Seite - 348 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Bild der Seite - 348 -
Text der Seite - 348 -
348 V, 3t»dien.
hcit. Seiner Bnsis kann aber nichts Fort-
schreitendes »ugeslrlift »»tre» loerden, daruu,
auch nie die Poesie dem Begriff, nno die Mufil
ine dcm Ti»»e,
Philipp V, ließ sich vo» Farinelli durch
-lll Jahre täglich vor dem Schlasengeln'n ei»
?)!a»chc Eindrücke des Ger»chfin»s habe»
niit denen des Gehörs <we»n es iu eui^lnei,,
gehauenen Tönen affizicrt wird) eine auffalleude
Ä!,»lie!,teit hinsichtlich der Ärt ilner ^,rl'»»g
auf das Gemüt (nämlich unmittelbar alo ',','e>ven
reiz),
Tind die Molltonarten nicht die Weiber
der Musik? die sich von ihre»! Vater (der ?n>
tonart, von der sie entstanden) trennen uud die
Vorzcichnung ihres Gatte» (der Tnrtonart ihrer
»nächsten Verwandtschaft) amiehmcn?
Ist diese Ivohltemfterierte Stimmung der
Quinten müssen so viel ab- und zugeben, da»
mit uur das Ganze einen irgend erträglichen
Zusammenklang erhält! Was iverde» dir i»!er
efsanten Kinder alltäglich, wenn sie, als Er-
wachsene, unter dem Sinn,»Hammer der ge-
selligen Verlialtniffe durchgegangen sind! Arme
zweite Stufe niit deineu verstüminelten Glied»
etwas, was dem andern nützt? Ist drn» »i^I t
jede Realität ei» Vorzug?
Weuu eine Violinsaite gestrichen wird, so
klingen die Saiten einer danebenlicgenden un-
beriihlten Geige mit. Wie, wenn ein ähnliches
zu unterscheiden, so gerät schon mein ganzes
Ucse» in eine zitternde Bewegung, dereu ich
nicht Herr werden kann.
Wenn der Text der Oper Ton Inan, die
Mozart komponiert hat, unmittelbar, wie nicht
zoi,l» ist, so kann man der Kunst des Be-
arbeiters, seiner Kenntnis dessen, was zur Oper
gehört, und tiefen Linsicht in das Wesen der
Musik nicht genug Gerechtigkeit widerfahre»
laffe», Tie Bearbeitung ist ein Muster für alle
ähnlichen, und Kind hätte wohlgetan, sie sich bei
seinem Freischütz zum Muster zu nehmen. iange dem ^u,>!!>' uäln'r s!!>,,>, auf dem ^!x'l't>
hoven anfhörte, Tie l2>»pn,,d!i!,,i >!er:s,l>l »oel,
5.wr »l,>er die Forin, '>,',,! u>n> l!,ue»dcr :>>enV
aber lernte er, o!>»e Sllmdcii sur die ^,»pf>',:>
sie der Form »»terziwrdnen, sie zu ge»
»>>i-> Brelln'rc» immer mehr ver-
lernt hat,
Beethoven-? »aelUeilige ^nluuqeu auf oic
Kunstwelt, »»geaclüel senie^ h^üe,,, »icltt genug
eines MAsiters, die Feinlieit »ni> ^iiä'ligteit dec>
Ohrs, unter seiue» ge»>agle» ^uiannuenjenuugen
>!»d dem »ur gar ,;» oft e,nge»iife!ne» ^onge>
heul und Gebrüll,
2, Tnrch seine überlürifche» 3pri,uge er
daß er am Lude für al!e'> .',!i,a,»me>,fassen zu
lose sei» »'ird
3. Macl'i fei» Iiä»fige-> llderlreten der ^'xiel»
diese a!> eull'clnl!«'!! scheinend, indeo sie doch
die Äuoiprüche de>> gefuude», unbefangenen
Intereffaute, Starke, Erschütternde, 3r»»!e».-
machende: ein Tanfch, l>ei deni, vo,i allen
Künsten, gerade die Musit aui udelsie» s>!lnt,
stellung der Natnr als Hauptaufgabe, die ander»
jene des Gedankens, So sehr mm der eigent-
liche Maler beides vereinigen müßte, so ist doch
nicht zu leugue», das;, die SpalNmg einmal al^
vorhanden zugegeben, die erstere Klasse im Vor-
teil ist, Tenn wer die Natur nachahmt, be-
lommt jeue Gedanken, die in der Natur selbst
iegen, gratis in den Kanf mit, indes in dem
Gedanken keineswegs noch die anßcre Natn»
wahrhcit mit eingeschlossen ist.
Wer 0<e Arien der Eonstanze in der Ent-
fiihruug hört, merkt, daß Mozart in feinem Aw Nie Teutschen sind in der neueste» Zeit sel>r
großer Kii»sller den Werken ihrer Reise omi»
ziehen. Ob ihnen dabei nicht der Verdacht
kommt, daß sie vielleicht im allgemeinen knabcn»
hafte Forderungen an die Kunst machen!
Eigentliche Ideenmaler sind die Kinder. Vci
diesen ist ein vierbeiniger Schrägen und daranf
ein paar senkrechte Striche niit einein Säbel
und Fcdcrbnsch, ein hnsar, Tas drückt die Idee
Nieser »eueren deutschen Malcrschnle fehlt,
bei manche» Vorzüge», doch die starke Empfin-
dung der Natnr, Überall bloß Gedanken- und
Gcsühlszwccke,
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik