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Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Seite - 337 -
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L. Zur Ästhetik und Poetik, 33? Tcr Nlinde und der Tehcnde. Ncr Sehende: Welch herrlicher Garten! Der Bl inde: Ja, ja, es geht nock) an! Wir haben uns heiß gegangen; die Lnst weht er- quickend, — Uph — Meine Nase feticrt sich init Tcr Sehende: O! daß Sie doch ganz ge- nießen lönnten! Arincr Mann! Ner Blinde: Ganz? Ich tue es, — Niese Blätter, wie samtweich! Tiefe Birne — Oh! — wie schmackhaft, wie saftig! Nie Birnen find denn doch eines Gartens hauptzicrde. Man weiß doch, was man hat. Der Sehende: Und diese Blume»! Welche Farben! Ner Blinde: Farben? Was will das sagen? Ner Sehende <l«l l>ch)- Armer Unglücklicher! Der Blinde: Farben, Ich habe öfters lchon von Farbe» reden hören. Mir scheint das ganze Wort Unfinn, Ncr Sehende (ablcnwid)- Horchen Sie, Der Bl inde: Nicht doch! Bei der Farbe geblieben! Merken Sie das Wortspiel? Von der Farbe zu reden. Definieren Sie mir die Farbe, Der Sehende: So was definiert sich auch! 2ie ^arbe selbst vielleicht zur Not, aber auch ihr Nciz? Der Vlindc: Nicht wahr? Was ist Farbe? Antwort! He, he, he, Antwort! Hört man die Farbe? Niecht man sie? Schmeckt man fie? — Antwort! Ter Sehende: Unglücklicher, man sieht fie. liegt darin, daß letztere in der Regel keiner Ab- strakt,on fähig sind und »ur das bewundern billigeu. Das Unerwartete darf allerdings und soll in es Wirten wie ei» Notwendiges und durch sich selbst Gerechtfertigtes, Unfer Entzücken über ein Kunstwerk ist offen- bar ans diefcn drei Empfindungen znsammcn- gescht: Das ist nicht bloß möglich; das ist! Punkt vereinigt, so eins mit meinem Wesen habe ich es selbst in der Natnr nicht gefehcn! — Und das hat ein Mensch geinacht! — zum Schaffen in der Kunst als notwendig be- zeichnet wird? Es ist nicht jene Steigerung der Gemüts- und Geisteskräfte, die, von ähnlichen physischen Zuständen begleitet n»d unterstützt, gewöhnlich mit einem solchen Namen bezeichnet Wird, Tiefe Begeisterung ist bloß tcilF die äußere Erscheinung, teils die Folge einer voraus- gegangenen anderen Ursache, Sonst würden ja standcs, einer Art geistig-körperlichen Trunken- heit heiße» müssen, Tic eigentliche Begeiste- rung ist die Kunzentratio» aller Kräfte nnd Augenblick die ganze übrige Welt nicht sowohl verschlingen, als repräsentieren mnß. Nie Steigerung des Seelenznstandes entsteht da> ei,,,-,c!nen Gegenstandes gebracht, sich berühren, wechselseitig unterstützen, heben, ergänzen, Tnrch herausgehoben — statt nnr an der Oberfläche, von allen Seiten umleuchtet, durchdrungen — gewinnt Körper, bewegt sich, lebt. Dazu gehört aber die Konzentration aller Kräfte, Nnr wci^i das Kunstwert für den Künstler eine Welt war. wird es auch eine Welt für den Bcschaner, In neuerer Zeit aber breite» sich die Richtungen zu sehr aus, Ner Naum des Kunstwerkes scheint dcni »ünstler zu eng, er will daneben und da> zwischen noch dies und das, und wie ihm das Gefühl der Notwendigkeit des Geschaffenen fehlt, stellt es fich auch bei dem Beschauer uicht ein. Nie neueste Zeit unterscheidet sich von ihrer Vorgängerin nnch darin, daß sie in allen Tinge» eben anch nur Nachahmungen oder Umkehrungen oder Verwechselungen längst dagewesener, allge< dadurch entstanden, daß die improvisierte» Gene- rale der französischen Revolution instinltmäßig die Kriegführung der wilden Horden nachahmten endlich der letzte Vervollkommner der tanniba» lischen Methode in eigener Waghalsigteit ein fand. Und so wird das System in künftigen Mann von. Geist etwa die onundn,!^' i^iedr»ch>L des Großen als eine neue Neuheit l!ervorsucht feldeu Waffen besiegt, die sie siegreich ver» spottete. Was von den garstigen Künsten gilt, gilt auch von den schone», Sie habe» sich i» neuester Zeit sämtlich erweitert, weil sie teils in i!,re wechselseitigen Gebiete, teils in die Prosa hinübergriffen, »nd halte» fich min für reicher, weil fie mehr Geld in der Kassa haben. Ich will hier vorzugsweise von der Musil sprechen; einmal weil ich sie liebe nnd immer einzige Kunst ist, in der wir, Teutsche einen
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Grillparzers sämtliche Werke Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Titel
Grillparzers sämtliche Werke
Untertitel
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
Band
II
Herausgeber
Rudolf von Gottschall
Verlag
Hansa-Verlag
Ort
Hamburg
Datum
1906
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.2 x 15.9 cm
Seiten
552
Schlagwörter
Dramatik, Literatur, Gedichte
Kategorien
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Inhaltsverzeichnis

  1. Jugenddichtungen
    1. Blanka von Kastilien 4
    2. Wer ist schuldig, Lustspiel 72
  2. II. Gedichte 85
    1. Lebensbilder 87
    2. Liebeslyrik 105
    3. Reisebilder 109
    4. Aus dem Reiche der Kunst und Literatur 113
    5. Zeitgedichte 131
    6. Verschiedenes 144
    7. Aphorismen und Sprüche 155
      1. Selbstbekenntnisse 155
      2. Kunst und Literatur 158
      3. Zur Politik und Zeitgeschichte 165
      4. Lebensweisheit 169
      5. Albumverse 171
  3. III. Erzählungen 175
    1. Der arme Spielmann 177
    2. Das Kloster bei Sendomir 194
  4. IV. Satiren 207
  5. V. Studien 221
    1. Studien zur Literatur 223
      1. Zur deutschen Literatur 228
      2. Zur spanischen Literatur 254
      3. Zur englischen Literatur 307
      4. Zur französischen Literatur 315
      5. Zur italienischen Literatur 319
    2. Studien zur Aesthetik und Poetik 312
    3. Studien zur Geschichte und Zeitgeschichte 349
  6. VI. Biographisches 373
  7. VII. Aphorismen 519
    1. Zur Philosophie und Religion 521
    2. Zur Welt- und Menschenkunde 529
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