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Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Seite - 327 -
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Zur Ästhetik und Poetik. 32? aucmlichieit anzudrucken vermöchte, So nennen wir den Abbe Mezzofanti ei» anßerordenilichcs Sprachtalent, I,i>0b ^ninini, wenn man will, ein icnie. Es bleibt also nichts übrig, als einen fp^ififchen Unterschied zuzugeben und das Genie in die Eigentümlichkeit der Auffassung nnd das Talent in die Geschicklieykeit der Auc^ iU'uug zn setzen, Na leuchtet nun sogleich ein, daß in den geistigen Vestrebungen, die anf Erforschung der Wahrheit, anf Erweiterung unserer Kenntnisse gehen, das Genie und nur das Genie es ist, in dem alles Heil liegt. Wer eine neue Wahrheit gefunden hat, gesetzt, er drückte sich auch su un« belwlsen ans, als «ant oder xx-gcl, ist ein Wohl- tat« des Menschengeschlecht«, Anders aber dürste es in den Künste» sein, gefunden hätte — obwohl mir im ganzen Ve- reich der Poesie kein Dichter bekannt ist, von sich dadurch uur iu die Reihe der Philosophen o5.'r Natiirkuudigen gestellt, als Dichter aber noch gar nichte geleistet, Denn die Kunst besteht rücinihrnng d« Gedankens auf die Wirklichkeit, iu der Darstellung mit einem Worte, Wenn plulosophischen von der poetifchen Idee helfen nwINe, fu wäre dabei wenig gewonnen, denn die poetische Idee ist schon eine Einkleidung, eine sol'liifchcn, uud somit sie selbst schon eine Tar- stellung, Was bei den Philosophen gegenüber der Auffindung des Gcdaukcns Ncbeufache ist: bei dem >lünstler die .Hauptsache! die Kunst ist eben nichts, als der Komplex der Mittel, seine ,,,, muchen. Wer die höchsten Gedanken hat, aber s,V nicht darzustellen vermag, kann ein anßer- urdeutlicher Mensch sein, ein Künstler aber ist la man nnn aber andererseits doch Gedanken haben muß, wenn man ihrer darstellen will, so ist allerdings Genie, verbunden mit dem Talente, Eigentümlichkeit der Auffassung, Hand -in Hand mit der Gabe der Lcbendigmachnng, d.ic> ,vi,'chsie, wa^ die >lnnstwelt auszuweisen hat, Hunderten nicht eiuinnl vor, Nns eigentliche unug genial nnr auf eiueu Teil jcucs wcltbe- glückenden Ganzen gerichtet sein, und da die mit Entschiedenheit, als eine Art Unglimpf, zu- rückweisen, so I)leil,'t für sie vom Genie, mit des Gedankens übrig, 2a kommt nnn zu be- merken, daß in einer Zeit, wo die Ideen fixiert eine gewifse Stärke des Geistes uoranssetzt. Sind die Ideen aber einmal im Flnß, hat'sich die Zeit Uon Ehrfurcht und Ordnung emanzipiert, trouvsr enzemblk, herauszugreifen uud gewalt- tätig zn verbinden, Weun man es nur mit der Züchtigkeit nicht genau nimmt, so hat dann die und ciu Narr im Narrenhause hat mehr origi- nelle Einfälle, als alle Dichter seit Erschaffung Aber auch die Originalität im besten Sinne zugegeben, so ist doch in der Kunstwclt derjenige, der eigentümliche Gedanken hat und sie nicht d, h, ein solcher, der das nicht machen kann, was er machen möchte. Ich bin hier bei dem Puukte angekommen, auf den ich uon vornherein mein Augenmerk der neueren Knust, Wenn ich sage: ohne Talent, so meine ich nicht, als ob diese Gabe der neueren Zeit ganz fehlte. Aber je größer der Gedanke, welches für einen mäßigen Stoff ausgereicht hätte, wird lächerlich, wenn es sich mit einem großen befaßt, uud so habcu wir deun lauter Kunstprodukte, Wenn hierin in Deutschland die bildende Kunst eine Ausnahme macht, so beruht iu ihrer unerforschten Machtvollkommenheit sich entschlossen hat, nach langer Sparsamkeit einige den andern die Richtung geben, Poesie und Musik aber siud gleichmäßig in jenem Grund- übel befangen. Dilettantismus. Das Grundübcl unserer neuesten deuIschen Literatur und >!>iiist schaut mir in dem Vor- herrschen eines gewissen Di let tant ismus zu Ter Dilettant ist ein gesteigerter Liebhaber, Einsicht in das Wesen einer Kunst, ja selbst eigene Ideen von größerem oder geringerem poetischen Gehalte haben, und fehlt ihm bei allem Streben doch das Vermögen einer ge- nügenden Darstellung, Solche Leute kommen Ansfassungsgabe mit Selbsterkenntnis nnd Be» scheidenheit gepaart ist, höchst liebenswürdig nnd interessant. Was sie hervorbringen, entzückt ihre Freunde, weil diese imstande und in der
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Grillparzers sämtliche Werke Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Titel
Grillparzers sämtliche Werke
Untertitel
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
Band
II
Herausgeber
Rudolf von Gottschall
Verlag
Hansa-Verlag
Ort
Hamburg
Datum
1906
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.2 x 15.9 cm
Seiten
552
Schlagwörter
Dramatik, Literatur, Gedichte
Kategorien
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Inhaltsverzeichnis

  1. Jugenddichtungen
    1. Blanka von Kastilien 4
    2. Wer ist schuldig, Lustspiel 72
  2. II. Gedichte 85
    1. Lebensbilder 87
    2. Liebeslyrik 105
    3. Reisebilder 109
    4. Aus dem Reiche der Kunst und Literatur 113
    5. Zeitgedichte 131
    6. Verschiedenes 144
    7. Aphorismen und Sprüche 155
      1. Selbstbekenntnisse 155
      2. Kunst und Literatur 158
      3. Zur Politik und Zeitgeschichte 165
      4. Lebensweisheit 169
      5. Albumverse 171
  3. III. Erzählungen 175
    1. Der arme Spielmann 177
    2. Das Kloster bei Sendomir 194
  4. IV. Satiren 207
  5. V. Studien 221
    1. Studien zur Literatur 223
      1. Zur deutschen Literatur 228
      2. Zur spanischen Literatur 254
      3. Zur englischen Literatur 307
      4. Zur französischen Literatur 315
      5. Zur italienischen Literatur 319
    2. Studien zur Aesthetik und Poetik 312
    3. Studien zur Geschichte und Zeitgeschichte 349
  6. VI. Biographisches 373
  7. VII. Aphorismen 519
    1. Zur Philosophie und Religion 521
    2. Zur Welt- und Menschenkunde 529
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