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als er verspottet und adg^wiesen lvird, ja man
sn'IIi sogar den Empfang de-- ?!'>>,l,^i> ,n '.11,
rede. Mit Verwünschungen lehrt er nach Valencia
zurück. Neben diese» Ereignissen spinnt sich aber
der eine Geliebte, Ninarda, zu hause zurnckge-
lassen hat, Niese folgt ihm in Männcrllewern,
>,nd Fenisa hat das Unglück, sich in diese» weib-
lichen Wann zu verlieben, der, um sich vor den
Zudringlichkeiten seiner Reisegefährten zu retten,
die in ihm das Weib ahnen, ihr entgegenkommt
und sogar die Auosicht auf eine heirat al>? «oder
deutenden Gegenständen gefüllte Kisten und de»
feffelter zu Fcnisa, die von seiner Ankunft und
der reichen Ladung bereits Nachricht erhalten
bat. ^ie emufängt ihn auch mit der alten
Zärtlichkeit, uud da sie findet, daß seine Waren
mit doppeltem Gewinn in spaterer Zeit verlaust
werden lonueu, erbietet sie sich, jemand zn
finden, der ihm gegen zwanzig Prozent 3000
Nukaten vorstrecken wolle. Sie gibt aber das
<^'ld aus ihrem Eigenen und empfängt dafür
alo Pfand die Schlüssel des zollamtlichen Ver-
schliis!>?. Ter Valencianer hat kaum das Geld
empfangen, das er al>? sein eigenes samt Zinsen
betrachtet, als er wieder, nach Hause segelt. Na
fich nnn auch Ninarda als Weib zu erkennen
gibt, so ist die Vuhlcrin vielfach betrogen: nm
ihr Geld, u,n den Bräutigam nnd nm die Ge-
schenke, die sie in der Freude ihres Herzens aus
Anlas; der Heirat an mehrere gegeben hat,
Tie Unbefangenheit von Lope de Vegas Geiste
gibt sich anch in diese,,, Stücke kund. Ein spani-
scher Hauptinann ^sorio und inehrcre spanische
Soldaten lassen sich geradezu als Schreckmittel
im Tiensie der Buhlerin gebrauchen, llnter den
Eigenschaften der Spanier loird geradezu die
Prahlerei als charakteristisch aufgeführt. Ja
einmal werden fie als albern bezeichnet, da das
Gold ihrer neueu Welt mehr den übrigen
Nationen, als ihnen selbst, zugute komme.
Übrigens das Ganze roh und wenig bedeutend,
Nas jedenfalls nicht große Verdienst dieses
Stückes besteht mehr in der Haltung der Per-
sonen, als in der Ausbildung und Bedeutsamkeit
der Handlung, Ter erste Akt hängt nach Lope
de Vegas übler Gewohnheit mehr in Weise einer
Vorbegebeuheit mit dem Neste des Stückes zu-
sammen, als daß darin der Keim und die Be-
dingung desSpätercn enthalten wäre, TeiGroß-
Prior von 2an Juan, auf einer Geschäftsreise
in Portugal uud von dem Herzoge von Verganza
gastfreundlich aufgenommen, läßt, nicht ohne
Abficht, unter dem Kopfkissen seines Bettes das Porträt seiner Schwester Ma»or zurück. Ncr
Herzog verliebt sich anch »>i,i, Wnnsch in dai
»iid sncht den Gegenstand selbst i,i
zlastilicn anf, Nnn haben zwar oie ;wc, antvr,,
Vrüdcr Mayurs ihre Schwester dem Alm,ranie
von Aragonien zur Ehe versprochen, die ^a>!>,'
N'ird aber rückgängig gemacht, und der
>^,i '-!','!,>>,,-,,, ,'^iaganza?) erhält die vmw
seiner phantastisch Gl. ,,,, lönn!e nun
allenfalls annehmen, daß die Ungliiilc-sällc dc>
eigentlichen Stückes eine Art Strafe die>Vc> Won
brnches in sich schlössen, Ader cmers^
rs nieniandcm i,n Stücke ein, fich jene^ Wcnt'
brnches nnr noch zn erinnern, andcrerfeitö träfe
die Strafe gerade diejenigen, die fich tein>s
^reubrnches schuldig gen,acht haben, dac- ^>)e
paar nämlich; anch wäre die Strafe weder durch
die Gleichheit des Übels, noch als Fortwirlung
eines schnlccharen Ebaralter.-,,,^ n,it der '^^^
holte Vcntnngcn bei ^upc de Vega nicht sn^Iic,,,
auch uur zu denken. Übrigens ist es da und mag
für die Epelnlanten den ersten Akt mit dem
Tas Glück der Ehe wird dnrch eine Lisarda
gestört, die, von ihrem niederträchtigen Geliebten
verlassen, ja mit dem Tode bedroht, in Männer'
Neidern als Page in des Herzog-? Tienste tritt.
Man innsl annehmen, dasi die Herzogin dnrch
den spezifischen (''>ernch, den Lope de Vega bei
ein,'r andern Gelegenheit, den beiden Geschlech-
tern zuschreibt, eine duutle Vorstellung von der
weiblichen Natur ihres Pageu erhalten habe,
deun ihre Vertraulichkeit geht so weit, daß die
Eifersucht des Herzogs halb uud halb alö ge
mit gezogenem Schwerte fruchtlos den Pagen
verfolgt, entflieht die Herzogin an den Hof deö
Königs von Portugal. Ein Gericht wird ange
ordnet, die Verwandten der Herzogin Imümri,
aus Kastilicn herbei, es erfolgt eine Al,>fordl'
rung, aber die Enthüllung von Lifardas Weib»
lichem Geschlecht bringt alles ins gleiche nnd da?
Stück zu Ende. Tie Spanier nämlich, so haar»
spaltend in bezug auf die männliche Ehre,
letzuug, als die höchst körperliche. Sogar
Lisaida heiratet zuletzt, wahrscheinlich auch zur
Herstellung ihrer Ehre, ihren niederträchtigen
Geliebten.
Wenn die Handlung nicht viel si'.gen will, so
sind doch mehrere der Figuren des Stückes rech"
gut. Wie der .Herzog von Verganza zu dem
Beinamen sl mag ssalllii ?ortussull3 kommt, d>-
grcist man nicht wohl. Tarin eine satirische
Anspielung zu suchen, verbietet die allem V,'>
steckten fremde Natur Lopc de Vegas. Nesser
die Brüder Nonna MayorZ. Nie innige Lieb?
des Groß-Priors zu seiner Schwester zeigt sich
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik