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410 X' I, V i o g r a p l,, >
lichen Wundärzte waren derselben Meinnug, Es
sei kein Knochenbrnch vorhanden, und in ncbt
bis zehn Tagen werde der Paiient ,>,
verlassen tonnen, TeZ andern Morgens ri,tti
der Graf mit einem Anliegen l,ervor, Ter !öof
werde in einigen Tagen von ".^ 'eapel abreisen.
Krank, in einem fremden Lande mit zwei Ve>
dienten, von denen keiner ein Wort italienisch
verstel,e, zurückzubleiben, sei ihm uneilräglich,
ol> ich mich entschliefe,! tönue, ineiue eigene
Abreise aufzuschieben nnd die lnr^e ^eii bei
ihm ans,',nl!alten, bis er wieder transportabel
sei^ er wiirde mich dann zurückbringen, bis
er wieder mit dcni Hofe znsammentrefse, ioo
ich dann Herr meiner weiteren Besnmmnngen
fei. Ich hatte den Mann lieb gewonnen, war
durch sein Wohlwollen zu Tante verpflichtet,
es handelte sich nur um acht oder zehn Tage;
suchen wollte ich nicht, da ich schon dein Tn'nst
stehenden Befördern,,g war. Ich erklärte da-
her, das!, wenn 3e, Majestät der «aiser mich
llrlanb verlängere, ich allerdings bei iln» auf-
halten wolle. Ich erhielt demnach eine ^n
schrist von dem Qberstkänimerer und R'eise«
mnrschall Grafen Wrbua, nach deren Inlialt
Le, Majestät meinen Antrag, bei dem trauten
böchster Peiuilliguug auunhiui wegen Ver-
änderte sich die Lag? der Tinge, Gleich nach
dem Unglückofalle war ein Stabsarzt von Mai«
warf die Behandlungsart der italieüischeu Ar/,te,
recht hatte. Während die Ärzte stritten nud
der österreichische Militärchirurg unabänderlich
sein Tbstem befolgte, verstrich die Zeit, stalt
einer Woche unißte ich drei oder vier in kochen
in Neapel bleiben, da der Graf mich durchaus
nicht von fich lassen wollte, wäbreud welcher
Zeit ich, mit Ausnahme der Wohnung, durch-
ich follte die Quittung der Gastwirte bei-
bringen, bci denen ich zu Mittag und zu Abend
gegessen hatte, so daß ich die Teiche mit Lkel
fallen lien. Als wras Wuriubrand eudlich die
Nnckreise antreten konnte, war, wie früher mein
Urlaub, so jetzt mein Reisegeld zn Ende, und
ich mußte notgedrungen seine,i Autrag an-
nchme», mich bis nach Wieu zurückzubringeu. zu behalten, u,i>l,, ,vie ich später erfnlir, aller»
dingc- fnr den ^etretär dei >,>üs^!in ausgab.
Ich erhielt de!N',ns>>I,ie ein arliqeo Apparlenient
von uielneven ^>e,,nnl,ein, päüsiüch^ Equipage
uebst ^edieuieu und e,n,-n Abdaie, der i,n
^rieg^deparienienr «ngesiellt U>ar, zur Ve-
gleitnug. ?a > deuu ein toiuis'lier
Auftritt, Iu !Uli,,eni Znn,uee an,ie>o,nn,en,
warf ich die «leider von mir nnd wnsch Gc»
sielit nnd >?ände anss naclidriicklillü'ie, llitter»
dessen war der ^taal'-setrelär, «ardinal Eon'
salvi, angekouiuieu, um d,'n ilberstbofmeis>er der
«aiserin zn tonivliinentierei! ^ er ersnhr, daß
der ^etreiär Ihrer Mnjeslät in dei>
gleitn,,g sei, nnd wollte anch diese,» alle >>of-
lielüeil exveisen, P>b ,^i>!> osfnen sich die Tilreu
ineiuec» ^unmei^, päpsüiaie '^eoieute reißen die
Flügel nnf, und der ilardinal Eonsalvi tritt
ein, Ich streife die anfgesireilten >.x',ndär,uel
herab und eile ans meine,, )!>ock zn, den ich
nebeu der Tür ans eineu 3!l,I,l niedergelegt
hatte, «ardiual Eonsalvi b^'niertt > ^
wegnug, ergreist meine,i Üioct und präsentiert
ilm niir, eine Ehre, die wohl wenigen Meuscheu
!viderfal>reu ist, Eiue zioeite Ehre ü'iderfulir
mir, infolge ,neiner augeinaßteu Würde, am
Peter« und Paulvsesle in der ^eter^ürch,' I^ni
Piuö der siebente, der von diese,n Auobleibeu
des Grase,i nichts wnßte, unhiu mich für ihn,
blieb im Vorbeigehen beim Oratorium stehen
nud erteilte mir. ein^n ^pezialscgen iu aller
Form,
Tafür sollte ich aber auch für eiuen ^.^ang^l
an kirchlicher Pietät empfindlich gestraft werden,
Vei meinem ersten Anfentlialte in Rom hatte,
mir der österreichische Gesandte, Fü>>'
nih, der mich samt seiner Familie anfs lie-
benswürdigste empfing, angetragen, mich mit
mehreren nuderu Laudsleutcn dem Papste vor-
zustelleu. Ich !var immer eiu Feiud folcher
leerer Tchaustellungcn, besonders aber, >vie ich
gestehen muß, schreckte mich die damit uer^
buudene Verbindlichkeit des ^aiidtiisses ',i,rü^k.
Ich lehnte daher ab und sollte jent bestraft
werde,i, Jude,» ich zum lctztcumal die Peiers»
kirche besehen wollte, begegue ich einem
Tchaffgotschc, ciucm iuucrlich uud äußerlich
>l'o!'ll>>il!>afs^,e,!, liebenswürdigen, schlei,i>I>> n
Edeliuann, Als Katholik in einem großenteils
protestautischcu Lande war er dcm Papste vor-
zugslucise interessant, uud er hatte dnhcr schon
mehrere Male Unterredungen mit ihm gehabt.
Jetzt trug er ein großem Paket uutcr dem
Arme, Es waren Rosenkränze, die er gekamt
nnd der Papst ihm zu segnen versprochen hatte.
Mir fiel ciu, daß ich mehrere meiucr weib-
lichen Bekannten durch solche Noseulräü
crfivneu tonnte, Tcr Laden, wo sie seil standen,
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- II
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.2 x 15.9 cm
- Seiten
- 552
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik