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Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Seite - 419 -
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VI, Viugraftht'Iches zugsweise Bcsäiäftigung mit Büchern, mit gute» nämlich, er,;engt meine Gewohnheit, intei« essiert zu sein, die sich endlich zum Bedürfnis steigert, meldst init geistlosen Menschen kann ich unigehen, wenn irgend ein Chnraktcrzng, ja eine unschuldige Verlehrtheit hervortritt, die li»cn Nntnüpfungspuukt darbietet, Heiter zu sein, ja selbst ^paß zu machen, fällt mir unter solchen Umständen nicht schwer, nur darf es nicht zu lange dauern oder sich zu oft wieder» holen; weun die Situation ausgekostet ist, hat der Reiz ein Ende, Unerläßliche Bedingung gehindert gehen lassen kann; treten Rücksichten ein, die diese Freiheit der Bewegung Hymnen, dann wird mir der Zustand unleidlich, Gegen- über von unbedeutenden, gleichgültigen, oder wohl gar übelwollenden Personen, weiß ich mir liegen eine Menge Mittelstufen, deren ich mich in solchen Fällen schon mit Glück bedient habe. Sind es aber gute, wohlwollende, etwa gar Personen, denen ich zu Dank verpflichtet bin, so gerate ich in einen Zustand der Abspannung, der sich nur durch die Willkürlichkeit der äußeren daß ich mich dieses Mangels an .Herrschaft über meine Stimmung, nicht vor andern, son- dern vor mir selbst schäme, gerate ich immer tiefer hinein, ein geistiges Dunkel umgibt mich, und ich weiß kaum mehr, was ich tue oder sage, uiertcn Frau; aus zwei herangewachsenen Töchtern die Geist haben mochten, sich aber immer in den Nedeschrankcn wohlerzogener Komtessen etwas Spöttisches hatte, ohne durch ihr Wesen dazu berechtigt, oder aus jeucr Sphäre heraus zu sein, die selbst zum Gegenstande des Spottes mcultt; aus zwei Söhnen, Uon denen der eine später für kurze Zeit eine bedeutende Rolle ge- Knabcn von 14 bis 15 Jahren waren, Dazu !am ein Hofmeister, der in die Familienver- hältnisse genug eingeweiht war, um in das leerste Gewäsch ein Wort mit hineinwerfen zu tonnen, der aber im Bewußtsein der Atmosphäre cssantes zur Sprache zu bringen, obwohl er ein zwar etwas verworrener, aber wirklich be- deutender Mensch war. Wenn sich nnn noch Besuche vou adeligen Familien aus der Nach- barschaft oder Uon Diplomaten zweiten Ranges aus der ehemaligen Sphäre des Grafen ein- stellten, so gab das ein Gemenge und Getrcibe, dem meine Kopfnerven durchaus nickt gewachsen sich die Diplomaten, und icl, mußte in der Folge oft seufzen, wenn ich dieselben Namen in den politischen Verbandlnngen srühercr Zeit hielten den Grafen mit einer ungeslil>,,en bei ihrem gegenwärtigen Wirte nur 3losf zu Iwifchcnträgereien für die Unterhaltung der cbeu jetzt Verspotteten suchten, Der Graf wnnte das so gut als ich, es kümmerte ihu aber nicht, Männer seiner Zeit und übte über sich selbst eine unglaubliche Gewalt aus. Für das Ge- sellschaftliche war ihm freilich die Langeweile der Hofzirtel und der diplomatifchcn Salons eine gute Vorübung gewesen; deinnngcaclüet aber blieb es bewunderungswürdig, wie er jeder Lage eine Seite abzugewinnen wußte, um sich selbe Gewalt, die er über sich ansübte, forderte er aber auch, mit Recht, Uon jedem eigent- lichen Manne, und ich bin überzeugt, daß er mir mein knabenhaftes Hcrnintanmeln sehr übel nahm, obgleich er nie davon ein Zeichen gab, energische Herausreiße» unmöglich machte, Wic nun nuch immer, das Verhältnis ge- staltete sich mir als unleidlich, und als des nächsten Sommers die Zeit des Landaufent- halts herauskam, benutzte ich eine leichte Un- päßlichkeit, nni mich der Begleitung zn cnt- tresfliche Mann hat mich über alles das wahr- scheinlich mehr entschuldigt, als ich mich selbst. Nie weit es aber doch etwa auf seine Ge> siuuuug wirkte, konnte nicht deutlich werden, Es war bei der Zensur eingereicht worden, dort aber verschwunden. Es wnßte niemand, wo es hingetommen sei, Anfangs hieß es, Ich ging denn zu Geutz, Noch erinnere nh mich des widerlichen Ein- drucks, den die Wohnung des Mannes anf mich machte. Der Fußboden des Wartesalons wnv sank und eine Art Seekrankheit belnin, Anf allcn Tischen und iiommoden standen Glasqlmten mit eingemachten Früchten, zum augenblicklichen Schlafzimmer endlich lag er selbst auf einem jcl'',nvweißen Vette im granseidcnen Schlafrocke, Rings herum Inventionen und Vequcmlich- 27"
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Grillparzers sämtliche Werke Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band II
Titel
Grillparzers sämtliche Werke
Untertitel
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
Band
II
Herausgeber
Rudolf von Gottschall
Verlag
Hansa-Verlag
Ort
Hamburg
Datum
1906
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.2 x 15.9 cm
Seiten
552
Schlagwörter
Dramatik, Literatur, Gedichte
Kategorien
Weiteres Belletristik

Inhaltsverzeichnis

  1. Jugenddichtungen
    1. Blanka von Kastilien 4
    2. Wer ist schuldig, Lustspiel 72
  2. II. Gedichte 85
    1. Lebensbilder 87
    2. Liebeslyrik 105
    3. Reisebilder 109
    4. Aus dem Reiche der Kunst und Literatur 113
    5. Zeitgedichte 131
    6. Verschiedenes 144
    7. Aphorismen und Sprüche 155
      1. Selbstbekenntnisse 155
      2. Kunst und Literatur 158
      3. Zur Politik und Zeitgeschichte 165
      4. Lebensweisheit 169
      5. Albumverse 171
  3. III. Erzählungen 175
    1. Der arme Spielmann 177
    2. Das Kloster bei Sendomir 194
  4. IV. Satiren 207
  5. V. Studien 221
    1. Studien zur Literatur 223
      1. Zur deutschen Literatur 228
      2. Zur spanischen Literatur 254
      3. Zur englischen Literatur 307
      4. Zur französischen Literatur 315
      5. Zur italienischen Literatur 319
    2. Studien zur Aesthetik und Poetik 312
    3. Studien zur Geschichte und Zeitgeschichte 349
  6. VI. Biographisches 373
  7. VII. Aphorismen 519
    1. Zur Philosophie und Religion 521
    2. Zur Welt- und Menschenkunde 529
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