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L, Zur Ästhetik und Poetik. 321
Lcid nicht hergeben sollen, aber gewiß, er war,
uumittelbar nach Volle,idnng seines Wertes
noch glühend Kon schöpferischer Übertraft, von
der Wahrheit dieses Lobes überzeugt. Um so
seiner Zeitgenosse» und iu seiner eigenen. Schon
leiden diese Lobgedichte ihn gewiß schmerzlicher
beriünt, als die bittersten Angriffe feiner Feinde,
In der Zuschrift des Bastiano de Nofsi an
Orazivl Nucellai erklärt dieser Sekretär der
^eeäcißmiÄ äßlla (ÜI-U3C2, das; ilnu Uon seinen Kom-
niittenten der Auftrag geworden sei, die vor-
Pct!egri»o '>iii!! Trucke zu fördern, daß er es
wage, dn'fc SchriftNuccllain zuzufchreibeu, dessen
zlrniitnisscujw, TaticrtFlorenz, 16, Februar 1854, Hierauf macht derselbe Sekretär der Akademie
bis zum Ekelhaften fortgeführten Bilde von
Mülue, Mehl, Kleie und Mchlbeschanen die
der die Aufschrift- Eamillo Pcllegrino führte,
und in dem sich V< Teil Kleie und kaum V^Mehl
gestellt, in allen Fällen folcher Untersuchung,
lueiin iibcr die 5)älftc mehr Kleie als Mehl vor-
gefunden wird, letzteres für sich zu lonfi^u'ie',,
und nur die Kleie dem Eigentümer zurückzu-
stellen, so sei doch, bei dem Übermaß de? Ui,,
brauchbaren, und da auch das Melil einen nickt
von der Mühle, sondern vom Korn herrührenden
bittere» Geschmack gezeigt, diesmal anch der
kleine Gehalt von Mehl auf die Straße geschüttet
L. Studien zur Ästhetik und Poetik.
Zur Kunstlehre.*)
Grundsatz.
>^!> m'lmn' mir bei diesen Anmerkungen vor,
seinem eigenen Wesen zu fließen scheint. Nie
am Ende entweder von selbst heben, oder, indem
sie nicht wegzuschaffen sind, mir die unmöglich»
Als die Natur lebende, selbständige Wesen er-
schuf, die vom mütterlichen Boden getrennt, und
dunr von der abfolut zwingenden Naturnot-
wendigkeit emanzipiert fortleben und bestehen
sollten, sicherte sie die Fortdauer ihres Werkes
auf die zweckmäßigste Nrt dadurch, daß sie jeder
Vermögen zu wirken, auch uoch ei» Streben
nach Wirksamkeit und eincu unwillkürlichen
2r,n,g nach allem gab, was diese Wirksamkeit
erhalten und vermehren kann,
!,>,V Ci»r,cht»»g, die man im allgemeinen
mit dem Namen Trieb bezeichnet, äußert sich
schon bei den Tieren auf eine höchst merkwürdige
Art. Unter dem Namen des Instinkts bringt
er, besonders in einzelnen Fällen und Ix-i ri»
zelncn Gattungen Wirkungen hervor, die durch
i!,:v Vei„»»stähnlichkeit in Erstaunen setzen,
Immer aber sichert er die Erhaltung und Fort-
P!I>',U-,,!!,ss an, d,e uufchlbarste Weise,
Änüi dem 'N.Viischeu fehlen diese Triebe nicht,
(5r i,at sie al^ >^'lp^,ve>en, nicht in gleicher Stärke, aber ebenso unverkennbar als das Tier?
er hat sie als EmpfinduugZwefcu, und Lieb' und
,var>, ^Wohlgefallen und Abscheu bezeugen nur
Wesen, als erkennendes, wolleudcs, ahncnd-u»
tcilcndcs Geschöpf, sich äußernd i» seinem Streben
Unter hundert Menschen ist kaum einer, der
einen tüchtigen, selbständigen Verstand hat;
unter tausend lanm einer, der eine tüchtige leb-
Verstand nnd Phantasie begabten Menschen kaum
gebracht werden soll.
Wozu also eine Ästhetik, wenn sie weder
Tazu, weil es die Sache eines vernünftigen
Menschen ist, sich Uon allen seinen Handlungen
Schönen ist, so ist sie doch die Probe der Rech-
nung,
Ich hätte fast Lnst jene Einteilung der Ästhc-
an die Seite gesetzt wird. Das Erhabene ist
>''>rc,!,ipnnlte des Schönen, über die hinaus das
Ncich der Schönheit aufhört, in deu Bezirken
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik