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2, Zur sftanijchen Literatur. 20?
Nas alles ist nicht viel, aber die Ausführung
ist im höchsten Grade lebendig nnd anziehend,
I>2 Nil!» <Io I>ll»tn.
Ein bis auf eine einzige Szene sehr gutes
Stück, nur leider ist diese einzige schwache die
.Hauptszene der Handlnng, Torotca, ein wund«
ihrer Körper- und Geistesuorzüge das Silber«
niadchen genannt, Tun ^nan, der Sohn eines
Veiutieuatro von Tevilla, liebt sie gegen den
Pedro (später der Grausame,» mit seinen beidcn
Vrüderii Enliliue und dem Meister Santiago
in die Stadt, Enrique wird von der Schönheit
dem Eiuzngc zuschaut, Er sieht sie wieder im
Nlcnzar, wohin sie gleich andern Einwohnern
von Scvilla als Zuseherin der Feste kommt ^ ,ln
stalt, nnd er beschließt, sie zu besitzen, unter
dem Vorwande eines Pferdchandcls, läßt er
ihren Bruder Ton Felix kommen, und nimmt
diesen in seine Tienste, Äls erster Versuch einer
Stadt mit dem »önige und dem ^rdensnu'ister
l^'i Torotea ein, um ein Glas Wasser zu be-
grlne,,, Ton Juan, der eben gegenwärtig war,
Doroteen so unbegründet vorkommt, daß sie es
als 3cl,erz anfuimnit nnd in gleichem Tone cr-
Briidcr Torotecn Geschenke vuu Wert zurückge-
lassen baden,
^>n ',n.'eiten Alte finden wir den Bruder
Toroteeus, Ton Felix, mit seiner Geliebten
Wulmung sucht, Ton Felix bietet ihr seiue
eigene an, die Torotea veNassen will, um sich
den Besuchen des Infanten zu entziehen. Der
Antrag wird angenommen, uud es tritt ein
Wolinnng^tansch ein, welcher die Verwickelung
des Stintes bildet, Don Iuau, noch ganz auf-
gebracht, erhält einen Brief von Torotea, be-
gleitet von einem Kästchen, von dem er glaubt,
daß fie ihm feine frühere» Geschenke zurücksende,
in dem sich aber bei der Eröffnnng die Gaben
der drei Prinzen befinden, mit einem Souctt,
das Liebe und Unterwürfigkeit zngleich ausdrückt,
>3än'n ist er überwunden, als sein Niener ihm
anzeigt, daß in Toroteas Wohnung kostbares
>',,',,'gleite genlnii'it werde, was er, der von dem
Wohnungstausche nichts weiß, für Gescheute des
richtuug d^r nenen '.'Mieterin Marccla ist. Aber
auch der König, der sieht, daß die Leidenschaft
an der Gesundheit, ja dem Leben seines Bruders
zclirt, schickt einen Kämmerer in das Haus Infanten zu Willen zu sein, welche Votfchaft
natinlicl, an die neue Bewohnerin Marccla g>
langt, der es auf eine solche Willfährigkeit niclt
sehr ankommt. Zugleich aber sendet er einen
ärztlich beizustehen. Von Juan ist mittlerweile
Zeuge, wie Marcela, die er, als aus deren Hause
sandten des Königs Folge leistet, Er beschließt,
sich zu rächen und seine Liebe Marccla znzu-
wenden, Er tritt unter ihren Balkon, und
spricht, statt ihrer, Noroteen an, der er auch
gelangten Gaben des Infnnten als Liebespfan)
znfcndet,
Nuu kommt eine der Großartigkeiten Lop?
de Vegas, Tcr maurische Arzt hat sich nicht
auf Arzneien beschränkt, sundern er gibt dein
mung enthält. Zuerst sagt er ihm, er werde
seiner Liebe nicht teilhaftig werden, dann aber
anch- der König werde des Infanten Mutter
glaublich vorkommt, um so mehr, als eben
Torotea angefagt wird, uud die Falschheit des
eisten Punktes der Prophezeiung die Nichtigkeit
aber die vorgebliche Dorotea eingeführt wird,
ist es Marcela, die der Prinz mit Verachtung
von sich weist. Na der Prinz nun seine Liebe
nicht genießt, so schwebt die wahr gewordene
Gegenwart an eine Ferne, die in der Brnst jedes
Spaniers vaterländische Empfindungen anregen
mnßte,
Hierauf gewinnt der Prinz die Tante Toro-
Schlafzimmer, wo wir fie halb entkleidet im
Nllchtgewllnde mit ihm finden, Sie befchwör!
ihn jedoch, sie zu schonen, erzählt ihm ihre Liebe
durch den Geiz des Vaters, und der Prinz —
verschont sie. Diese Szene ist schwach, nicl'l
allein dem Ausdrucke nach, sondern auch, wei!
der Priuz uichts ersährt, als was er ohnehin
schon wußte: daß Torotea tugendhaft ist und
säwn einen andern Liebhaber hat. Nichtsdesto-
weniger liegt darin die Entwickelung des Stückes,
Tcr Priuz beschließt, das tugendhafte Mädchen
steuer, versichert dem Veinticuatro ein Ordens-
krenz von Santiago, nnd dieser ist bereit, die
heirat Dorotcas mit seinem Sohne zuzugeben
des Prinzen Kunde bekomme,> l,at, sieht darin
nur seine Schande und schlägt Toroteas Öand
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik