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2. Zur spanischen Literatur, 299
japste es dahin gebracht, daß die Ehe des Königs
von Aragonien mit Nlfons Mutter Wege» naher
Verwlindischaft aufgelöst wird, so daß jener,
iVni.'c- ^cheinanspruches beraubt, Kastilien auf-
geben muß, Sehr fchöu die Szene, als die
grüßen Kastiliens ihren jungen König im Ge-
birge aufsuchen, wo er, mit Heiischergcdankcn
beschäftigt, die Bäume des Waldes, den einen
als seinen Kauzler, den andern als einen
sonstigen Beamten anspricht, und ihre furcht-
samen Meinungen mit seinem eigenen Mute zum
Schweigen bringt,
1!,n die verwitwete Königin wirbt übrigens
^agen Donna Maria Perez zu erkennen, 3,e
leugnet geradezu, uud um ihn völlig zu des-
orientieren, begehrt sie von ihm seinen Diener,
Name zn begleiten, Ton Vcla, der sich auf diese
Art seiner Liebe entrückt findet, bewirbt sich
gleichfalls um die Hand der Königin,
Nun kommen die Großtaten der Varona
Castellann, von denen die erste sehr hart an den
Unsinn streift, oder ihn vielmehr völlig erreicht,
d>'m alles flicht, den aber Donna Maria ein-
fängt und an eine Säule im Palaste festbindet.
Über denselben Löwen kommen Don Pedro dc
Laura uud Don Vela in Streit, zufolge dessen
sie sich fordern, Donna Maria, unter dem Teck-
,!i!ii!i>i der Nacht, nimmt die Stelle Don Velas
kämpfe. Na indessen der König von Aragonien
ins Land gefallen ist, ficht sie die Schlacht mit,
trifft einzeln auf den König, besiegt ihn und
Liebe zurück und wird Donna Marias Gatte,
Sehr gut der Zug in der Nachtszene, wo der
surchtfamc Gracioso, der beim ersten Zusammen»
treffeu der beiden Nebenbuhler, deren einer scin
.Vvrr ist, die Flucht genommen hatte, das zweite
hat, kaum zurückzuhalten ist, dreinzuschlngen,
obgleich ihm sein Herr begreiflich macht, daß
es gar nicht mehr not tue. Derlei Meistcrzügc
bei Lope sehr häusig,
Ilbrigens die Geschichte jener Königin (aus
der Hcc-ntoiniti glaub' ich), deren Liebhaber von
einem Nebenbuhler getötet wirb und die ihre
5)and jenem verspricht, der, ihr den Mörder
liefere. Da stellt sich dieser selbst und fordert
Ich habe das Stück beim Lesen, so mit eigenen
Gedanken vermischt, daß ich nicht weiß, ob es
gut ist, oder uicht. erst dadurch verliebt wird, daß ihr Geliebter
eine andere heiraten will, ihm nachreist und in
Männerklcidcrn die neue Braut in sich verliebt
macht, so daß diese sie heiraten will, so mag das
Gutes daran, als die Liebe, die erst durch die
Lifersncht entsteht, und wie gleich anfangs ihre
Entstehung geschildert wird. Nicht viel Natur,
eine guten Späße, sonst hauptvorzüge Lope
und ihre blumigen Ausfchmückuugen in Mode
gebracht hatte.
Die aufopfernde Freundschaft zweier jungen
^bo. Die wechselseitige Empfindung, bis auf
eine gar zu große Spiniindigleit mit dem: In»
einanderleben und eins im andern sein und zu
häufiger Wortspiele mit dem Namen Phöbus
als Sonne, ganz gut gehalten, Lauro ist in eine
Geliebte sehen zu machen, lind wohl auch, weil
er ihm ihre jüngere Schwester Celia zudenkt,
nimmt er ihn bei einer seiner heimlichen Zu-
sammenkünfte mit, wobei aber Febo das Unglück
hat, sich heftig in Fabia zu verlieben, ohne jedoch
Die Zufammcnkünfte werden ruchbar und führen
eine Verlobung Lanros mit Fabia herbei. Nun
erkrankt Febo plötzlich mit allen Zeichen der
auf die Brust setzt und sich zu ermorden droht,
gesteht Febo feine Liebe, So sehr er nun selbst
verliebt ist, beschließt er doch ohne Zaudern, die
schaft starker fein muß, da sie ihu krank ge<
macht hat,
Er schützt ciue notwendige Neise vor und gibt
feinem Freunde eine falsche Vollmacht s?) (ui,
tingiäc, poäer), sich in sciucm Namen mit Fabia
trauen zu lassen, und als die Nacht kommt,
Aus Furcht vor de» Verwaudten der Neu»
vermahlten entflicht Fcbo mit Fabia und ihrer
Schwester nach Frankreich, Dagegen fällt Lauro
muß als Bettler gleichfalls nach Frankreich
fliehen. Auf dein Wege fällt er Räubern in die
i^ande n,id kommt, von Mangel und junger er-
Straße seinen Freund Febo um Almosen an-
spricht, der ihn mit einem Gott helf! abfertigt.
Nun glaubt er sich von ihm verraten, nimmt
I sich, um zu sterben, Fcbo hat ihn aber uicht er-
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik