürzen,
wenn er nicht ihm, dem rechtmäßigen Erben,
das Land frei gibt. Es geschieht, der Bastard
Teodoro ist im Gefechte schwer verwundet
vorden, wo ihn denn sein Vater auf die Schul-
^zencn Anlaß gibt. Jedermann erhält Vci-
zcihnng, und das Stück endet aufs beste.
Der Inhalt ist eben so bnnt, aber nicht so
absurd als bei ähnlichen Stücken Lope de Vegas,
Die Behandlung flüchtig und ohne hervor,
tretende Stellen,
Wenn ich übrigens von derlei Hervor»
bringungen Lope dc Vegas abschätzig zu sprechen
stcller alles gut zu finden, Lope steht in feinen
guten Stücken den besten Schriftstellern aller
Iuliörcr daran Gefallen fanden, so möchte ich
nicht mit ihm rechten, sich die Sache leicht ge-
macht und das Schreiben, wie die Befriedigung
eines natürlichen Bedürfnisses, was es ihm
war, so schnell abgetan zu haben, als ihm cben
beliebte.
Der seltene Fall einer durchgeführten oder
wenigstens durch den Verlauf immer genährten
Art, und trotz der .Heftigkeit der Lcidenfchaften
in jener Zeit so stoßweise geführt, daß eben nur
ein damaliges Publikum es für bar annehmen
tonnte. Der Anfang in der besten Lopcfchen
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik